David d'Angers

[550] David d'Angers (spr. dangschē), Pierre Jean, franz. Bildhauer, geb. 12. März 1788 in Angers, gest. 5. Jan. 1856 in Paris, erhielt den ersten Unterricht im Zeichnen von seinem Vater, einem Holzschnitzer, und kam dann nach Paris, wo er in das Atelier des Bildhauers Roland trat. 1810 nahm ihn auch der Maler David in sein Lehratelier auf. 1811 gewann er mit einem den Tod des Epameinondas darstellenden Relief den römischen Preis. In Rom nahm er sich vornehmlich die Antike zum Muster und arbeitete auch einige Zeit in Canovas Atelier. 1816 kehrte er nach Paris zurück, wo er bald eine lebhafte Tätigkeit entwickelte. Mit seinem ersten Werk, der Statue von Ludwig Condé (Schloßhof zu Versailles), einer Arbeit voll sprühenden Lebens und von einer damals ungewöhnlichen Kühnheit der Bewegung, stellte er sich sofort in schroffen Gegensatz zu der herrschenden klassizistischen Richtung und hielt am Realismus mit einer starken, stetig wachsenden Betonung des physiognomischen Ausdrucks bis zu seinem Tode fest. Die Fruchtbarkeit seiner Phantasie und die Leichtigkeit im technischen Schaffen begünstigten eine äußerst umfangreiche Tätigkeit, die sich freilich oft in dekorative Flüchtigkeit verlor. 1828 besuchte er Weimar, 1834 München, Stuttgart, Berlin und Dresden. Das Ergebnis dieser Reisen waren die Büsten Goethes, Schellings, Danneckers, Tiecks und Rauchs, sämtlich in kolossaler Größe modelliert; die Goethebüste, die der Künstler 1831 dem Dichter als Geschenk zusandte, befindet sich in der Bibliothek zu Weimar. 1835–37 war D. mit der Ausschmückung des Giebelfeldes am Pantheon beschäftigt, in dem er die berühmtesten Männer Frankreichs seit der Revolutionszeit um das dankbare Vaterland gruppierte. Andre Werke Davids sind: Bonchamp, in der Kirche St.-Florent-le-Vieil, 1824; ein griechisches Mädchen, das einen Lorbeerkranz auf Botzaris' Grab niederlegt; Talma, im Théâtre-Français; Grabmal des Generals Foy, auf Père Lachaise, 1831; Philopömen, im Louvre; Cuvier, in Mömpelgard und im Jardin des Plantes zu Paris; Corneille, zu Rouen, 1834; Raeine, zu La Ferté-Milon; Jean Bart, in Dünkirchen, 1845; die Reihe der komischen und tragischen Dichter im Schauspielsaal des Odéon. Mit den Jahren wuchs seine Luft an der menschlichen Physiognomie dergestalt, daß er auf alle berühmten Männer Jagd machte und ihre Züge wenigstens in Medaillons festhielt, deren vollständigste Sammlung, 550 an der Zahl, sich im Louvre befindet. In der Politik radikaler Oppositionsmann, gab er mit Carnot Barères Memoiren heraus und war auch Mitglied der Konstituante von 1848. Nach dem Staatsstreich aus Frankreich verbannt, erhielt er später die Erlaubnis zur Rückkehr. In seiner Vaterstadt ist ein Museum begründet worden, das seinen Namen trägt und seine sämtlichen Werke in Abguß oder Skizzen enthält. Auch wurde ihm daselbst ein Standbild (von L. Noel) errichtet. Vgl. H. Jouin, D., sa vie, son œuvre, ses écrits. etc. (Par. 1878); Derselbe, D. et ses relations littéraires (das. 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 550.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika