Duval

[315] Duval (spr. düwall), 1) Valentin, franz. Gelehrter, geb. 12. Jan. 1695 zu Arthonnay in der Champagne aus einer armen Bauernfamilie, gest. 13. Sept. 1775 in Wien, hieß eigentlich Jameray, erlernte als Hirt der Mönche des Klosters Ste. – Anne bei Lunéville aus Büchern ohne alle Anleitung Mathematik, Astronomie und Geographie, setzte dann, unterstützt von Herzog Leopold von Lothringen, seine Studien fort, ward von dem Herzog zu seinem Bibliothekar und zum Professor der Geschichte an der Ritterakademie zu Lunéville ernannt und ging, als Lothringen 1735 an Frankreich fiel, zugleich mit der herzoglichen Bibliothek nach Florenz, von wo ihn Kaiser Franz I. 1745 als Vorsteher der Münz- und Medaillensammlung nach Wien berief. Seine »Œuvres« (fast nur numismatischen Inhalts) wurden von Koch (Petersb. u. Basel 1784, 2 Bde.; Par. 1785, 3 Bde.) herausgegeben. Vgl. Kaiser, Leben Duvals (Nürnb. 1788).

2) Amaury, franz. Altertumsforscher, geb. 28. Jan. 1760 in Rennes, gest. 12. Nov. 1838 in Paris, wirkte längere Zeit als Gesandtschaftssekretär in Neapel und Rom, verließ 1797 den Staatsdienst und begann mit Chamfort, Ginguené, Say u.a. die »Décade philosophique«, die 1807 mit dem »Mercure de France« vereinigt wurde. Er schrieb den Text zu Denons »Monuments des arts du dessin chez les peuples tant anciens que modernes« (4 Bde.), zu Baltards »Paris et ses monuments« (3 Bde.) und zu Moisys »Fontaines de Paris, anciennes et nouvelles« (1813) und besorgte die Ausgabe des Montaigne (1820) und Scarron (1821).

3) Alexandre, franz. Bühnendichter, Bruder des vorigen, geb. 6. April 1767 in Rennes, gest. 9. Jan. 1842 in Paris, machte im Seedienst den amerikanischen Krieg mit, widmete sich nach seiner Rückkehr eifrigst dem Geniewesen und der Baukunst und wurde 1790 Schauspieler. Nachdem er mehrere Jahre hindurch die Direktion verschiedener Theater geführt, wurde er 1812 Mitglied der Akademie und 1831 Verwalter der Bibliothek des Arsenals zu Paris. Seine Stücke, die sich durch geschickte Komposition, interessante Situationen und seinen Dialog auszeichnen, haben unter dem ersten Kaiserreich großen Beifall gefunden. Die besten sind: »Édouarden Écosse« (1802); »Le tyran domestique« (1805); »La jeunesse de Henri IV« (1806); »Le chevalier d'industrie« (1809); »Le faux bonhomme« (1821). Von seinen Operntexten ist »Josephen Egypte« (1807) mit Méhuls Musik weltbekannt geworden. Seine Theaterstücke, von denen die meisten ins Deutsche übersetzt worden sind, erschienen gesammelt in seinen »Œuvres« (Par. 1822–25, 9 Bde.). Außerdem schrieb er: »Le misanthrope du Marais, historiette des temps modernes« (Par. 1832) und »De la littérature romantique« (1833), worin er Victor Hugo anklagt, den Niedergang der dramatischen Kunst verschuldet zu haben, u.a.

4) Mathias, Anatom, Sohn von Joseph D.-Jouve (s. unten), geb. 7. Febr. 1844 in Grasse, studierte in Paris, wurde Prosektor in Straßburg, Direktor des anthropologischen Laboratoriums, Professor der Anatomie an der École supérieure des beauxarts und 1885 Professor der Histologie an der medizinischen Fakultät. Er schrieb: »Cours de physiologie« (1872, 8. Aufl. 1897); »Manuel du microscope dans ses applications an diagnostic et à la clinique« (mit Lereboullet, Par. 1873; 2. Aufl. 1877); »Précis de technique microscopique et histologique« (1878); »Précis d'anatomie à l'usage des artistes« (1881, neue Ausg. 1901); »Leçons sur la physiologie du système nerveux« (1883); »Le Darwinisme« (1885); »Atlas d'embryologie« (1888); »Précis d'histologie« (2. Aufl. 1900); »Anatomie et physiologie animales« (mit Paul Constantin, 1892); »Histoire le l'anatomie plastique« (1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 315.
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