Römer [2]

[307] Römer, 1) Ole, geb. 1644 zu Aarhuus in Dänemark; wurde 1681 königlicher Astronom in Kopenhagen, 1706 Staatsrath u. st. 1710; er entdeckte die successive Fortpflanzung des Lichts, lehrte zuerst den zweckmäßigsten Bau der Sternwarten u. bereicherte die Astronomie durch viele Instrumente, unter andern einen Fadenmikrometer; er schr.: Basis astronomiae, Kopenh. 1725, herausgeg. von Hoerebow. 2) Joh. Jakob, geb. 1763 in Zürich; lebte als Arzt das., wo er zugleich als Naturforscher, bes. als Botaniker, in großem Ansehen stand, u. st. 1819. Er stellte den von den Russen zerstörten Botanischen Garten wieder her u. schr.: Genera insectorum Linnaei et Fabricii, Zür. 1789–93, 2 Bde.; Annalen der Geburtshülfe etc., Winterth. 1790–94, 3 Hfte.; Annalen der Arzneimittellehre, Lpz. 1795–99, 2 Bde.; Flora europaea inchoata, Nürnb. 1797–1800, 12 Fascikel; Collectanea ad omnem rem botanicam spectantia, Zür. 1809; Terminologisches Wörterbuch der Botanik, ebd. 1814–16, 4 Bde.; u. gab heraus mit Usteri Magazin für die Botanik, Zür. 1787–90, 12 Stücke; Neues Magazin, ebd. 1794, 1 Bd.; Archiv für die Botanik, Lpz. 1796–1805; Magazin für die Liebhaber der Entomologie, als Fortsetzung des Füßlischen, Zür. 1781–88, 2 Bde, u. 3. Bandes 1. u. 2. St.; mit Schinz Naturgeschichte der in der Schweiz einheimischen Säugethiere,[307] ebd. 1809, 2 Abtheil.; mit Usteri: Hallers Tagebuch der medicinischen Literatur der Jahre 1745–74, Bern 1789–91, 3 Bde.; mit Schulteß die 16. Ausgabe von Linné's Systema vegetabilium, bis zum 5. Bande, u. Mantissa dazu, ebd. 1823; die Scriptt. de plantis hisp., lusitan., brasil., Nürnb. 1796. 3) Anton, geb. 1785, war Stabsfeldarzt, Professor der Anatomie u. Vicedirector der Josephsakademie, Beisitzer der permanenten Militär-Sanitäts-Commission in Wien, wo er 8. Decbr. 1842 starb; er schr.: Handbuch der Anatomie, Wien 1831, 2 Bde., 2. Aufl. 1840 f.; Des artères de la conjonctive de la cornée, ebd. 1836; Verzeichniß der anatomisch-physiolog. natürl. u. Wachspräparate, im Gebäude der medicinisch-chirurgischen Josephsakademie, ebd. 1837. 4) Friedrich v. R., geb. 4. Juli 1795 zu Erkenbrechtsweiler im Württembergischen, widmete sich 1814 der militärischen Laufbahn, verließ aber nach dem Frieden diese wieder u. studirte in Tübingen die Rechte, wurde 1819 Auditeur u. 1830 Kriegsrath in Stuttgart; 1837 zum Kammermitglied erwählt, gehörte er zur liberalen Opposition. Nach Auflösung der Kammer wieder erwählt, trat er, da ihm die Regierung den Urlaub zur Theilnahme an den Kammersitzungen verweigerte, aus dem Staatsdienst u. wurde Advocat. 1844 trat er wieder in die Kammer u. stellte sich nun an die Spitze der Opposition; 1848 übernahm er in dem Ministerium vom 9. Mai das Portefeuille der Justiz u. wurde zugleich thatsächlich dessen Haupt. Sein Streben war, einestheils die im März 1848 verheißenen Reformen wirklich ins Leben zu rufen, anderntheils die Autorität der Regierung gegenüber den ultrademokratischen Tendenzen aufrecht zu erhalten. Zugleich Mitglied des Frankfurter Vorparlaments u. später als Abgeordneter in die Nationalversammlung erwählt, betheiligte er sich lebhaft an den Arbeiten des Verfassungsausschusses, wobei er, der Idee des preußischen Erbkaiserthums abgeneigt, ein Directorium anstrebte. Das nach Stuttgart übergesiedelte Rumpfparlament ließ er am 15. Juni 1849 durch militärische Macht sprengen. Als sich das Ministerium über das Verhalten Württembergs zu dem Dreikönigsbündniß vom 26. Mai 1849 nicht einigen konnte, nahm R. seine Entlassung, wurde nun wieder Advocat u. nahm an den Sitzungen der Kammer Theil, getreu seinen früheren Grundsätzen. Als 1851 eine neue Kammer nach der alten Wahlordnung berufen ward, wurde er zu deren Präsidenten erwählt, welche Stellung er seitdem fortwährend bekleidet hat.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 307-308.
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