Omer Pascha

[291] Omer Pascha, eigentlich Michael Latas, geb. 24. Nov. 1806 zu Plaski im Oguliner Bezirke der Kroatischen Militärgrenze, besuchte zuerst die Militärnormalschule in. Plaski, dann die Höhere Schule in Thurm bei Karlstadt; wurde zunächst dem Oguliner Grenzregiment als Cadet zugetheilt, darnach beim Straßenbau verwendet, verließ aber diese Stellung bald u. begab sich 1828 über Zara nach Banjaluka in Bosnien u. 1829 nach Widdin, wo er in die Dienste des Vezier Hussein Pascha trat u. nach Annahme des Islam dessen Kinder unterrichtete. Mit seinen Zöglingen kam der nunmehrige Omer 1834 nach Constantinopel u. fand daselbst zunächst als Schreiblehrer an einer militärischen Bildungsanstalt u. dann als Unterbeamter im Kriegsministerium Beschäftigung, erhielt aber darauf durch Khosrew Pascha eine Stelle im Heer u. wurde, dem Sultan Mahmud bekannt geworden, Schreiblehrer des jetzigen Sultans Abdul Medschid. 1838 war O. bereits Obrist u. wurde mannigfach bei der Reorganisation der Armee u. dann als Adjutant des Generals Chrzanowsky verwendet. Er machte unter Jochmus 1840 den Feldzug in Syrien mit, wo er Brigadegeneral wurde, war 1842 eine Zeitlang Militärgouverneur im Libanon, wo er sich durch Härte u. Intoleranz gegen die Christen auszeichnete, wohnte 1843 dem Zuge gegen den Aufstand Dschuleka's in Albanien u. 1846 gegen den Kor-Hussein-Bei's in Adschara an der Kaukasisch-russischen Grenze bei. Darauf unterwarf er 1847 Kurdistan mit großer Schnelligkeit der Autorität der Pforte, wurde Gouverneur von Aleppo u. erhielt 1848 das Commando über das Armeecorps, welches mit den unter General Lüders stehenden russischen Truppen die Moldau u. Walachei zu pacificiren hatte, worauf er Gouverneur in Bukarest wurde; er zog 1850 gegen die Rebellen in Bosnien u. der Herzegowina u. unterdrückte den Aufstand der Bosnier 1851 nach Erstürmung der Veste Bihac. 1852 an die Spitze der gegen Montenegro verwendeten Truppen gestellt, konnte er nichts ausrichten. Als 1853 eine russische Armee von 60,000 M. in die Moldau u. Walachei einrückte, um diese Fürstenthümer als Pfand in Besitz zu nehmen, u. so der neueste Russisch-türkische Krieg herbeigeführt wurde, erhielt der schon seit einer. Reihe von Jahren zum Pascha aufgerückte O. den Oberbefehl über sämmtliche türkische Streitkräfte in Europa u. lieferte den Russen mehre siegreiche Gefechte, obgleich er dieselben nicht aus den Donaufürstenthümern vertreiben konnte. Als endlich die Russen in Folge der drohenden Stellung Österreichs diese Fürstenthümer räumten, ging O. P. über die Donau nach Bukarest. Von hier wurde er, da inzwischen der Schauplatz des Krieges auf die Krim verlegt worden war, mit 30,000 Türken nach Eupatoria gesendet u. bestand dort mehre Gefechte mit den Russen, vermochte aber nicht, wie beabsichtigt war, von Eupatoria aus eine Diversion im Rücken der Russen zu machen, kämpfte dann wiederholt mit vor Sebastopol u. wurde 1855 mit einem türkischen Corps von 30,000 Mann nach Batum eingeschifft, um durch eine Bewegung auf Tiflis wo möglich die bedrängte Festung Kars zu befreien. Obgleich aber O. P. beim Übergange über den Ingur den Sieg über die Russen davon trug, so blieb doch seine Bewegung für Kars ohne Bedeutung u. konnte den Fall der Festung nicht aufhalten. Nach Beendigung des Krimfeldzuges wurde er mit dem Oberbefehl in Syrien u. Babylonien betraut, bekämpfte dort mehrfache Aufstände, fiel aber 1859 in Constantinopel in Ungnade u. wurde seines Commandos enthoben u. nach Kutahia verbannt, aber im Januar 1861 wieder nach Constantinopel berufen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 291.
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