Raleigh [1]

[805] Raleigh (spr. Rahli), Sir Walter, geb. 1552 zu Hayes bei Budley in der englischen Grafschaft Devonshire, studirte in London u. Oxford die Rechte, ging 1569 als Freiwilliger mit den von der Königin Elisabeth den Hugenotten gesandten Hülfstruppen nach Frankreich u. focht 1578 mit den Insurgenten in den Niederlanden gegen die Spanier; 1579 machte er mit seinem Bruder Humphrey Gilbert eine Reise nach Nordamerika u. erwarb sich 1580 bei Bekämpfung der Empörung in Irland die Gunst der Elisabeth, welche ihn zum Statthalter von Cork ernannte u. ihm mehre Güter in Irland schenkte. 1584 rüstete er auf eigene Kosten ein Schiff aus, um mit Genehmigung der Königin unbekannte Länder in Nordamerika zu entdecken u. dort Colonien anzulegen. Wirklich entdeckte er Virginien u. legte so den Grund zu den englischen Colonien in Nordamerika. Zum Abgeordneten von Devonshire ins Parlament gewählt, wurde er bald darauf von der Königin zum Ritter u. 1586 zum Seneschall der Herzogthümer Cornwallis u. Exeter ernannt u. stieg so in der Gunst der Elisabeth, daß er den Neid Leicesters erweckte, welcher ihm den Grafen von Essex als Nebenbuhler entgegenstellte. 1587 wurde R. zum Hauptmann der königlichen Garden u. Generallieutenant von Cornwallis ernannt u. wegen der Theilnahme an der Besiegung der Armada zum Mitglied des Geheimenraths der Königin erhoben. 1592 commandirte er eine Flotte nach Panama, gegen Spanien bestimmt, u. 1595 eine andere nach dem vermeintlichen Goldland Guayana, welches er jedoch, ohne die gehofften Schätze gefunden zu haben, bald wieder verließ u. nur durch seine Beschreibung dieses Landes zur Eroberung desselben aufmunterte. 1596 focht er als Contreadmiral unter Essex vor Cadix u. unternahm 1597 einen eigenmächtigen, aber gelungenen Angriff auf die Azoren, wobei er die Insel Fayal eroberte. Weil er wegen des Sturzes des Grafen Essex vom Volke gehaßt u. von dem Thronfolger Jakob I. mit Mißtrauen betrachtet wurde, bes. wegen des Verdachts der Theilnahme an der zu Gunsten der Arabella Stuart von Watson, Clarke u. Cobham gemachten Verschwörung, so wurde er 12 Jahre gefangen gesetzt; seine Gattin hielt treu bei ihm aus. Auf die Fürsprache des königlichen Günstlings Villiers, Herzogs von Buckingham, freigelassen, ohne jedoch eigentlich freigesprochen zu sein, unternahm R. 1617 seine letzte Fahrt nach Guayana, wo er endlich die Goldminen zu entdecken hoffte, wurde aber durch die Spanier zurückgedrängt, u. da ihm auch seine Leute, welche sich in ihren Erwartungen getäuscht sahen, den ferneren Gehorsam aufkündigten, mußte er ohne Erfolg nach England zurückkehren, wo er, als der spanische Gesandte Klage erhob u. wegen Friedensbruchs Genugthuung forderte, von Neuem in den Tower gesetzt u. als Hochverräther noch wegen seiner angeblichen Theilnahme an der früheren Verschwörung 29. Oct. 1618 hingerichtet wurde. Er schr. im Gefängniß History of the world, n.A. 1736, Fol. Seine kleineren Schriften politischen, historischen u. poetischen Inhalts erschienen als Miscellaneous works, Lond. 1748, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 805.
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