Bethlen [2]

[767] Bethlen, 1) Gabriel B. von Iktár, gewöhnlich Bethlen Gábor genannt, Fürst von Siebenbürgen und König von Ungarn, geb. 1580 aus einer oberungarischen, auch in Siebenbürgen begüterten Familie, gest. 15. Nov. 1629 in Weißenburg, wurde, nachdem er sich unter Sigismund und Gabriel Báthori hervorgetan, 1613 zum Fürsten von Siebenbürgen gewählt, Da Österreich, obgleich es ihn 1617 formell anerkannte, sich ihm doch mißgünstig zeigte, benutzte er die Wirren des Dreißigjährigen Krieges, um seine Herrschaft zu befestigen und zugleich den Protestantismus und die Verfassung in Ungarn zu sichern. 1619 rückte er im Bunde mit den Böhmen in Ungarn ein, drang bis Preßburg vor, während Graf Matthias von Thurn Wien vergeblich belagerte, und ließ sich 1620 vom Neusohler Reichstag zum König von Ungarn wählen, ohne sich krönen zu lassen. Er mußte sich aber, nachdem der Kaiser durch die Schlacht am Weißen Berg das Übergewicht erhalten hatte, im Frieden von Nikolsburg mit dem königlichen Titel und sieben Gespanschaften von Ungarn begnügen (1622), während sich Ferdinand II. für Einhaltung der Religionsfreiheit und der Konstitution verpflichtete. Ein zweiter Einfall Bethlens im Bunde mit den protestantischen Mächten (1623) endigte nach Tillys Siegen mit dem 1624 unter den alten Bedingungen geschlossenen Frieden von Wien. Seine 1626 erfolgte Vermählung mit Katharina, der Schwester des Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, bewog ihn im Anschluß an England, Dänemark und Holland 1626[767] zum drittenmal zum Angriff auf den Kaiser, der die Werbung Bethlens um die Hand seiner Tochter abgelehnt halte; doch ließ er sich nach den Niederlagen Christians von Dänemark und Mansfelds im Sinne der frühern Friedensverträge zufriedenstellen. Für die protestantische Sache im Ausland erwies er sich wenig zuverlässig; um den ungarischen und siebenbürgischen Protestantismus und um die Erhaltung der ungarischen Verfassung hat er sich aber große Verdienste erworben. Seit 1626 blieb B. ruhig, sorgte für die Wohlfahrt seines Landes, förderte Künste, Wissenschaften und Gewerbe, stiftete die Akademie zu Weißenburg und berief fremde Gelehrte, Künstler und Handwerker. Eben als er mit Gustav Adolf in Verbindung trat, starb er kinderlos. Franz Joseph I. ließ ihm 1902 in Budapest ein Denkmal errichten. Vgl. »Acta et documenta Gabr. Bethlen« (hrsg. von Gindely 1890); Gindely, B. Gabor und sein Hof (ungar. von I. Acsády, Budap. 1890); Szilágyi, Politische Korrespondenz B. Gabors (das. 1877–87, 2 Bde.).

2) Johann, Kanzler von Siebenbürgen, geb. 1613, gest. 1678, Verfasser des vortrefflichen Geschichtswerkes »Rerum transsilvanicarum libri IV, continentes res gestas principum ejusdem ab a. 1629 ad annum 1663« (Hermannstadt 1663; fortgesetzt nach der Handschrift Bethlens bis 1674 von Horányi Wien 1783).

3) Wolfgang, geb. 1639, gest. 1679, schrieb eine zuverlässige (lateinische) Geschichte Siebenbürgens (1526–1609) in 16 Büchern: »Historia de rebus transsilvanicis« (hrsg. von I. Benkö, Pest 1782–95).

4) Nikolaus, geb. 1642, gest. 1716 zu Wien, Sohn von B. 2), siebenbürg. Kanzler, wurde wegen utopistischer Staatsschriften auf Veranlassung des kaiserlichen Generals Rabutin 1704 zu Kerkerhaft verurteilt, aus dieser 1713 entlassen, zugleich aber in Wien interniert. Er hinterließ »Mémoires historiques contenant I'histoire des derniers troubles de Transsylvanie« (Amsterd. 1736; auch ins Ungarische übersetzt).

5) Andreas, Graf, ungar. Ackerbauminister, geb. 1849 in Klausenburg, gest. 25. Aug. 1898 auf Bethlen in Siebenbürgen, studierte in Budapest, Brüssel und Leipzig, machte Reisen und nationalökonomische Studien. 1873 wurde er zum Abgeordneten gewählt, 1882 zum Obergespan des Kronstädter Komitats ernannt, vorübergehend war er auch Obergespan des Hermannstädter Komitats. Vom März 1890 bis zum Juni 1894 war er Ackerbauminister.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 767-768.
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