Falke [4]

[289] Falke, 1) Johann Ernst Ludwig, Tierarzt, geb. 20. April 1805 in Rudolstadt, gest. 24. Sept. 1880 in Jena, studierte 1824–27 in Dresden und Berlin, wurde 1829 Lehrer am Tierarznei-Institut zu Dresden, ging 1832 als Tierarzt nach Rudolstadt, wurde 1840 Landestierarzt und 1847 Lehrer der Tierheilkunde in Jena. F. schrieb. »Lehrbuch über[289] den Hufbeschlag und die Hufkrankheiten« (Leipz. 1848, 2. Aufl. 1859); »Lehrbuch der gesamten Tierarzneiwissenschaft« (das. 1855, 3 Bde.); »Die Prinzipien der vergleichenden Pathologie und Therapie der Haussäugetiere« (Erlang. 1360); »Die Lehre von den Krankheiten der Zucht- und der jungen Tiere« (Leipz. 1367); »Tierärztliche Jahrbücher« (das. 1878–80).

2) Johannes, Historiker, geb. 20. April 1823 in Ratzeburg, gest. 2. März 1876 in Dresden, studierte zuerst Theologie, widmete sich aber dann der Poesie und Kulturgeschichte, wurde 1856 erster Sekretär am Germanischen Museum, sodann 1862 Sekretär und 1864 Archivar am Hauptstaatsarchiv in Dresden. 1856–59 gab er im Verein mit J. Müller die »Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte« heraus und schrieb außer zahlreichen Abhandlungen in Zeitschriften eine »Geschichte des deutschen Handels« (Leipz. 1859–60, 2 Bde.); »Die Hansa als deutsche See- und Handelsmacht« (Berl. 1862); »Geschichte des Kurfürsten August von Sachsen in volkswirtschaftlicher Beziehung« (Leipz. 1868) und »Geschichte des deutschen Zollwesens« (das. 1869).

3) Jakob von, Kultur- und Kunsthistoriker, Bruder des vorigen, geb. 21. Juni 1825 in Ratzeburg, gest. 9. Juni 1897 in Lovrana bei Abbazia, widmete sich in Erlangen und Göttingen philosophischen Studien und wurde 1855 Konservator am Germanischen Museum in Nürnberg, wo er mit A. von Eye (s.d.) mehrere Bilderwerke herausgab. 1858 vom Fürsten Liechtenstein als Bibliothekar und Direktor seiner Gemäldegalerie nach Wien berufen, erhielt er 1864 zugleich die Stelle eines Kustos am k. k. österreichischen Museum für Kunst und Industrie und wurde 1871 zum Regierungsrat und 1885 zum Direktor des Museums an Eitelbergers Stelle ernannt. 1895 trat er in den Ruhestand. F. ist vielfach als Schriftsteller des kulturgeschichtlichen und kunstgewerblichen Faches mit großem Erfolg tätig gewesen, wobei ihm insbes. eine seltene Gabe, die Resultate der wissenschaftlichen Forschung durch gediegene populäre Darstellung zum Gemeingut aller zu machen, Anerkennung erwarb. Von seinen Schriften sind zu nennen: »Die deutsche Trachten- und Modenwelt« (Leipz. 1858); »Die ritterliche Gesellschaft im Zeitalter des Frauenkultus« (Berl. 1862); »Geschichte des modernen Geschmacks« (Leipz. 1866, 2. Aufl. 1880); »Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein« (Wien 1868–83, Bd. 1 bis 3); »Die Kunst im Hause« (das. 1871, 6. Aufl. 1897); »Zur Kultur und Kunst. Studien« (das. 1878); »Hellas und Rom« (kulturgeschichtliches Prachtwerk, Stuttg. 1879); »Kostümgeschichte der Kulturvölker« (das. 1880); »Ästhetik des Kunstgewerbes« (das. 1883); »Der Garten, seine Kunst und Kunstgeschichte« (das. 1885); »Die k. k. Wiener Porzellanfabrik« (Wien 1886); »Geschichte des deutschen Kunstgewerbes« (in Grotes »Geschichte der deutschen Kunst«, Berl. 1888); »Aus dem weiten Reiche der Kunst«, ausgewählte Aufsätze (das. 1889); »Geschichte des Geschmacks im Mittelalter« (das. 1892); »Aus alter und neuer Zeit; neue Studien zu Kultur und Kunst« (2. Aufl., Berl. 1895); »Lebenserinnerungen« (Leipz. 1897).

4) Gustav, Dichter, Neffe der beiden vorigen, geb. 11. Jan. 1853 in Lübeck als Sohn eines Kaufmanns, verlor früh den Vater, widmete sich anfangs dem Buchhandel, seit 1874 der Musik und lebt als Klavierlehrer in Hamburg. 1903 wurde ihm bei Gelegenheit seines 50. Geburtstags von dem hamburgischen Staat ein Dichtergehalt ausgesetzt. F. hat sich in seinen Romanen: »Aus dem Durchschnitt« (Berl. 1892; 2. Aufl., Hamb. 1900), »Landen und stranden« (Berl. 1895) der naturalistischen Richtung angeschlossen; in dem Roman »Der Mann im Nebel« (Hamb. 1899) schildert er einen wankelmütigen Phantasten, der durch Überhebung und eigne Schuld zugrunde geht. Der Erfolg dieser Werke war nur gering, und Falkes Bedeutung liegt durchaus in seiner Lyrik. Er veröffentlichte die Sammlung: »Mynheer, der Tod und andre Gedichte« (Dresd. 1892); »Tanz und Andacht. Gedichte aus Tag und Traum« (Münch. 1893); »Zwischen zwei Nächten« (Stuttg. 1894); »Neue Fahrt« (Berl. 1897); »Mit dem Leben« (Hamb. 1899); »Hohe Sommertage« (das. 1902). Anfangs von Liliencron stark beeinflußt, entwickelte sich F. zu einer eigenartigen Individualität; den ernsten Problemen des Lebens nachsinnend, ein tiefes und sinniges Naturgefühl verrratend, schildert er insbes. den Widerspruch zwischen Wunsch und Wirklichkeit, zwischen dichterischem Sehnen und der beklemmenden Enge des Lebens; aber erringt sich aus diesen Gegensätzen zu stiller Entsagung und harmonischem Frieden hindurch und feiert in wohl klingenden Versen das Glück des heimischen Herdes und sinnender Einkehr.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 289-290.
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