Haas

[582] Haas, 1) Wilhelm, Schriftgießer, geb. 23. Aug. 1741 in Basel, gest. 8. Juni 1800, konstruierte die Buchdruckpresse, die bisher in ihren Hauptteilen aus Holz bestand, fast ganz aus Eisen und in wesentlich vervollkommter Form, ähnlich der Stanhopepresse. Die zünftigen Buchdrucker verwehrten ihm, als nicht zunftgemäß gelernt, deren Einführung, und erst sein gleichnamiger Sohn, der ihren Bedingungen entsprach, konnte die Erfindung des Vaters, die er noch verbesserte, verwerten.

2) Philipp, Industrieller, geb. 7. Juni 1791, gest. 31. Mai 1870 in Vöslau, begründete 1810 in Wien eine Fabrik von Modestoffen, 1818 eine Weberei von Möbelstoffen und 1838 eine Teppichfabrik. Indem sich H. in der Teppichweberei an die orientalischen Prinzipien anschloß und die stilisierten Muster begünstigte, bahnte er eine Reform dieses Industriezweiges an und verschaffte seinem Geschäft Weltruf. H. gründete noch Fabriken zu Hlinsko in Böhmen (1849), zu Ebergassing in Oberösterreich und Mitterndorf in Niederösterreich, zu Aranyos-Maróth in Ungarn, zu Bradford in England (1856), zu Lissone bei Mailand (1862) und richtete Verkaufsstellen in Mailand, Prag, Graz, Bukarest und später in Berlin ein. Während anfangs die alten Stoffe genau nachgebildet wurden, ward später auch nach neuen Entwürfen bedeutender Künstler (Hansen, Ferstel, Storck, Hatzinger, F. Fischbach u. a.) gearbeitet. – Sein Sohn Eduard, Ritter v. H. (1826–80), und dann dessen Sohn Philipp (geb. 1859) führten das Geschäft fort, das 1883 in eine Aktiengesellschaft verwandelt wurde.

3) Johann Hubert Leonard de, holländ. Maler, geb. 25. März 1832 zu Hedel in Nordbrabant, war Schüler von van Os in Haarlem, brachte erst dort, dann in Oosterbeek vier den Landschafts- und Tierstudien gewidmete Jahre zu. 1857 siedelte er nach Brüssel über. 1861 erhielt er die goldene Medaille der Utrechter Ausstellung für sein Gemälde: nach der Überschwemmung. Seine Tiergruppe: Esel in den Dünen ward 1869 bei der internationalen Kunstausstellung in München mit der goldenen Medaille ausgezeichnet. Von seinen spätern Werken sind die hervorragendsten: Vieh am Flußufer in Holland, beim Nahen des Gewitters (München, Neue Pinakothek), Kühe in den Dünen und Flußufer mit Kühen (Stuttgart, königliches Museum), Mittagsruhe am Gestade der Nordsee, die von einem Mädchen heimgetriebenen Kühe des Tagelöhners, Kühe auf der Weide (Berlin, Nationalgalerie) und Am Ufer der Yssel (Brüssel, Museum).

4) Hippolyt, Geolog, geb. 5. Nov. 1855 in Stuttgart, habilitierte sich 1883 als Privatdozent und bekleidete 1887–1904 die Professur der Paläontologie und Geologie an der Universität in Kiel. Er lieferte viele Arbeiten über Jurabrachiopoden der Alpenländer und des schweizerischen Jura und über das Diluvium von Schleswig-Holstein, unter anderm über die Entstehung der Föhrden an der Ostküste des Landes. Für die kaiserliche Kanalkommission stellte er ein geologisches Profil des Kaiser Wilhelm-Kanals her. Er schrieb: »Die Brachiopoden der Juraformation von Elsaß-Lothringen« (mit Petri, Straßb. 1882);[582] »Beiträge zur Kenntnis der liasischen Brachiopodenfauna von Südtirol und Venetien« (Kiel 1884); »Étude monographique et critique des brachiopodes rhétiens et jurassiques des Alpes vaudoises et des contrées environnantes« (Zürich 1892); »Die geologische Bodenbeschaffenheit Schleswig-Holsteins« (Kiel 1889); »Die Leitfossilien« (Leipz. 1887); »Quellenkunde« (das. 1896); »Katechismus der Geologie« (7. Aufl., das. 1901) und »der Versteinerungskunde« (2. Aufl., das. 1902); »Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde« (Berl. 1894, 2 Bde.); »Deutsche Nordseeküste, friesische Inseln und Helgoland« (Bielef. 1900); »Der Vulkan« (Berl. 1903). Auch gab er »Wandtafeln für den Unterricht in der Geologie« (Kiel 1894–98) und mit Krumme, Stoltenberg u. a. das illustrierte Werk »Schleswig-Holstein meerumschlungen« (das. 1897) heraus. Er schrieb auch einen Roman: »Der Bergmeister von Grund« (Berl. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 582-583.
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