Hutchinson

[642] Hutchinson (spr. Hotschins'n), 1) John, geb. 1674 zu Spennythore in Yorkshire; war von 1693 an Haushofmeister bei mehreren Vornehmen, zuletzt beim Herzog von Somerset, durch dessen Verwendung er eine Sinecure erhielt, worauf er sich den Studien der Philosophie u. Bibel ganz widmete; erst, 1737; seine philosophischen u. theologischen Werke gesammelt, Lond. 1748, 12 Bde. Seine eigenthümlichen physikalischen Ansichten suchte er aus der Bibel zu beweisen; überhaupt fand er in der Bibel ein vollkommenes [642] System natürlicher Philosophie u. Theologie, wobei er jedoch in der Exegese sehr gewaltsam verfuhr u. neben dem Wortsinn auch immer noch einen höheren finden wollte. vgl. Coccejus 3). Er vertheidigte die Lehre der Bibel als eine göttliche Offenbarung im Gegensatz zu der deistischen Richtung seiner Zeit. Diese Offenbarung hielt er um so nöthiger für den Menschen, weil dessen Erkennen, als durchaus abhängig von der Erfahrung, sich von dem Unsichtbaren keinen Begriff machen könne. Seine Anhänger (Hutchinsonians) waren bes. in Oxford zahlreich, bildeten aber keine besondere kirchliche Partei. Früher beschäftigte sich H. auch mit Mineralogie u. Mechanik u. fertigte 1712 ein, selbst von Newton für zweckmäßig erachtetes, aber nicht vollendetes Instrument zur Bestimmung der Meereslänge. 2) Thomas, geb. 1711 in Boston; war Kaufmann, studirte aber nebenbei die Rechte, wurde 1758 Vicegouverneur von Massachusetts u. dann Oberrichter der Grafschaft Suffolk. 1768 widersetzte er sich der Überschiffung englischer Truppen, u. 1769 Statthalter geworden, erklärte er sich für die Unabhängigkeit Nordamerikas. Neben diesen Schritten that er jedoch auch andere, um sich beim englischen Ministerium beliebt zu machen. Franklin deckte diese Doppelgängigkeit auf; H. mußte seine Stelle niederlegen, ging nach England u. st. 1780 in Brampton. Er schr.: Geschichte von Massachusetts von 1628–1750, London 1700–67, 2 Bde. 3) John Hely, Lord H., Baron v. Alexandrien, geb. 1757 in Dublin; trat 1774 in englische Militärdienste, wurde in Paris, wo er sich vor der Revolution aufhielt, Freund La Fayette's u. trat im irischen Parlament als Vertheidiger der Emancipation der Katholiken auf. 1793 errichtete er ein Regiment, focht mit demselben unter Cornwallis gegen die Rebellen in Irland u. half den gelandeten französischen General Humbert besiegen. Er begleitete den General Abercrombie nach Belgien, wohnte dort dem Feldzug 1794 als Generalmajor unter dem Herzog von York bei u. wurde verwundet, focht unter Abercrombie 1799 in Holland u. später in Ägypten, zeichnete sich 1801 bei Alexandrien aus, erhielt, als Abercrombie bei Abukir geblieben war, den Oberbefehl über das englische Hülfscorps, eroberte Damiette u. Ramanieh, schloß Kahira ein, zwang den französischen General Belliard den 22. Mai zu capituliren u. den General Menou den 31. Aug. sich bei Alexandria zu ergeben. Er wurde darnach zum Lord H. von Knocklosty, Peer u. Baron von Alexandrien u. 1803 zum Generallieutenant ernannt u. kehrte nach dem Frieden von Amiens nach England zurück. 1807 wurde er nach Rußland u. Preußen gesandt, um beide Staaten zur Fortsetzung des Kriegs zu bewegen, jedoch gelang dies nicht: er trat später völlig zur Opposition, sprach 1808 zu Gunsten der Emancipation der Katholiken, 1809 gegen die völkerrechtswidrige Expedition nach Kopenhagen u. gegen die nach Walcheren, klagte die Verwaltung 1810 wegen des mißlungenen Unternehmens auf Vließingen an, sprach seit 1822 zu Gunsten der Griechen u. zeichnete sich später, bes. wenn die Rede auf die Emancipation kam, als parlamentarischer Redner aus. 1825 folgte er seinem älteren Bruder Richard als Donoughmore u. st. den 6. Juli 1842. 4) John Hely H, Graf v. Donoughmore, s. Donoughmore.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 642-643.
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