Axt

1. Auch mit einer kleinen Axt kann man grosse Späne hauen.


2. Die Axt ist bereit, den Baum umzuschlagen.


3. Die Axt ist dem Baum an die Wurzel gelegt. Matth., 3, 10; Luc., 3, 9; Schulze, 180.

Holl.: De bijl is aan den wortel des booms gelegd. (Harrebomée, I, 57.)


4. Die Aexte schwimmen nicht immer, wenn man sie in den Fluss wirft. (S. Fluss.)

Was dem einen geglückt ist, glückt nicht immer dem andern. Nach der Fabel des Aesop von den beiden Zimmerleuten und ihren Aexten.


5. Eine Axt hilft zum Baumfällen so gut als eine Säge.


6. Eine Axt im Holz auf Pfand ist ehrlicher als eine Säge.

Die Axt ruft sich selber aus, während die Säge mehr heimlich arbeitet.


7. Eine böse Axt verliert sich nicht.


8. Eine schlechte Axt geht nicht bald zu Grunde. (Lit.)


9. Eine stumpfe Axt fällt keine Eiche.


10. Eine stumpfe Axt macht die meisten Splitter.Sprichwörtergarten, 215.

Ungeschick verdirbt viel.


11. Einer guten (scharfen) Axt ist keine Eiche zu stark (alt, gross).

Holl.: De bijl velt ook den eikenboom. (Harrebomée, I, 57.)


12. Es ist eine böse Axt, die die Ehre abhaut, die sie nicht geben kann.Sailer, 177.


13. Es wird niemand mit der Axt in der Hand geboren.Bertram.

Man kann den Beruf eines Menschen bei seiner Geburt nicht wissen und bestimmen.


[211] 14. Ist die Axt zum Teufel, was soll uns der Stiel?

Holl.: Daar de bijl gebleven is, wat is er aan gelegen, of men den steel kwijt raakt. (Harrebomée, I, 57.)


15. Kleine Aexte fällen grosse Bäume.

Verachte die kleine Kraft nicht.


16. Ma koan der Axt bald en Stihl finden.Gomolcke, 731.


17. Man darf auch einer stumpfen Axt nicht trauen.


18. Mit einer Axt sich schröpfen lassen ist besser, als um die Gunst anderer betteln. (Aegypt.)

Unabhängigkeit, Freiheit geht über alles.


19. Mit einer silbernen Axt haut man jede Eiche um. (Wladimir.) – Altmann V.


20. Was die Axt nicht spaltet, das muss der Schlegel spalten.


21. Wenn die Axt des Unglücks die Palmen der Frömmigkeit trifft, war es ein Hieb mit der Stumpfe, nicht mit der Schärfe derselben. Burckhardt.


22. Wenn die Axt stumpf ist, muss man sie wieder schleifen.


23. Wenn man eine Axt lange braucht, wird sie stumpf.


24. Zu einer goldenen Axt gehört ein silberner Stiel.


*25. Dazu gehört eine scharfe Axt.

Holl.: Daar zal een scherpe beitel toe noodig zijn. (Harrebomée, I, 44.)


*26. Der Axt den Stiel nachwerfen.

Alles verloren geben. Das Kind mit dem Bade ausschütten.

Frz.: Jeter le manche après la cognée.

Holl.: Hij werpt de bijl naar den steel. (Harrebomée, I, 57.)


*27. Die Axt an den Baum setzen.

Ein Werk beginnen.

Frz.: Mettre la cognée à l'arbre.


*28. Die Axt auf den Achseln tragen und das Schindmesser im Hintern haben.Geiler.

Die Axt gleicht dem lateinischen L, womit man. 50 bezeichnet, oder mag auch die Hacke bedeuten, womit man die Grube macht. – Auf die Grube gehen.


*29. Die Axt ist auf den Kopf gefallen. (Aegypt.)

Der Schlag war gut gerichtet.


*30. Die Axt steht am Baume.


*31. Mit der Axt die Thür öffnen und mit dem Schlüssel Holz spalten.

Die Mittel für zu erreichende Zwecke verwechseln, verkehrte Mittel anwenden. Die Griechen brauchten die obige Redensart, wenn jemand die Freien durch Furcht bestimmen und Sklaven durch Wohlthaten gewinnen wollte.

Lat.: Clave findere ligna.


*32. Ohne Axt in den Wald gehen.

Etwas anfangen, ohne die erforderlichen Mittel zur Ausführung zu besitzen.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu22.

Dän.: Naar ögsen er slöv, vil den slibes i gien. (Prov. dan., 445.)


zu30.

Dän.: Ögsen ligger vet traeet. (Prov. dan., 445.)


zu32.

Frz.: Il ne faut pas aller au bois sans cognée. (Cahier, 234.)


33. Besser laute Axt als Dieb.Graf, 363, 423; Savigny, II, 57.


34. De Akes äm det Hälf.Schuster, 1009.


35. Die Axt hätte dem Walde keinen Schaden gethan, hätt' er sie ohne Stiel gela'n.

Böhm.: Sekera lesu neuškodí bez lesu. (Čelakovský, 161.)


36. Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.

Schiller gebraucht dies Sprichwort in Wilhelm Tell (Akt V.), um den Gedanken auszusprechen, dass man, was man selbst thue, nicht zu verlohnen brauche.


37. Die Axt ist ein Rufer und kein Dieb.Graf, 363, 424.

Wer sich der Axt beim Holzholen auf fremdem Gebiete bediente, wurde milder beurtheilt, weil man die diebische Absicht nicht voraussetzte. Diebstahl wird durch Heimlichkeit charakterisirt, mit der die Schläge der Axt im Widerspruch stehen.

Angels.: Seo aesc bidh mlda nallaes thiof. (Schmidt, I, 24, 43.)


[881] 38. Die Axt ist immer schuld gewesen, wenn man den Baum nicht fällen konnte.Altmann VI, 396.


39. Die beste Axt taugt nichts in ungeschickter Hand.

»Auch eine gute Axt taugt nichts in der Hand dessen, der böse Streiche führt.« (Altmann VI, 456.)


40. Die fallende Axt ruft.

Nach mittelalterlichem deutschen Rechte war der, welcher im Walde ohne Erlaubniss Holz fällte und nicht dabei getroffen wurde, straflos. Man nahm an, das Fällen der Bäume schalle so weit hin, dass es den Eigner des Holzes herbeirufen müsse, wie das Knarren der Wagenräder im Sommer die Gegenwart nomadisirender Tataren in der Steppe ankündigt. (Vgl. Transkaukasische Reservirungen und gesammelte Notizen von Aug. Frh. v. Gruithausen, Leipzig 1856, II, S. 175.)


41. Eine kleine Axt fällt eine grosse Eiche.

Port.: Pequeno machado parte grande carvalho. (Bohn I, 291.)


42. Es ist gar ein grobe Axt, so ehr abhawet, die sie nicht geben kann.Lehmann, 791, 6.


43. Es ist keine Axt so gut, sie thut einige vergebliche Schläge.Altmann VI, 390.


44. Kein axt allzeit harren mag, sondern wird stumpff durch manchen schlag.Loci comm., 177.

Lat.: Ictibus assiduis fiet habes quoque securis. (Loci comm., 177.)


45. Mancher will jeder Axt ein Stiel finden und dem krumen ein schlimmes machen. (S. Fackel 6, und Laterne 7.)Lehmann, 601, 109.


46. Mit der Axt in der Hand wird Niemand geboren.

Der Beruf ist keine Mitgabe der Natur.


47. Mit der Axt ruft man. (S. 37 u. 40 u. Hauen 8.)Graf, 363, 422.

Mhd.: Das ruffen das er thut mit der exe. (Grimm, Wb. I, 414.)


48. Mit der Axt stiehlt man nicht. (S. Hauen 8.)Graf, 363, 421.

Auf Rügen: Mit der Exe stilt men nicht. (Normann, 24.)


49. Wer mit einer stumpfen Axt in den Wald geht, wird nicht viel Holz hauen.Altmann VI, 394.


50. Wie die Axt fällt, so fallen die Späne.Altmann VI, 506.


*51. Der Axt ein Helb geben.

»Jetst aber, weils der Bapst thut selb, giebt er zu irer Axt ein Helb.« (Waldis, IV, 83.)

*52. Die Axt beim Stiel fassen. (S. Messer 98.)


*53. Die Axt ist schon an Baum gelegt.Lehmann, 244, 3 u. 936, 17.


*54. Er kan zu der Axt kein Stiel finden.Lehmann, 888, 90.


*55. Er weiss mit der Axt und mit der Feder umzugehen.

Um auszudrücken, dass Jemand auf allen Gebieten, in religiösen und weltlichen Dingen erfahren sei, sagt man jüd.-deutsch in Podolien: Er ist do Chumascha (zum Pentateuch) i do Palascha (und zum Säbel). (Chumesch hebr. = der Pentateuch mit poln. Endung. Palasz poln. = Säbel.) Aehnlich sagt der Pole: On do tańca i do roźańca.


*56. Ich will dieser Axt einen Stiel machen.

Ich will Ordnung schaffen.


*57. In dieser (seiner) Axt steht der Stiel nicht recht.

Um auszudrücken, dass nur da die Wirthschaft gedeihe, wo der Herr selber die Aufsicht führt, heisst es bei Waldis, III, 94, 281: das heisst, wo man selber die Aufsicht führt, das in der Axt recht steht der Helb.


*58. Ohne Axt Holz spalten wollen.Harssdörffer, 2584.

Wird dort von denen gesagt, welche ohne Lehre und mündlichen Unterricht studiren wollen.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 881-882.
Lizenz:
Faksimiles:
881 | 882
Kategorien:

Buchempfehlung

Ebner-Eschenbach, Marie von

Meine Erinnerungen an Grillparzer

Meine Erinnerungen an Grillparzer

Autobiografisches aus dem besonderen Verhältnis der Autorin zu Franz Grillparzer, der sie vor ihrem großen Erfolg immerwieder zum weiteren Schreiben ermutigt hatte.

40 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon