Kopenhagen

Kopenhagen

[646] Kopenhagen, dän. Kjöbnhavn, ist die Hauptstadt des Königreichs Dänemark und eine der herrlichsten Städte, welche es gibt.

Sie liegt an der Südostküste der Insel See. land und auf der Insel Amak an dem Sunde, welcher hier drei Meilen breit ist. Im 11. Jahrh. hatten sich in dieser Gegend Fischer niedergelassen, und im 12. Jahrh. erhielt der Bischof Absalon den Ort von dem dän. Könige als Geschenk. Er befestigte den Hafen und bauete auf einer nahgelegenen Insel ein Schloß zum Schutz gegen Seeräuber. Allmälig nahm die Zahl der Einwohner zu, und schon im nächsten Jahrhundert war K. eine mit Wällen und Gräben umgebene Stadt, erhielt 1284 Stadtrecht und wurde 1443 Residenz der dän. Könige. Mehrmals ist K. durch feindliche Angriffe hart bedrängt worden, so noch 1807 durch die Engländer. Die Stadt wurde vier Tage lang bombardirt, 305 Gebäude, darunter die schöne Frauenkirche, wurden verbrannt, an 2000 Häuser beschädigt, und gegen 2000 Menschen getödtet. K. besteht aus drei Theilen, der Altstadt, der Neustadt oder Friedrichsstadt und Christianshafen. Der erstgenannte Theil ist der älteste und größte, wogegen die Friedrichsstadt, die durch die 4200 F. lange Gotherstraße von der Altstadt getrennt wird, durch Regelmäßigkeit und Pracht sich auszeichnet. Dieselbe ist befestigt und wird besonders durch die Citadelle Friedrichshafen geschützt. Die beiden genannten Theile liegen auf der Insel Seeland, mit ihnen steht durch Brücken Christianshafen in Verbindung, das auf der Insel Amak liegt, welche der Küchengarten von Kopenhagen genannt wird. Eine Anzahl niederländischer Familien hatte sich im Anfang des 16. Jahrh. hier niedergelassen; sie leben noch jetzt unvermischt mit den Dänen und betreiben Viehzucht und Gemüsebau. Zwischen Christianshafen und den beiden andern Stadttheilen liegt der große Hafen mit dem Zeughause und den Werften. Die Straßen K.'s sind meist breit, gut gepflastert und reinlich; einige werden von Kanälen durchschnitten. Mehre große und schöne Plätze zieren die Stadt. Unter denselben zeichnet sich der hier abgebildete Königsmarkt aus, auf welchem die Bildsäule des Königs Christian V. steht. Auf dem Friedrichsplatz in der Friedrichsstadt, welcher die Amalienburg, das königliche Residenzschloß, umgibt, steht die Bildsäule Friedrich V. Mehre große Brände haben die Stadt verheert, in deren Folge sie schöner wieder aufgebaut worden ist. So verbrannten 1782 binnen 48 Stunden 67 Straßen mit fast 1600 Häusern, vier Kirchen und mehren öffentlichen Gebäuden; der prachtvolle Königspalast, die alte Christiansburg, brannte 1794 ab. Ausgezeichnet ist die neue Christiansburg in der Altstadt, welche unter Christian VII. begonnen und unter dem jetzt regierenden Könige vollendet worden ist. Die in ihr liegende Schloßkirche ist 219 F. lang, 100 F. breit und mit einer großen, mit Kupfer bedeckten Kuppel geschmückt. Herrliche Marmor- und Gypsarbeiten von dem berühmten Thorwaldsen zieren das Schloß; die königl. Bibliothek enthält 130,000 Bände und 12 Säle sind mit Gemälden, Seltenheiten und Alterthümern erfüllt. Das königl. Schloß Rosenburg in der Friedrichsstadt ist von einem großen Garten umgeben und enthält ein Münzcabinet [646] und eine Kunstkammer. Unter den Kirchen zeichnet sich vor allen die Frauenkirche aus, welche im griech. Style auf der Stelle der Domkirche erbaut wurde, nachdem diese 1807 bei der Beschießung durch die Engländer zerstört worden war. Der oben abgeplattete Thurm derselben ist über 110 F hoch und hat inwendig einen breiten Aufgang in flacher schneckenförmiger Windung. Noch merkwürdiger ist der Thurm der Erlöserkirche in Christianshafen, indem äußerlich um denselben herum eine schneckenförmige Treppe bis zu der 300 F. hohen Spitze des Thurmes führt. Auf dem Thurme der Trinitatiskirche befindet sich die von Christian IV. erbaute Sternwarte. In einem kreisförmigen Zimmer des obern Theils des Thurmes ist die Büste des berühmten Astronomen Tycho de Brahe aufgestellt. K. hat eine 1479 gegründete Universität mit einer Bibliothek von 100,000 Bänden, eine chirurgische Akademie, eine Thierarzneischule, eine Schifffahrtsschule, eine polytechnische Lehranstalt, Militairschulen u.s.w. Die Akademie der schönen Künste, 1757 errichtet, befindet sich im königl. Schlosse Charlottenburg. Unter den gelehrten Gesellschaften ist auszuzeichnen die 1742 gestiftete Akademie der Wissenschaften. Die 126,000 Einw. treiben bedeutende Manufacturen und Fabriken in Porzellan, Tapeten, Baumwollen-, Seiden- und Lederwaaren, besonders aber in Tuch, sowie ansehnlichen Handel, indem die Stadt 350 eigne Schiffe besitzt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 646-647.
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