Bahīa

[178] Bahīa (spr. Baīa), 1) Provinz in Brasilien, begrenzt westlich u. nördlich von Pernambuco, von welchem es durch den Rio Sao Francisco getrennt ist, zwischen dem 9°20' u. 16°35' südlicher u. 37°20' u. 44°50 westlicher Länge. Flächeninhalt: 10,0981/2 QM.; Gebirge: von S. nach N. durchzogen von einer Gebirgskette, die verschiedene Namen führt, wie Almas Chapade etc., u. die[178] Wasserscheide zwischen den östlich in den Atlantischen Ocean u. westlich in den Rio Sao Francisco sich ergießenden Flüssen bildet; Klima: obgleich heiß, doch angenehm u. ziemlich gesund; Producte: Zucker, Baumwolle, Tabak, Kaffee, Mandioca, Reis, Bohnen u. Mais; verschiedene Arten Brasilienholz, Ceder, Gummi Elemi, Copal, Drachenblut, Jalappe, Ipecacuanha u. Safran, Orangen, Mangolen u. verschiedene andere Früchte. Verfassung: die Provinz sendet 14 Deputirte in die Staatsversammlung od. den Congreß u. 7 Senatoren in das Oberhaus (s. Brasilien). Die eigene Provincial-Legislatur besteht aus 36 Deputirten, die sowohl während der Sitzung wie außer derselben bezahlt werden u. außerdem noch Meilengelder erhalten. Die Staatseinkünfte im Finanzjahre 1849–50 beliefen sich auf etwa 469,000 Thlr.; Einwohnerzahl etwa 800,000; getheilt in 13 Districte; 2) (Sao Salvador), eine der bedeutendsten Seestädte u. Seehäfen Brasiliens, Hauptstadt der Provinz, auf der östlichen Seite der Allerheiligenbai (Todos os Santos), Sitz des Erzbischofs; eine schön gebaute u. herrlich auf einem Hügel liegende Stadt mit vielen öffentlichen Gebäuden, worunter sich bes. viele Kirchen u. Klöster, der Gouverneurspalast, der Archiepiskopalpalast, das Münzgebäude, Rathhaus, das öffentliche u. Militärhospital, das Waisenseminar, das Theater u. Getreidemagazin auszeichnen. B. besitzt eine öffentliche Bibliothek (gegründet 1811), eine Chirurgenschule u. verschiedene Privatschulen, sowie mehrere Druckereien; das Hauptfabrikwesen besteht in Tabak, Glas u. Branntwein; der Hafen gehört zu den besten in Amerika; Handel beträchtlich; die Hauptausfuhrartikel 1846 waren Zucker, Baumwolle, Kaffee, Tabak, Häute u. Piassava; die Einfuhr aus fremden Ländern belief sich auf 9,066,471 Thlr.; Einwohnerzahl etwa 120,000; 3) Bahia de Todos os Santos (Allerheiligen-Bai), Bai in der Provinz.B., 6 bis 7 Meilen breit, groß genug für alle Schiffe der Erde, 1503 durch Amerigo Vespucci entdeckt. 4) (Gesch.). Nachdem 1503 durch Vespucci die Bai entdeckt worden war, strandete 1510 in deren Nähe ein von Diego Alvares Correa befehligtes Schiff, u. die ganze Mannschaft, außer ihm, wurde von den Tupinambas-Indianern ermordet. Correa hatte ein Gewehr, etwas Pulver u. Blei gerettet u. übte bald einen bedeutenden Einfluß über die Indianer, die noch keine Feuergewehre kannten, aus. Später verheirathete er sich mit der Tochter des Häuptlings Itaparica, gründete eine Colonie, die er Sao Salvador nannte u. die später von der Portugiesischen Regierung zur Hauptstadt des Brasilianischen Kaiserreichs u. zum Regierungssitz des Generalgouverneurs, wovon der erste, Thomas de Souza, 1549 landete, gemacht wurde. Seit jener Zeit nahm die Provinz mächtig an Bedeutung zu. Sie wurde später von den Holländern in Besitz genommen, hatte aber, nachdem sie an die Portugiesen zurückgegeben worden war, viel von Ersteren zu dulden. Sie blieb die Hauptstadt bis 1763, in welchem Jahre die königliche Statthalterschaft nach Rio Janeiro verlegt wurde. 1808 landete Don Juan, das erste Glied der königlichen Familie, der genöthigt wurde, seinen Hof nach B. zu verlegen, wo ihm die Bürger einen großartigen Palast erbauen ließen. Die weite Mündung der Bai u. die Schwierigkeit den Hafen zu befestigen waren Hindernisse für die Stadt, sie zur Residenz zu machen. Der Prinzregent entschloß sich, nach Rio Janeiro zurückzukehren; aber ehe die Flotte Anker warf, ließ er dem Grafen de Ponte, damaligem Gouverneur, die Carta Regia zustellen, durch welches Document allen Nationen alle Häfen Brasiliens geöffnet wurden. Während der Portugiesischen Revolution von 1820 brach in B. ein Bürgerkrieg aus, der erst 1823 endete. 1837 war abermals Revolution, in welcher der Wohlstand der Stadt viel zu leiden hatte, die aber bald durch die Regierung unterdrückt wurde. Am 9. Juli 1843 verschüttete ein Bergsturz einen Theil der obern Stadt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 178-179.
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