Schweinfurt

[614] Schweinfurt, 1) Landgericht im baierischen Kreise Unterfranken u. Aschaffenburg, 53/4 QM; 14,100 Ew.; 2) (neulat. Trajectus Suevorum), Hauptstadt hier, rechts am Main, über welchen eine bedeckte, 210 Fuß lange Brücke führt, u. an der baierischen Westbahn (Bamberg-Würzburg-Aschaffenburg), von welcher hier die (projectirte) Bahn über Kissingen nach Fulda abzweigt; die vom Schwedenkönig Gustav Adolf errichteten Befestigungen sind zum Theil noch erhalten; Sitz des Landgerichts, eines Hauptzollamts, einer Salzoberfactorei, eines Wechsel- u. Mercantilgerichts etc., hat 3 Kirchen, Rathhaus mit Bibliothek, Gymnasium (von Gustav Adolf gegründet), Handels- u. höhere Bürgerschule, Landwirthschafts- u. Gewerbsschule, mehre Wohlthätigkeitsanstalten; Zuckerraffinerie, Stärkefabrik, Tapetenfabriken, Farbenfabriken (Bleiweiß, Ultramarin, Schweinfutter Grün), Baumwollenspinnerei, Tabak-, Zündhütchen- u. Schrotfabriken, Salpeter- u. Pottaschesiederei, große Flußmühle; 6 Jahr-, starke Vieh- u. Wollmärkte, Schifffahrt, Weinbau, Obstzucht etc.; 7720 Ew. Das Schloß Mainberg, mit reichen Sammlungen, ist Tapeten- u. [614] Farbenfabrik. S. war früher Reichsstadt, hatte 1 QM. Gebiet u. 600 Ew. (ohne die Stadt); Wappen: ein schwarzer Adler in silbernem Felde. – S. heißt eigentlich Swevenfurt (Suevofurtum, Suevorum Trajectus, Svinfurtum), Einige halten es für die Hermundurenstadt Devona; in ältester Zeit hatte es eigene Grafen (Burggrafen von S.), nach deren Aussterben Kaiser Otto III. S. dem Grafen Berthold von Henneberg gab u. denselben zum Markgrafen von S. machte; bei diesem Hause blieb S. bis 1112, wo dasselbe ausstarb, u. nun wurde S. Reichsstadt. 1254 wurde es im Krieg zwischen Würzburg u. Henneberg verbrannt u. erst 1259 an einer andern Stelle der Bau der Stadt wieder begonnen; 1300 verpfändete sie Kaiser Albrecht I. an das Stift Würzburg, 1310 an den Grafen Berthold von Henneberg, dessen Nachfolger die Hypothek an das Stift Würzburg verkauften, u. erst 1431 kauften sich die Schweinfurter los. 1442 wurde vom Kaiser Friedrich III. Fürst Wilhelm von Henneberg zum Schutzherrn über S. bestellt. 1444 wurde es von Bischof Gerhard von Würzburg eingenommen, weil es mit den aufrührerischen Bürgern von Würzburg sich verbunden hatte. 1513 entstanden wegen des neuen Umgeldes u. der zweifachen Bethe ein Aufstand der Bürger gegen den Rath, welcher von dem Schutzherrn blutig gedämpft wurde, weshalb viele Bürger von dannen zogen. 1525 wurde S. von den schwäbischen Bundesgenossen erobert. Im April 1532 wurde hier der Anfang zum Religionsfrieden zwischen dem Kaiser u. den Protestanten gemacht. 13. Juni 1553 wurde S. von dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg eingenommen u. verbrannt; 1631 von den Schweden ein- u. diesen 1634 von den Kaiserlichen wieder abgenommen: 1647 kam es wieder in die Hände der Schweden. 1802 kam S. an Baiern u. verlor seine Reichsunmittelbarkeit. 1810 wurde es an das Großherzogthum Würzburg abgetreten, aber 1814 wieder an Baiern überlassen. Vgl. Schöpf, De marchionibus Schweinfurtensibus; Cuspinian, Chronicon Swinfurtense; Bundschuh, Beschreibung der Reichsstadt S., Ulm 1802; Hahn u. Mühlich, Chronik der Stadt S., Schweins. 1817 ff., 3 Bde.; Beck, Chronik der Stadt S., ebd., 1836 ff., 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 614-615.
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