Nostitz

[132] Nostitz, ein zum Theil der Katholischen, zum Theil der Lutherischen Confession folgendes, aus der Lausitz stammendes, jetzt in Böhmen u. Schlesien angesessenes gräfliches Geschlecht, dessen ältester bekannter Stammvater war: 1) Kaspar von N., Herr auf Zschochau u. Landeshauptmann des Fürstenthums Görlitz, führte 1454 dem Deutschen Orden in Preußen 1000 Reiter zu u. st. 1484. Von seinen Nachkommen stifteten die zwei Brüder Otto u. Johann die Linien zu Rokitnitz u. Rieneck, außer welchen auch noch eine dritte Linie in Schlesien blüht. I. Ältere Linie, zu Rokitnitz, erhielt 1631 den Freiherren-, 1675 den böhmischen u. 1692 den Reichsgrafenstand, sie besitzt in Böhmen die Fideicommißherrschaft Plan u. Gottschau, sowie die Allodialherrschaft Rokitnitz, zusammen 3,06 QM. mit 53 Ortschaften, u. in den preußisch-schlesischen Kreisen Jauer u. Reichenbach 13 Ortschaften; ihr Stifter, 2) Freiherr Otto, geb. 1608, war schlesischer Oberamtskanzler, Landeshauptmann der Fürstenthümer Jauer u. Schweidnitz, k.k. Geheimer Rath, erhielt 1631 den Freiherrenstand u. st. 1666. Jetziger Chef ist: 3) Graf Joseph, geb. 1821, ist österreichischer Rittmeister in der Armee u. seit 1857 Wittwer von Ernestine geb. Gräfin von Waldstein-Wartenberg. II. Jüngere Linie, zu Rieneck, erhielt 1641 den böhmischen u. 1673 den Reichsgrafenstand u. wurde in demselben Jahre mit der Reichsherrschaft Rieneck belehnt, sie besitzt in Böhmen die Fideicommißherrschaften Falkenau, Heinrichsgrün u. Tschopan, zusammen 4,59 QM. mit 60 Ortschaften, außerdem die Allodialherrschaften Graslitz (1,16 QM. mit 13 Ortschaften), Stirzim Pakomierzitz, Thürmitz u. Czernosek; ihr Stifter 4) Graf Johann, Bruder von N. 2), 1610 geb., war k.k. wirklicher Geheimer Rath u. oberster Kanzler von Böhmen, erhielt 1641 die böhmische u. 1673 die Reichsgrafenwürde u. st. 1683. Jetzt zerfällt die Linie in einen älteren u. einen jüngeren Zweig, deren gegenwärtige Chefs sind: 5) Graf Erwein, geb. 1806, ist österreichischer Geheimer Rath u. seit 1829 mit Philippine geb. Gräfin Nostitz vermählt. 6) Graf Albert, Sohn des 1840 verstorbenen österreichischen Geheimen Raths u. Feldmarschalllieutenants Grafen Johann, geb. 1807, ist Herrenstandsmitglied des böhmischen ständischen Landesausschusses; er ist unvermählt, sein älterer Bruder Hermann ist 1812 geboren. III. Jüngste Linie, in Schlesien, besitzt daselbst die Herrschaften Zobten u. Zyrowa, folgt der Lutherischen Confession u. erhielt 1711 den Reichsgrafenstand. Jetziger Chef ist: 7) Graf August, geb. 27. Dec. 1777 in Zessel bei Öls, studirte anfänglich, wurde 1802 Lieutenant bei der Garde du Corps in Potsdam, 1803 bei Wobeser Dragoner, 1805 Adjutant des Generals von Blücher in Westfalen u. 1807 Rittmeister; er[132] nahm 1810 den Abschied u. war 1811 u. 1812 auf Reisen in Italien u. Frankreich; 1813 wurde er Stabsrittmeister im ersten schlesischen Ulanenregiment u. dann Rittmeister im Nationalhusarenregiment, welches die schlesischen Stände errichteten, dann Blüchers Adjutaut, bei Leipzig Major, begleitete 1814 Blücher nach London, blieb 1815, während der Schlacht bei Ligny, an dessen Seite, als dessen Pferd erschossen wurde u. er in Gefahr war, gefangen zu werden; wurde 1818 Oberst, 1819 Flügeladjutant des Königs u. Commandeur des Gardehusarenregiments, commandirte 1821 die zweite Gardecavalleriebrigade, wurde 1825 Generalmajor machte als Volontär 1828 den Russischen Feldzug in der Türkei mit u. wurde 1829 Generaladjutant des Königs, 1835 zweiter Commandant von Berlin, 1837 Generallieutenant u. 1840 Chef des fünften Husarenregiments, nahm 1847 den Abschied aus der activen Armee u. wurde 1850 preußischer Gesandter in Hannover; er ist seit 1858 Wittwer von Clara geb. Gräfin Hatzfeldt, sein Sohn Friedrich, geb. 1835, ist preußischer Lieutenant.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 132-133.
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