Campbell [2]

[724] Campbell (spr. kämmbel), 1) Sir Archibald, brit. General, geb. 12. März 1769, gest. 6. Okt. 1843, trat 1787 in die Armee, diente bis 1801 in Indien, seit 1808 auf der Pyrenäischen Halbinsel, ward 1814 Oberst, 1821 Regimentskommandeur und unterwarf 1824–26 die Birmanen. Der König verlieh ihm dafür 1831 den Baronetstitel. Seit 1825 Generalmajor, seit 1838 Generalleutnant, war C. 1831–37 Statthalter und Befehlshaber der Truppen in Neu-Braunschweig.[724] – Sein einziger Sohn, Sir John C., fiel als Generalmajor 18. Juni 1855 vor Sebastopol.

2) Thomas, engl. Dichter, geb. 27. Juli 1777 in Glasgow, gest. 15. Juni 1844 in Boulogne, studierte in Glasgow die Rechte und hielt sich dann einige Zeit in dem malerischen und eine dichterische Phantasie anregenden Argyllshire auf, woher seine Familie stammte. Hier entstand das Gedicht »Love and madness«. In Edinburg veröffentlichte er 1799 das Werk, das ihn berühmt machte: »The pleasures of hope« (neueste Ausg. 1874; deutsch von Lackmann, Hamb. 1838); mit seiner melodiösen Sprache und edlen Begeisterung für Polen erlangte es schon im ersten Jahr vier Auflagen. Er begab sich nach Deutschland, wo er Klopstock besuchte und bis München kam. Die Schlacht von Hohenlinden (1800) beschrieb er in einer Elegie, als hätte er sie gesehen. In Hamburg entstand 1801 sein berühmtes Lied »Ye mariners of England«. Als er auf der Heimfahrt nach England in Kopenhagen die Vorbereitungen zum Bombardement sah, schrieb er die Kriegsode »The battle of the Baltic«. Er ließ sich dann in Sydenham bei London nieder und veröffentlichte die poetische Erzählung »Gertrude of Wyoming, a Pennsylvanian tale« (1809, neue Ausg. 1862), mit der jedoch seine Dichterkraft zum letztenmal voll aufleuchtete. Seine spätern Gedichte waren untergeordneter Natur; die besten, darunter die von Freiligrath übersetzte Phantasie »The last man«, enthält das 1820 von ihm begründete und bis 1830 geleitete »New monthly magazine«. Nach einer zweiten Reise nach Deutschland (1818) veröffentlichte er seine »Specimens of the British poets« (1819–21, 7 Bde.; 2. Aufl. 1844), eine mit kritischen und biographischen Anmerkungen begleitete Auswahl englischer Dichtungen. 1820 hielt er in der Survey Institution Vorlesungen über Poesie, und 1825 entwarf er den Plan zur Londoner Universität. Die Hochschule seiner Vaterstadt erwählte ihn 1827 und in den beiden folgenden Jahren zu ihrem Lord-Rektor. Eine Reise nach Algier gab Anlaß zu den »Letters from the South« (Lond. 1837, 2 Bde.; 2. Aufl. u. d. T.: »A poet's residence in Algiers«, 1845, 2 Bde.); ihnen folgten die biographischen Werke: »Life of Mrs. Siddons« (1837, 2 Bde.), »Life of Petrarch« (1841, 2 Bde.; 2. Aufl. 1843), »Frederick the Great, his court and times« (1843, 4 Bde.). C. fand in der Westminsterabtei sein Grab. Seine Dichtungen, die von Goethe, W. Scott und Byron zum Besten gezählt wurden, was die englische Literatur hervorgebracht, erschienen u. d. T.: »Poetical works« mehrmals gesammelt, so von Gilbert, von Hill (zuletzt 1875, mit Biographie von Allingham), Rossetti u. a. Vgl. Beattie, Campbell's life and letters (2. Aufl., Lond. 1850, 3 Bde.), und Redding, Memoirs of C. (das. 1859, 2 Bde.).

3) John, Lord, brit. Rechtsgelehrter und Staatsmann, geb. 15. Sept. 1779 in Springfield bei Cupar in der schottischen Grafschaft Fife, gest. 23. Juni 1861 in London, war daselbst längere Zeit als Berichterstatter für das »Morning Chronicle«, Sachwalter und Schriftsteller tätig. 1822 wurde er ins Parlament gewählt, wo er, aus Überzeugung den Whigs zugetan, bei Diskussionen über Rechtsverhältnisse ein einflußreiches Wort führte. Bereits unter Canning (1827) zum King's Counsel ernannt, wurde er unter Grey (1832) Generalfiskal (Solicitor general) und im Februar 1834 Generalanwalt (Attorney general). 1841 ward C. zum Lord-Kanzler von Irland mit der Peerswürde ernannt, mußte aber nach einigen Wochen einem toryistischen Nachfolger weichen. Bei der Rekonstituierung des Whigministeriums 1846 erhielt er den Posten eines Kanzlers des Herzogtums Lancaster mit einem Sitz im Kabinett. 1850 ward er zum Amt eines Lord-Oberrichters der Queen's Bench, 1859 zum Kanzler von England befördert. Er schrieb: »Lives of the Lord Chancellors« (Lond. 1845–47, 7 Bde.; 8. Aufl. 1873) und »Lives of the Chief-Justices of England« (das. 1849–57, 3 Bde.; 3. Aufl. 1874, 4 Bde.). Nach seinen autobiographischen Aufzeichnungen gab seine Tochter, Mrs. Hardcastle, heraus: »Lord Chancellor C., his life and letters« (Lond. 1881, 2 Bde.).

4) Sir Colin, Lord Clyde, brit. General, geb. 20. Okt. 1792 in Glasgow als Sohn eines Handwerkers, gest. 14. Aug. 1863, trat 1808 in die Armee und diente bis 1813 hauptsächlich in Spanien. Er ward 1841 Oberst, diente 1842 im Kriege gegen China, 1848 und 1849 in dem gegen die Sith. 1851 und 1852 führte er das wichtige Kommando im Peschawarbezirk gegen die unruhigen Gebirgsstämme. Im Juni 1854 zum Generalmajor befördert, befehligte er im Krimkrieg die Hochländerbrigade, mit der er 21. Sept. an der Alma den Sieg entschied. Ebenso zeichnete er sich bei Balaklawa (25. Okt.) aus. Im Juni 1856 zum Generalleutnant, im September zum Generalinspektor der Infanterie befördert, erhielt er beim Ausbruch des indischen Aufstandes den Oberbefehl. Er schlug die Sepoys 6. Dez. 1857 bei Khanpur, erstürmte im März 1858 Lakhnau und schlug im Lauf des Jahres 1858 den Aufstand nieder, wofür er zum General ernannt und mit dem Titel Lord Clyde zur Peerswürde erhoben wurde. Im Juli 1860 kehrte er nach England zurück und wurde im November 1862 zum Feldmarschall ernannt. Vgl. Shadwell, The life of Colin C. (Lond. 1881, 2 Bde.); A. Forbes, Colin C., Lord Clyde (das. 1895).

5) John Francis of Islay, schott. Gelehrter, geb. 29. Dez. 1822, gest. 17. Febr. 1885 in Cannes, studierte in Eton und Edinburg und trat früh in den Staatsdienst ein. Er war vorwiegend Sammler. Seine Hauptwerke sind: »Popular tales of the West Highlands« (1860–62, neue Ausg. 1890–93, ck Bde.); »Frost and Fire, natural engines« (2. Aufl. 1867, 2 Bde.). Seit 1872 gab er mehrere gälische TexteLeabhair na Feinne«) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 724-725.
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