Höfler

[429] Höfler, 1) Karl Adolf Konstantin, Ritter von, Geschichtsforscher, geb. 27. März 1811 in Memmingen, gest. 29. Dez. 1897 in Prag, studierte in München die Rechte, Philosophie und Geschichte und machte in Göttingen, Florenz und Rom geschichtliche Quellenstudien. 1836 übernahm er die Redaktion der offiziellen »Münchener Zeitung«, habilitierte sich 1838 an der Universität, ward 1839 außerordentlicher, 1841 ordentlicher Professor und 1842 Mitglied der Münchener Akademie. Die 1846 in Bayern entstandenen politischen Zerwürfnisse veranlaßten H. zu der Denkschrift »Konkordat und Konstitutionseid der Katholiken in Bayern« (Münch. 1847). Wegen seiner Beteiligung an der Agitation gegen Lola Montez 1847 pensioniert, ward er alsbald als Archivar in Bamberg reaktiviert. 1851 erhielt H. einen Ruf als Professor der Geschichte nach Prag. Nach seiner religiösen Stellung entschiedener Katholik, vertrat H. in dem Kampf zwischen Deutschen und Tschechen mit voller Energie die deutschen Interessen. 1872 wurde er als lebenslängliches Mitglied in das österreichische Herrenhaus berufen. Ein großer Teil seiner zahlreichen Schriften erschien in den »Denkschriften der k. k. Akademie der Wissenschaften«, in den »Fontes rerum austriacarum« und in der »Zeitschrift des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen«. Wir erwähnen außerdem: »Die deutschen Päpste« (Regensb. 1839, 2 Bde.); »Kaiser Friedrich II.« (Münch. 1844); »Albert von Beham und Regesten Papst Innozenz'IV.« (Stuttg. 1847, Publikation des Literarischen Vereins); »Quellensammlung für fränkische Geschichte« (Bayr. 1849–52, Bd. 1–4); »Über die politische Reformbewegung in Deutschland im 15. Jahrhundert und den Anteil Bayerns an derselben« (Münch. 1850); »Fränkische Studien« (Wien 1852–53); »Die Geschichtschreiber der hussitischen Bewegung« (das. 1856–65, 2 Bde.); »Magister Joh. Hus und der Abzug der deutschen Professoren und Studenten aus Prag« (Prag 1864); »Der Aufstand der kastilianischen Städte gegen Kaiser Karl V.« (das. 1876); »Der deutsche Kaiser und der letzte deutsche Papst. Karl V. und Adrian VI.« (Wien 1876); »Zur Kritik und Quellenkunde der ersten Regierungsjahre Karls V.« (das. 1876–83, 3 Tle.); »Die romanische Welt und ihr Verhältnis zu den Reformideen des Mittelalters« (das. 1878); »Abhandlungen aus dem Gebiet der slawischen Geschichte« (das. 1879–83, 5 Tle.); »Papst Adrian VI.« (das. 1880); »Monumenta Hispanica« (Prag 1881–82, 2 Bde.); »Don Antonio de Acuña, genannt der Luther Spaniens« (Wien 1882); »Donna Juana, Königin von Leon, Kastilien und Granada« (das. 1885); »Don Rodrigo de Borja (Alexander VI.)« (das. 1888); »Die Ära der Bastarden am Schlusse des Mittelalters« (Prag 1891). H. verfaßte auch einige historische Dramen.

2) Alois, Philosoph und Pädagog, geb. 6. April 1853 zu Kirchdorf in Oberösterreich, studierte in Wien, wirkte seit 1876 als Gymnasiallehrer, seit 1881 als Professor an der Theresianischen Akademie in Wien, habilitierte sich 1878 an der Wiener Universität für Philosophie und Pädagogik und wurde 1898 zum Schulrat befördert. 1903 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor der Philosophie nach Prag. Er hat sich bemüht und verdient gemacht um die Reform des philosophisch-propädeutischen Unterrichts, des mathematisch-physikalischen Gymnasialunterrichts, der philosophisch-pädagogischen Vorbildung der Mittelschullehrer, auch um das Zustandekommen und die Erhaltung der Bayreuther Bühnenfestspiele. Seine philosophische Richtung ist im ganzen die psychologische. Geschrieben hat er: »Logik« (Prag 1890); »Psychologie« (das. 1897); »Psychische Arbeit« (Hamb. 1894); ferner Lehrbücher zur Logik, zur Psychologie und zur Naturlehre sowie mancherlei Aufsätze in Zeitschriften. Herausgegeben hat er Kants »Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaften« (Wien 1900), auch in der Berliner Kant-Ausgabe (1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 429.
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