Seydlitz

[925] Seydlitz, Friedr Wilhelm von S., geb. 3. Febr. 1721 in Kalkar bei Kleve, Sohn eines Preußischen Rittmeisters; 12 Jahre alt wurde er Page bei dem Markgrafen von Brandenburg-Schwedt u. 1738 Cornet in dessen Kürassierregiment; 1740 im ersten Schlesischen Kriege wurde er gefangen, aber bald ausgewechselt u. avancirte zum Rittmeister bei einem neuen Husarenregiment. Im zweiten Schlesischen Kriege zeichnete er sich bei Hohenfriedberg, wo er den sächsischen General Schlichting gefangen nahm u. Major wurde, dann bei Soor, wo er verwundet[925] wurde, u. bei Zittau durch einen Cavallerieangriff seines Regiments aus; er wurde 1752 Oberst u. Commandeur des Dragonerregiments Württemberg in Treptow, 1753 des Kürassierregiments Rochow in Schlesien u. 1755 dessen Oberst. Mit demselben zeichnete er sich 1756 bei Lowositz u. bes. 1757 bei Kollin aus, wo er mit der Cavallerie des linken Flügels den Rückzug deckte u. Generalmajor wurde; er rückte, als Hadick Berlin genommen hatte, dieser Stadt zu Hülfe, ging hierauf nach Sachsen, lieferte hier am 19. September ein Reitertreffen gegen den Feind bei Pegau u. machte von Erfurt aus einen Überfall auf Gotha, so daß der Prinz von Soubise u. die französische Generalität über Hals u. Kopf von dort aufbrachen u. er an deren Stelle auf dem Schloß in Gotha das Diner einnahm. Der König übertrug ihm nun das Commando über die ganze Cavallerie seines Heeres, u. mit dieser entschied S. die Schlacht bei Roßbach (5. Nov. 1757) fast allein. Er wurde jetzt Generallieutenant u. Inhaber des Regiments Rochow. Bei Zorndorf stellte er die verlorene Ordnung wieder her, befreite die Infanterie von den sie umzingelnden Russen, eroberte die verlorenen Kanonen wieder u. noch 120 feindliche dazu u. nahm 20 Fahnen; bei Hochkirch machte er den Rückzug möglich, bei Kunnersdorf rief ihn der Befehl des Königs von seiner Position, in dessen Folge die Schlacht verloren ging. Dadurch trat eine Spannung zwischen S.u. dem König ein, welche S. hinderte an dem Feldzuge von 1760 Theil zu nehmen, doch hatte er großen Antheil an der Vertheidigung Berlins gegen Tettenborn u. Lascy. 1761 u. 1762 war er bei der Armee des Prinzen Heinrich in Sachsen u. that sich bes. in der Schlacht bei Freiberg hervor, wo er die Cavallerie befehligte; s.u. Siebenjähriger Krieg. Nach dem Frieden wurde S. Inspector aller Cavallerieregimenter in Schlesien u. sein Regiment in Ohlau wurde der Mittelpunkt des Unterrichtes für die Cavallerie von ganz Europa. 1767 wurde er General der Cavallerie u. st. 7. Novbr. 1773. Er wurde im Garten seines Gutes Minkowski bei Namslau in Schlesien begraben; in Berlin (auf dem Wilhelmsplatz) u. in Kalkar sind ihm Statuen errichtet. Vgl. Wittich, der Reitergeneral F. W. von S., Düsseldorf 1861.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 925-926.
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