Walker [2]

[811] Walker (spr. Wuahker), 1) John, geb. 1781, englischer Chemiker u. Droguist, st. 1859 in Stockten in Durhamshire; er ist Erfinder der Streichzündhölzchen. 2) Brite, trat zeitig in den britischen Seedienst, diente als Lieutenant auf Menai u. machte als ältester Lieutenant auf dem Ätna 1828 den Krieg in Griechenland mit; 1834 wurde er Commodore, 1838 Postcapitän u. trat in den türkischen Dienst, um die Flotte zu organisiren. Er befand sich an dem Bord des Schiffs des Kapudan Pascha, hatte aber denselben schon verlassen, als dieser zu den Ägyptiern überging. Nach der Einnähme von St. Jean d'Acre 1840 wurde er als Javer Pascha zum türkischen Admiral u. Pascha befördert, wirkte als solcher vor Beirut u. Jaffa, übernahm in Alexandrien die vom Kapudan Pascha übergeführte Flotte u. führte sie nach Constantinopel zurück. 3) William, geb. 1824 zu Nashville im Staate Tennessee in Nordamerika; er zeichnete sich schon von früher Jugend durch einen gewissen abenteuerlichen Sinn aus u. wurde dadurch zu Wanderungen veranlaßt, welche ihn 1850 nach Kalifornien führten. In San Francisco leitete er die Zeitung The Herald, verwickelte sich aber in Folge seiner Schroffheit in viele Streitigkeiten. Er verstand sich einen großen Anhang, wenn auch zumeist nur aus zweideutigen Persönlichkeiten, zu verschaffen u. ließ sich sodann in Marysville als Advocat nieder. Trotz seiner glänzenden Praxis begab er sich 1852 wieder aus Wanderungen u. war in Guaymas, als daselbst der französische Graf Raousset de Boulbon mit seinen Flibustiern landete. Dieses Unternehmen u. dann das unter Lopez gegen Cuba brachten ihn auf den Gedanken sich einen Theil des Spanischen Amerika zu erobern. Mitte Juli 1853 hatte er in Californien auch wirklich eine Freischaar zusammengebracht, mit welcher er die Provinz Sonora im nördlichen Mexico zu überfallen gedachte. Obgleich zunächst die Regierung seinen Plan vereitelte, gelang es ihm dennoch später, am 15. October, in S. Francisco unter Segel zu gehen u. Niedercalifornien nach unbedeutendem Kampfe in Besitz zu nehmen. Trotz der Verstärkungen, welche er erhalten hatte, schlug der nun unternommene Angriff auf Sonora ganz unglücklich aus, u. W. mußte fliehen. Vom Mai bis December 1854 redigirte er wieder eine Zeitung; dann betrieb er eine neue Unternehmung, welche er auf Nicaragua beabsichtigte. Im Juni 1855 landete er bei Realejo in Nicaragua, erfocht einige Siege über die dort sich ihm entgegenstellenden Truppen u. setzte, nachdem er die Hauptstadt Granada überfallen u. eingenommen hatte, eine neue Regierung ein u. ließ sich selbst zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte ernennen. Er beherrschte das Land mit dictatorischer Gewalt, schaffte aber im Übrigen so ziemlich Ordnung. Aus Californien u. selbst aus New York eingetroffene Verstärkungen hatten seine Macht bis Anfang März 1856 auf 1200 M. erhöht u. er beabsichtigte nun die Moskitoküste in Besitz zu nehmen. Dadurch kam er aber mit England in Zwiespalt. Dieses ließ den ihm feindselig gesinnten Nachbarstaaten Unterstützungen zufließen, die Costaricaner fielen mit überlegenen Kräften in Nicaragua ein u. W. erlitt mehre Niederlagen. Dennoch vermochte er sich zu behaupten, Indeß dadurch, daß er ungerechtfertigter Weise das gesammte Eigenthum einer Transitgesellschaft in New York, welche das Monopol der Beförderung der über den Isthmus Reisenden von der Regierung in Nicaragua erhalten hatte, mit Beschlag belegte, so wie dadurch, daß sein Plan die Amerikanische Union zu sprengen u. aus Cuba, Mexico u. Centralamerika einen neuen Staat zu bilden verrathen wurde, hatte er die Gunst der Amerikaner verscherzt. Der von ihm eingesetzte Präsident Rivas erhob sich auch gegen ihn, u. dazu hatten auch die Regierungen von Costarica, Honduras, San Salvator u. Guatemala gegen ihn sich verbündet u. Truppen aufgestellt. Es kam zum Kampfe, W., fast überall geschlagen, war am Schlüsse des Jahres 1856 nur noch im Besitz der Transitroute von Meer zu Meer u. mußte im Mai 1857 die Stadt Rivas an General Morea, Befehlshaber der Costaricaner, durch Capitulation übergeben; sein Heer war durch Desertionen, Noth u. Tod auf etwa 250 M. herabgeschmolzen u. wurde über Panama u. Aspinwall nach New Orleans geschafft. Von da ging er im Juni nach New York, hier suchte er den Präsidenten Buchanan für seine neuen Plane auf Nicaragua zu gewinnen, u. seine Agenten beriefen bald darauf neue Genossen zu diesem beabsichtigten Zuge. Eine zunächst von Mobile (Alabama) aus im October 1857 unternommene Expedition wurde vereitelt u. W. selbst in New Orleans verhaftet, aber gegen 2000 Doll. Caution wieder auf freien Fuß gesetzt. Im December 1857 unternahm er eine neue Expedition, täuschte diesmal die Wachsamkeit der amerikanischen Behörden, landete an der Mündung des San Juanflusses in Nicaragua,[811] nahm ein kleines Fort u. vier Dampfschiffe u. erließ eine Proclamation, in welcher er sich Präsident u. Oberbefehlshaber von Nicaragua nannte. Er unterlag jedoch sehr bald den gegen ihn aufgebotenen Truppen u. wurde gezwungen sich wieder nach New York einzuschiffen, wo er 27. December ankam, ohne daß jedoch die Regierung in Washington gegen ihn eingeschritten wäre. Eine im Octbr. 1859 unternommene dritte Expedition wurde am 7. October an der Mündung des Mississippi verhaftet, vom Gericht aber frei gesprochen. In den ersten Monaten 1860 zogen die Anhänger W-s in kleinen Scharen als Auswanderer von verschiedenen südlichen Häfen aus nach Centralamerika u. W. selbst ihnen im Juni nach, landete 25. Juni auf der Insel Ruatan in der Hondurasbai, segelte von da am 27. Juni nach Truxillo, dem Haupthafen von Honduras, u. nahm die Stadt nach kurzem Kampfe ein, verließ aber im August auf die Aufforderung des Commandeurs eines englischen Kriegsschiffes dieselbe wieder u. zog weiter landeinwärts. Dort aber wurde er von einem Theil der Truppen dieses Schiffes gefangen genommen, am 3. September nach Truxillo zurückgebracht, vor ein Kriegsgericht gestellt u. 12. September 1860 erschossen. Vgl. Wells, W-s Expedition nach Nicaragua u. der centralamerikanische Krieg, Braunschweig 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 811-812.
Lizenz:
Faksimiles:
811 | 812
Kategorien: