Laroche-Jacquelein

[131] Laroche-Jacquelein (spr. Larosch Schackläng), alte Familie aus Poitou u. Vendée, berühmt durch ihre Anhänglichkeit an die Bourbons älteren Zweiges; daraus: 1) Henri du Vergier, Graf von L., geb. 1772 zu Durbellière im Poitou, wurde 1789 Kammerherr Ludwigs XVI., emigrirte nicht, sondern begab sich nach der Vendée zu seinem Vetter [131] Lescure. Die Vendéer waren ihm ergeben, er stellte sich an ihre Spitze, siegte 1793 bei Thouars u. Fontenay u. eroberte Chatillon u. Saumur. Nach der Niederlage bei Chollet erhielt er von Lescure das Obercommando, siegte bei Condé u. Chateau-Gonthier, wurde aber bei Lafleche von Westermann u. Marceau geschlagen u. fiel 1794 bei Nouaillé. 2) Louis du Vergier, Marquis de L., Bruder des Vor., geb. 1777 in St. Aubin de Beaubigné in Bretagne, focht unter Condé am Rhein, kehrte 1800 nach Frankreich zurück, wies 1811 sehr glänzende Anträge Napoleons zurück, eröffnete 1814 Bordeaux den Bourbonen, wurde 1815 Chef der Gardecavallerie, geleitete Ludwig XVII. nach Gent, versuchte eine Landung in der Vendée u. fiel 1815 in einem Gefecht mit der Division Travot, welche sich seiner Ausschiffung widersetzte. 3) Auguste du Vergier, Graf von L., Bruder des Vor., geb. 1783 im Poitou, kehrte 1805 aus England nach Frankreich zurück, wurde von Napoleons Polizei als verdächtig eingesperrt u. 1809 gezwungen, Dienste zu nehmen; in Rußland wurde er 1812 gefährlich verwundet u. gefangen; 1815 organisirte er den Aufstand in der Vendée, wurde 1818 Oberst u. 1821 nach dem Spanischen Feldzuge Brigadier in der Gardecavallerie. Seit 1830 lebte er zurückgezogen, weigerte Louis Philipp den Eid u. wurde angeklagt, 1831 bei dem Aufstand in der Vendée mitgewirkt zu haben, aber aus Mangel an Beweis freigesprochen. 4) Marie Louise Clotilde Victoire de Donnessau, Marquise de L., geb. 1772 in Versailles, seit der Niederlage von Chollet 1793 Wittwe des Marquis Lescure, dem sie auf allen Schlachtfeldern der Vendée besonnen u. muthig zur Seite stand, flüchtete 1794 nach Spanien u. kehrte erst 1800 zurück, wo sie sich mit L. 2) vermählte. 1815 flüchtete sie wieder nach Spanien; ihr ältester Sohn, 5) Henri II. du Vergier, Graf von L., geb. den 28. Septbr. 1805, wurde schon 1815 von Ludwig XVIII. zum Pair von Frankreich ernannt. Er trat 1821 in die Armee u. machte 1823 den Feldzug in Spanien mit; 1828 zum Offizier der königlichen Reitergarde avancirt, trat er in diesem Jahre in russische Dienste u. focht unter Diebitsch am Balkan. 1829 kehrte er in sein Vaterland zurück. Nach der Revolution von 1830 leistete er auf seine Pairwürde Verzicht, da sein Alter ihm noch nicht erlaubte, in die Pairskammer einzutreten, begünstigte, zurückgezogen auf seine Güter, industrielle Unternehmungen, u. bes. sind die Wasserbauten an der Loire auf seinen Besitzungen ihm zuzuschreiben, wodurch die Schifffahrt dieses Flusses zu allen Jahreszeiten möglich wurde. 1842 trat er für den Bezirk Ploërmel in die Kammer, besuchte 1833 mit anderen Legitimisten London, um dem Herzog von Bordeaux seine Huldigung darzubringen, wurde aber kalt empfangen, da bei den Anhängern der reinen Legitimität in den letzten Jahren seine politischen Ansichten Mißfallen erregt hatten; 1844 ließ er sich abermals in die Deputirtenkammer wählen. Nach dem 25. Febr. 1848 war er einer der ersten Legitimisten, welche der neuen Republik ihre Dienste anboten, u. wurde in das Comité für die auswärtigen Angelegenheiten, darnach in die Constituirende Versammlung, 1849 wieder für die Legislative gewählt. Bei den Legitimistencongressen 1849 zu Ems u. 1850 zu Wiesbaden war er ebenfalls gegenwärtig, wurde aber wieder kalt empfangen u. sein Wirken für die Sache der Legitimität durchgängig desavouirt, worauf er sich von der Legitimität lossagte. 1851 stimmte er am 19. Juli gegen die Verfassungsrevision, gehörte im November 1852 zu den 15 Mitgliedern des Wahlgesetzausschusses u. protestirte am 3. Decbr. gegen den Staatsstreich. Indeß wußte er sich bald mit der neuen Regierung auszusöhnen. 6) Louis II. du Vergier, Graf von L., Bruder des Vorigen, geb. 1806, war in den Aufstand der Vendéer 1832 verwickelt, wurde dort verwundet u. begab sich nach Mißlingen des Planes nach Portugal, wo er 1833 blieb. Die Offiziere der preußischen Armee zeichneten 1815 die Familie L. sehr aus, indem sie dem ältesten Sohn der Marquise 1817, auf Veranlassung des Generals Ziethen, durch den preußischen Gesandten einen prächtigen Degen, als Zeichen der Bewunderung dieser Heldenfamilie, feierlich überreichen ließen u. dem Andenken von L. 1) zwei Candelaber von carrarischem Marmor weihten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 131-132.
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