Mancini

[205] Mancini (spr. -tschīni), 1) ital. Familie, die durch ihre Verwandtschaft mit Mazarin (Michael Lorenzo M., Sohn von Paolo M., heiratete die Schwester Mazarins) zu hohen Ehren gelangte. Der Neffe Mazarins, Philipp Julian, wurde Herzog von Nevers (s. d.); von den Nichten heiratete Laura (geb. 1636, gest. 1657) 1651 den Herzog von Mercoeur, Sohn des Herzogs von Vendôme; Maria, geb. 1639, erweckte die Liebe des jungen Ludwig XIV., der sie heiraten wollte, wogegen Mazarin selbst Einsprache erhob, und vermählte sich 1661 mit dem Fürsten Colonna, Connétable von Neapel, entfloh ihm aber 1672 und starb in Vergessenheit 1715; ihre MemoirenApologie«) erschienen 1678 in Leiden (neue Ausg., Par. 1882). Vgl. Chantelauze, Louis XIV et Marie M. (Par. 1880); Lucien Perey, Le roman du grand roi. Louis XIV et Marie M. (das. 1894) und Une princesse romaine an XVII. siècle: Marie M. Colonna (das. 1896). Olympia (geb. 1640 in Rom, gest. 9. Okt. 1708) heiratete den Prinzen Eugen Moritz von Savoyen-Carignan, Grafen von Soissons (1657), war Oberintendantin der Königin, mischte sich in die Ränke des Hofes und suchte Ludwig XIV. eine ihr ergebene Mätresse aufzudringen, wurde in den Giftprozeß der Voisin verwickelt, floh nach Belgien und dann nach Spanien; der Prinz Eugen von Savoyen war ihr Sohn; Hortensia, geb. 1646 in Rom, heiratete 1661 den Herzog von Meilleraye-Mazarin, den sie 1688 verließ, spielte darauf am Hof in London durch ihre Galanterien eine große Rolle, starb 2. Juli 1699. Vgl. Renée, Les nièces de Mazarin (5. Aufl., Par. 1858; deutsch, Dresd. 1858).

2) Pasquale Stanislao, ital. Staatsmann, geb. 17. März 1817 in Castel Baronia bei Ariano, gest. 26. Dez. 1888, ward 1848 Mitglied des neapolitanischen [205] Parlaments, 1849 Professor des Völkerrechts in Turin, wurde 1860 Beirat des Prinzen von Carignan, Statthalters von Neapel, und in demselben Jahr ins italienische Parlament gewählt, wo er zur Linken gehörte. Im März 1862 übernahm er im Kabinett Rattazzi das Portefeuille des Unterrichts, nahm aber aus Privatrücksichten bald seine Entlassung. Seit 1872 Professor an der Universität in Rom, ward er 1873 Präsident des in Gent begründeten Instituts für internationales Recht. Nach dem Sturz der Consorteria im März 1876 ward er Justiz- und Kultusminister unter Depretis, brachte in den Kammern das Strafgesetzbuch und das Gesetz über den obligatorischen Unterricht durch und bewog durch seine energische Haltung die Kurie, den Bischöfen die Einholung des staatlichen Exequatur zu erlauben. Im März 1878 zurückgetreten, übernahm er 1881 wiederum unter Depretis das auswärtige Departement, nahm aber im Juni 1885 wegen der Angriffe auf die von ihm eingeleitete Kolonialpolitik Italiens seine Entlassung.

3) Laura Beatrice, Gattin des vorigen, Dichterin, geb. 1823 in Neapel, gest. 17. Juli 1869 in Florenz, vermählte sich 1840 und schrieb zuerst die Tragödie »Ines« (Flor. 1845), der die Dichtung »Colombo al convento della Rabida« (Genua 1846), »Poesie varie« (das. 1848) und »L'Italia sulla tomba di Vincenzo Gioberti« (Tur. 1853) folgten. Seit 1860 verherrlichte sie die großen Ereignisse ihres Vaterlandes. Schöne Form, Feinheit der Sprache und idealer Schwung zeichnen die Gedichte aus. Nach ihrem Tod erschienen ihre lyrischen Dichtungen u. d. T.: »Patria ed amore« (Flor. 1874). Ihre Biographie schrieb Savini (Flor. 1863).

4) Francesco, ital. Maler, geb. 23. Jan. 1829 in Neapel, bildete sich seit 1852 auf der dortigen Akademie zum Landschafts- und Marinemaler aus und machte sich bald durch Bilder bekannt, die sich durch große Naturwahrheit und sorgfältige Durchbildung der reichen figürlichen Staffage auszeichneten. Seine Hauptwerke sind: Rückkehr von einem Madonnenfest (Neapel, Museum), Rückkehr zur Weide (Rom, Galerie der modernen Kunst), die römische Campagna bei Abenddämmerung, Straße in Torre dell' Annunziata, Straße in Pompeji, einige Marinen von Capri, Casamicciola und Amalfi, Hydepark in London und Auf dem Wege von Bajä nach Neapel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 205-206.
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