Keith [2]

[817] Keith (engl., spr. kīth), 1) George, gewöhnlich Graf oder Lord Marishal genannt, weil seine Familie die erbliche Marschallswürde von Schottland besaß, geb. 2. April 1693 auf dem Schloß Inverugie bei Peterhead, gest. 25. Mai 1778, diente unter Marlborough, beteiligte sich an den Jakobitenaufständen 1715 und 1719, wurde nach deren Mißlingen geächtet und zum Tode verurteilt, entkam aber und trat in spanische Kriegsdienste. 1747 begab er sich nach Berlin, ward von Friedrich d. Gr., dessen philosophische Grundsätze und literarische Interessen er teilte, 1751 zum Gesandten in Paris, 1754 zum Gouverneur von Neuenburg, 1759 zum Gesandten in Madrid ernannt und erlangte 1759 durch des Königs Vermittelung von der englischen Regierung die Wiedereinsetzung in alle seine Güter und Würden. 1762 nach Neuenburg zurückgekehrt und 1763 nach Potsdam übergesiedelt, starb K. in seinem Landhaus bei Sanssouci als der Letzte seines Hauses. Vgl. d'Alembert, Eloge de Milord Maréchal (Berl. 1779).

2) Jakob (James), preuß. Feldmarschall, Bruder des vorigen, geb. 11. Juni 1696 auf dem Schloß Inverugie in Schottland, gest. 14. Okt. 1758, 1715 an der bewaffneten Erhebung der Anhänger der Stuarts beteiligt, floh er nach der Niederlage der Jakobiten bei Dumlaine 22. Nov. nach Frankreich und trat nach dem zweiten erfolglosen Aufstand 1719 in spanische Kriegsdienste, machte 1726–27 die Belagerung von Gibraltar mit, nahm aber 1728 als Generalmajor russische Dienste. Als Generalleutnant im Türkenkrieg von 1736–39 tätig, zeichnete sich K. bei der Erstürmung von Otschakow aus, entschied den Sieg der Russen bei Wilmanstrand (3. Sept. 1741) über die Schweden und vertrieb. diese von den Ålandsinseln. Nach dem Frieden von Åbo (1743) außerordentlicher Gesandter am Hofe von Stockholm, nahm er wegen der Ränke des englischen Gesandten Lord Hyndford 1747 seinen Abschied und ging nach Berlin, wo ihn Friedrich d. Gr. zum Feldmarschall und 1749 zum Gouverneur von Berlin ernannte. Zugleich gehörte er nebst seinem ältern Bruder, Lord Marishal, zu den Vertrauten des Königs. Im Siebenjährigen Kriege focht er als Befehlshaber eines Korps bei Lowositz, Prag und Roßbach, belagerte 1758 Olmütz und leitete den Rückzug des Belagerungstrains. Anfang September Oberbefehlshaber der in Sachsen gegen Dann agierenden Armee geworden, schloß er sich dem König bei Hochkirch an und hatte beim Überfall Dauns 14. Okt. die Österreicher dreimal zurückgetrieben, als ein Schuß in die Brust sein Leben endigte. Friedrich d. Gr. ließ 1786 seine Bildsäule auf dem Wilhelmsplatz in Berlin aufstellen, und ein Verwandter, Sir Murray K., errichtete ihm 1776 in der[817] Dorfkirche zu Hochkirch ein Marmordenkmal. Seit 1889 heißt das 1. oberschlesische Infanterieregiment Nr. 22 Infanterieregiment K. Vgl. »Memoirs of J. M. K.« (1714–34, Berl. 1789); Varnhagen v. Ense, Biographische Denkmale, 7. Teil (3. Aufl., Leipz. 1873); v. Paczynski-Tenczyn, Lebensbeschreibung des Generalfeldmarschalls K. (2. Aufl., Berl. 1896).

3) Peter Karl Christoph von, Leibpage des Kronprinzen Friedrich (spätern Königs Friedrich d. Gr.) von Preußen, geb. 24. Mai 1711 auf dem väterlichen Gut Poberow in Hinterpommern, gest. 27. Dez. 1756, war mit dem Kronprinzen eng befreundet, wurde deshalb als Leutnant nach Wesel versetzt, unterstützte 1731 von hier aus Friedrichs Fluchtpläne, rettete sich nach deren Entdeckung nach England und trat in portugiesische Dienste, während er in Wesel in effigie gehenkt wurde. Nach Friedrichs Thronbesteigung nach Preußen zurückgekehrt, ward K. Stallmeister, Oberstleutnant und Kurator der Akademie der Wissenschaften, fand sich aber hierdurch nicht genügend belohnt. – Auch sein jüngerer Bruder, Leibpage des Königs, war an den Vorbereitungen zur Flucht in Württemberg 1731 beteiligt. Mit den beiden vorigen Keiths waren diese, obwohl ebenfalls schottischer Herkunft, nicht verwandt.

4) George Elphinstone, Viscount, engl. Admiral, geb. 7. Jan. 1746 in Elphinstone, gest. 10. März 1823, trat während des Siebenjährigen Krieges in den Seedienst und war 1775 bereits zum Kapitän avanciert. Im Kriege gegen Nordamerika 1776–83 leistete er wichtige Dienste, und nach dessen Beendigung wurde er ins Parlament gewählt. Im Kriege gegen Frankreich zeichnete er sich 1793 vor Toulon aus und ward 1794 zum Konteradmiral befördert. 1795 eroberte er als Vizeadmiral die Kapkolonie und segelte sodann nach Indien, wo er Ceylon einnahm. 1797 wurde er nach einem glänzenden Sieg über ein holländisches Geschwader in der Bai von Saldanha zum irischen Peer erhoben. 1801 deckte K. als Admiral die Ausschiffung des Heeres des Lords Abercromby in Ägypten, wofür er zum Peer von Großbritannien mit dem Titel Baron K. ernannt wurde. Von 1803 bis 1807 befehligte K. das Nordseegeschwader und leitete 1815 als Admiral der Kanalflotte die Einschiffung Napoleons I. nach St. Helena. 1814 wurde er zum Viscount K. erhoben. Seine älteste Tochter, Margaret, Baroneß Nairne und K., geb. 12. Juni 1788, gest. 12. Nov. 1867, eine Frau von ungewöhnlicher Bedeutung, Gemahlin des Grafen Flahault (s. d.), wußte ihren Salons in der Zeit der Julidynastie politische Wichtigkeit zu verleihen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 817-818.
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