Jovanović

[321] Jovanović (spr. jowānowitsch), 1) Stephan, Freiherr von, österreich. General, geb. 5. Jan. 1828 in Pazariste im Ottocaner Bezirk der frühern Militärgrenze, gest. 8. Dez. 1885 in Zara, südslawischer Abkunft, trat 1845 in die Armee, machte 1848–49 die Feldzüge in Italien mit, wurde 1852 zum Hauptmann befördert und in einer militärisch-diplomatischen Mission nach Cattaro und später in das Hauptquartier Omer Paschas gesandt. Als Adjutant im Stabe des Generals Rodich in Süddalmatien und als Generalkonsul in Bosnien 1861–65 erwarb er sich genaue Kenntnis der geographischen, ethnographischen und politisch-sozialen Verhältnisse jener Länder. 1865 als Oberst in die Armee zurückgetreten, zeichnete er sich 1866 im Kriege gegen Italien aus und befehligte 1869 beim Aufstand in den Bocche di Cattaro, wo er verwundet wurde, eine Brigade. Er blieb darauf im südlichen Dalmatien stationiert, ward 1875 Freiherr, 1876 Feldmarschalleutnant und 1877 Kommandeur der 18. Division in Spalato. Während des Feldzugs zur Okkupation Bosniens und der Herzegowina ward er mit der Besetzung der letztern beauftragt, die er fast ohne Verluste in wenigen Tagen ausführte, worauf er den Oberbefehl in der Herzegowina erhielt. 1882 nach der Unterdrückung des Aufstandes in der Krivoscie wurde er Landeskommandierender und Statthalter in Dalmatien.

2) Wladimir, serb. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 28. Sept. 1833 in Schabatz, studierte in Wien und Berlin, ward 1856 Professor der Nationalökonomie an der landwirtschaftlichen Akademie in Topschider, beteiligte sich 1858 an der Vertreibung des Fürsten Alexander, ward von Milosch zum Sekretär im Finanzministerium und zum Redakteur des Amtsblattes ernannt, aber seiner radikalen Tendenzen wegen bald entlassen und lebte nun im Auslande, wo er zu Genf 1864–66 die serbisch-französische Zeitung »Sloboda-La Liberté« herausgab. Nachdem er darauf kurze Zeit Professor an der Belgrader Hochschule gewesen, schloß er sich der Omladina an und ward Mitredakteur des »Zastava«. Der Teilnahme an der Ermordung des Fürsten Michael (1868) angeklagt, aber freigesprochen, begab er sich wieder ins Ausland und kehrte erst 1872 nach Serbien zurück, wo er Mitglied der Skupschtina wurde. Beim Ausbruch des serbisch-türkischen Krieges zum Finanzminister ernannt, brachte er die nötige Anleihe zustande und führte die Prägung serbischer Goldmünzen nach französischem System ein. Nachdem er Ende 1879 seine Entlassung genommen, wurde er Präsident des Rechnungshofes, dann im Juni 1880 wieder Finanzminister, trat aber noch im Oktober d. J. mit Ristić zurück. Später ward er Mitglied des Staatsrats. Außer nationalökonomischen und politischen Schriften in serbischer Sprache (darunter Übersetzungen von Werken St. Mills u. Roschers) schrieb J.: »Les Serbes et la mission de la Serbie dans l'Europe d'Orient« (Par. 1870); »The emancipation and unity of the Serbian nation« (Genf 1873) u. a. - Ein Sohn von ihm, Ljumbomir, wirkt als Professor für serbische Literatur an der Belgrader Hochschule.

3) Jovan, mit dem Beinamen Zmaj, wohl der hervorragendste der modernen serbischen Dichter, geb. 24. Nov. 1833 in Neusatz, gest. 14. Juni 1904 in Kamenica, studierte in Pest, Prag und Wien Staats- und Rechtswissenschaften und wurde 1861 Stadtnotar in Neusatz. Aus Mangel an Neigung für die juristische Laufbahn legte er sein Amt noch in demselben Jahre nieder, gab 1861–62 die belletristische Zeitschrift »Javor« (»Ahorn«) heraus, wurde 1863 Vorsteher des Tökölyschen Instituts in Pest, studierte nebenbei, einem Lieblingswunsche folgend, an der dortigen Universität 6 Jahre Medizin und ließ sich dann 1870 in seiner Vaterstadt als praktischer Arzt nieder. Als solcher lebte er dann in verschiedenen Städten Österreich-Ungarns und darauf in Belgrad, von wo er schließlich nach Wien übersiedelte. J. schrieb dichterische Beiträge, meist lyrischen Inhalts, für verschiedene Zeitschriften, gründete 1864 das humoristischsatirische Journal »Zmaj« (»Drache«), das außerordentlich beliebt und dessen Titel alsbald der ständige Beiname des Dichters wurde. 1865 schrieb er den auf serbischen Bühnen stets mit Erfolg aufgeführten Schwank »Saran« (2. Ausg., Neusatz 1882). Während des russisch-türkischen Krieges von 1877–78 gab er eine »Ilustrovana ratna kronika« (»Illustrierte Kriegszeitung«) heraus, 1878 gründete er das humoristische Blatt »Starmali« (»Zwerg«) und 1880 die Kinderzeitung »Neven«. Von seinen zahlreichen Dichtungen ist besonders hervorzuheben die Sammlung seiner durch den Tod seiner Frau und seiner einzigen Tochter veranlaßten Gedichte »Djulići uveoci« (»Welke Rosen«, 1872) und von seinen Übertragungen fremder Gedichte die Übersetzung von Bodenstedts »Liedern des Mirza Schaffy« (1871). Eine Sammlung seiner Dichtungen erschien 1880 in Neusatz, eine Auswahl (in kroatischer Schrift), herausgegeben von M. Šrepel (Agram 1887), beide Ausgaben mit Jovanovićs Biographie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 321.
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