Wagner, Familie (Innsbruck)

[1016] Wagner (Innsbruck). Die Geschichte der Wagnerschen Universitätsbuchhandlung und -Buchdruckerei in Innsbruck geht bis auf das Jahr 1554 zurück. In diesem Jahre wurde Rupert Heller zum Hofbuchdrucker ernannt. Sein Geschäft ging 1573 auf G. Dingenauer über und 1577 kam es an Hans Pauer, der den Verlag recht eifrig pflegte. 1601 druckte Pauer die heute so sehr gesuchte und hoch bezahlte lateinische Ausgabe des Werkes von Schrenk von Notzingen über die Rüstungen der Ambraser Sammlung. 1603 erscheint Daniel Pauer und auf Drucken der Jahre 1646-47 finden wir Hieronymus Pauer, während von 1640 gleichzeitig Michael Wagner, ein gelernter Buchdrucker, aus Deubach gebürtig, erscheint. 1649 vereinigten sich beide und 1668 brachte Wagner das inzwischen durch den Tod Pauers verwaiste Geschäft käuflich an sich. Im Jahre 1669 verstarb Michael Wagner. Derselbe hat sich durch den Verlag der kulturgeschichtlich wichtigen und umfangreichen Werke des Arztes Hipolit Guarinoni ein bleibendes Denkmal in der tirolischen Buchgeschichte gesetzt. 1671 begegnet uns Jacob Christoph Wagner, der das Pauer und Michael Wagnersche Geschäft »mit großen Kosten erkaufft«. Nach dem 1701 erfolgten Tode Wagners von den Erben weitergeführt, erscheint 1706 als Eigentümer Michael Anton Wagner, den Kaiser Josef I. zu seinem »Buechtruckher zu Ihnsprugg... aufgenommen und bestelt«. 1768 ging die Firma an Johann Nepomuk Wagner über. Von 1793 an finden wir Michael Alois Wagner als Hof-, Landschafts- und Universitätsbuchdrucker und Buchhändler. 1801 nahm derselbe den mit ihm verschwägerten Casimir Schumacher als Teilhaber in die Buchhandlung auf, und als Wagner starb, ging das ganze Geschäft in den Besitz Schumachers über.

Schumacher, aus Freiburg i.B. stammend, war 1792 nach Innsbruck gekommen und hatte 1802 das Bürgerrecht erworben. Nach wenigen Jahren wurde der neue Bürger an die Spitze der städtischen Verwaltung berufen. Persönliche Verfolgungen, Plünderung seines Eigentums, welche er als Bürgermeister 1809 durch aufgeregte Bauernhaufen zu erdulden hatte, veranlaßten ihn jedoch zur Niederlegung des Amtes. Sein Sohn Johann Schumacher, der sich in Frankfurt, Paris und Mailand für seinen Beruf herangebildet[1016] hatte, trat 1828 – der Vater war 1824 verstorben und das Geschäft inzwischen von Johann Teutsch verwaltet worden – als Erbe ein und begann sofort das Geschäft zu erweitern. Er richtete alsbald eine Schriftgießerei sowie eine lithographische Anstalt ein und stellte 1830 die erste Schnellpresse in Oesterreich auf. 1850 wurden Zweigniederlassungen in Brixen und Feldkirch errichtet, 1870 folgte Bregenz und nach dem 1852 erfolgten Tode Schumachers wurde das Geschäft von der Witwe weitergeführt. 1868 trat den Besitz Anton von Schumacher an, dem sich 1892 Eckart von Schumacher zugesellte.

Der Verlag der Wagnerschen Universitätsbuchhandlung ist sehr reichhaltig und umfaßt alle Gebiete des menschlichen Wissens, besonders reichhaltig ist auch die Zeitschriftenliteratur vertreten. Der 242 Seiten starke Verlagskatalog der Firma verzeichnet Arbeiten der berühmtesten österreichischen Gelehrten, wie Wilhelm Altmann, Dr. J. Beidtel, Berault-Bercastel, Dr. G. Bickell, Dr. H. J. Bidermann, Dr. J. Blaas, Joh. Fr. Böhmer, Dalla Torre, Karl Domanig, Dr. Jul. Ficker, Freiherr von Hausmann, Dr. J. Hirn, Hugo Hurter, Albert Jäger, Dr. Anton Kerner, A. v. Rodank, Dr. P. Steinlehner, Stumpf-Brentano, M. Waldseemüller, Cornelius Will usw. Daneben finden wir eine große Anzahl Erbauungs- und Kirchenliteratur. Weiterhin eine große Reihe von Zeitschriften, so: Archiv für Geschichte und Altertumskunde Tirols (1864 uff.); Sammler für Geschichte und Statistik Tirols nebst seinen neuzeitlichen Fortsetzungen (1870 uff.); Berichte des Forstvereins für Tirol (1858 uff.); Katholische Blätter aus Tirol (1843-71); Bote für Tirol und Vorarlberg (1814 uff.); Gesetzblatt für Tirol (1863 uff.); Mitteilungen des Tiroler Gewerbevereins; Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol; Mitteilungen des Instituts für österreich. Geschichtsforschung etc.

Quellen: Verlagskataloge 1866, 1881, 1897, 1904.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1016-1017.
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