Hohenzollern

Hohenzollern

[404] Hohenzollern, ein fürstl. Geschlecht, welches seinen Namen von der Stammfeste desselben, Zollern oder Hohenzollern in Schwaben, hat, und dessen ältester bekannter Ahnherr der Graf Thassilo von Zollern war, welcher um 800 starb. Von ihm stammte in gerader Linie und in der neunten Generation Robert II., Graf von Zollern, der 1165 lebte und zwei Söhne hinterließ: Friedrich IV., welcher das Stammland erbte und Konrad, welcher Burggraf von Nürnberg wurde. In gerader Linie von dem Erstgenannten stammte Eitel Friedrich IV., welcher 1507 vom Kaiser Maximilian mit dem Reichserbkämmereramte beliehen wurde, und dessen Enkel Karl I. 1529 die Grafschaften Sigmaringen und Vöhringen erhielt. Dieses Karl Söhne waren Eitel Friedrich VI. und Karl II. Jener erhielt Hohenzollern und baute das Schloß Hechingen, von dem seine Linie Hohenzollern-Hechingen genannt wird, während Karl II. Sigmaringen und Vöhringen erhielt und Stifter der Linie Hohenzollern-Sigmaringen wurde. Dem jedesmaligen Chef beider Linien wurde 1623 der Reichsfürstenstand verliehen und 1692 wurde dieser auf alle Glieder beider Häuser ausgedehnt. Ein Urenkel des oben erwähnten Konrad, jüngern Sohnes Robert II. und ersten Burggrafen von Nürnberg, war Friedrich III., der 1273 die fürstl. Würde und das Burggrafenthum Nürnberg als erbliches Lehen erhielt. Burggraf Friedrich VI. wurde 1415 vom Kaiser Sigismund mit der Mark Brandenburg (s.d.) belehnt und erhielt als Reichserzkämmerer die Kurwürde. Nachdem Preußen (s.d.) 1525 an das brandenburgische Haus gekommen war, nahm Friedrich I. (s.d.) 1701 den Titel eines Königs von Preußen an. Von ihm stammen die jetzigen Könige von Preußen. Der jedesmalige König von Preußen ist das Haupt des Gesammthauses Hohenzollern, und unter dessen Bestätigung sind die alten Erbverträge von 1575,1695 und 1707 durch das sigmaring. Familienstatut vom 24. Jan. 1821 erneuert worden. Nach diesem Statut fallen beim Erlöschen einer Familie im Mannsstamme deren Besitzungen an die überlebende Linie, und wenn beide Linien sowol in männlicher als in weiblicher Linie aussterben, so fallen ihre Lande an das Haus Brandenburg. Die Fürstenthümer H.-Hechingen und H.-Sigmaringen sind dem deutschen Zollverbande beigetreten, und der oberste Gerichtshof für alle hohenzoll. Lande ist seit 1820 das würtemberg. Obertribunal. Die Fürsten von H.-Hechingen und H.-Sigmaringen bekennen sich zur kathol. Kirche, während das preuß. Haus evangelischer Confession ist.

Hohenzollern-Hechingen, gegenwärtig regiert vom Fürsten Friedrich Hermann Otto (s.d.), nimmt einen Flächeninhalt von 61/2 ! M. ein. Es ist ein vom Neckar durchflossenes, gebirgiges Land und liegt an und auf der schwäb. Alp. Die Thäler sind fruchtbar und haben treffliche Weidegründe, daher sind auch Ackerbau und Viehzucht nebst Garnspinnerei die Hauptbeschäftigungen der Einwohner, deren etwa 20,000 sind; sie bekennen sich fast ohne Ausnahme zur katholischen Kirche. H.-Hechingen hat eine ständische Verfassung, stellt 145 M. zum Bundesheere, hat in der Bundesversammlung im Plenum eine, in der engern Berathung mit den übrigen deutschen Fürstenthümern eine gemeinschaftliche Stimme und etwa 70,000 Gulden Einkünfte. Der Fürst zieht aber auch noch etwa 60,000 Gulden aus seinen mittelbaren Besitzungen. Die Hauptstadt und Residenz Hechingen, an der Starzel, mit etwa 3000 Einw., ist schlecht gebaut, hat aber ein hübsches Schloß und ein Gymnasium. Eine halbe Stunde entfernt liegen auf dem Zollerberge die Trümmer der Burg Hohenzollern, neben denen der jetzige Kronprinz von Preußen einen runden Thurm bauen ließ, von welchem herab man eine herrliche Aussicht hat.

Hohenzollern-Sigmäringen, gegenwärtig regiert vom Fürsten Karl Anton Friedrich (s.d.), wird von der Donau durchströmt und hat ein Areal von 181/2 M. mit 46,000 Einw., die gleich jenen in H.-Hechingen Katholiken sind. Es ist im Allgemeinen fruchtbar und liefert Getreide, Obst, Flachs, Rindvieh, Schafe und Eisen. Die Gewerbe sind dieselben, wie in H.-Hechingen. Auch H.-Sigmaringen hat eine ständische Verfassung, stellt 370 M. zur Bundesarmee, und der Fürst hat im Ganzen etwa 300,000 Gulden Einkünfte. Das Land zerfällt in das Oberland, mit der Hauptstadt und Residenz Sigmaringen an der Donau, welche 1400 Einw., ein Schloß und eine Bibliothek hat, und das Unterland, wo Haigerloch an der Eiach mit 1400 Einw. und Trochtelfingen mit 2300 Einw. – Der Fürst von Thurn und Taxis und der Freiherr von Speth haben mittelbare Besitzungen in Sigmaringen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 404.
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