Malmö [2]

[185] Malmö, Hauptstadt des gleichnamigen schwed. Läns (s. oben), am Öresund gelegen, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Stockholm-Falköping-M. und M.-Engelholm, ferner der Eisenbahnen M.-Ystad, M.-Limhamn, M.-Simrishamn, M.-Genarp und[185] M.-Trelleborg, ist gut gebaut, hat ein altes Schloß; (Malmöhus, jetzt Zuchthaus) als einzigen Überrest der ehemaligen Befestigungen, 3 evangelische und eine kath. Kirche, ein schönes Rathaus (von 1546) mit dem großen Knutsaal, ein Reiterstandbild Karls X. Gustav (seit 1896), eine gelehrte, eine technische und eine Navigationsschule, einige Bankanstalten, einen erst seit 1775 durch Kunst geschaffenen Hafen von 6,5 m Tiefe (s. Tafel »Hafenanlagen«, Fig. 1), einen 1903 eröffneten neuen Binnenhafen von 7,25 m Tiefe und (1903) 67,384 Einw. (1805 erst 4932). M. hat eine Tuchfabrik (1903: 1600 Arbeiter), 6 Maschinenfabriken, eine Schiffswerft (1000 Arbeiter), 3 Dampfmühlen, 6 Zigarren-, 4 Zichorien-, 3 Schokolade-, 2 Zement-, 4 Schuhfabriken, 2 Anstalten für elektrische Beleuchtung, eine Gasanstalt, 12 Bierbrauereien, 2 Fabriken für Nähmaschinen und Fahrräder etc. Ein Dock, wo größere Schiffe Schutz finden, liegt dicht beim Hafen, in dessen unmittelbarer Nähe die beiden Bahnhöfe stehen. 1901 liefen 5568 Schiffe vom Ausland ein, und 5559 Schiffe von zusammen 3,6 Mill. Ton. gingen dahin ab. Die Einfuhr hatte 1902 einen Wert von 56,911,000 Kronen, die Ausfuhr von 30,441,000 Kr. (zusammen 9,73 Proz. des schwedischen Außenhandels). Die Einfuhr bestand vornehmlich in Weizen, Roggen, Steinkohlen, Heringen, Kaffee, Zucker, Wein, Tabak, Eisen, Dungstoffen und Geweben, die Ausfuhr in Mehl, Hafer, Gerste, Butter, Kreide, Holz, Holzmasse und Zündhölzern. Zum Hafen gehörten 36 Segelschiffe von 10,185 Ton. und 16 Dampfschiffe von 8974 T. (Schiffe von unter 20 T. nicht einbegriffen). M. steht mit Kopenhagen (wohin auch Fährdampfer zur Beförderung von Eisenbahnzügen gehen), Amsterdam, Grimsby, London, Havre, Bordeaux, Hamburg, Lübeck, Rostock und Stettin in regelmäßiger Dampferverbindung und ist Sitz eines deutschen Konsuls. – Unter dem Namen Malmhauge (bei den Hanseaten gewöhnlich Ellenbogen, lat. Malmogia) schon im 12. Jahrh. erwähnt, erhielt M. 1353 Stadtprivilegien, gelangte durch Handel, bez. Heringsfischerei bald zu großem Wohlstand und spielte unter dem Bürgermeister Jörgen Kock in der ersten Hälfte des 16. Jahrh., besonders bei der Grafenfehde (s. d.), eine wirksame politische Rolle. Ende des Jahrhunderts begann der Verfall, doch hat sich M. neuerdings wieder zu einer blühenden Handelsstadt emporgearbeitet. Hier ward 1524 durch einen Rezeß die Auflösung der Kalmarischen Union bestätigt, 1662 durch einen Vertrag das Verhältnis der an Schweden abgetretenen dänischen Provinzen geregelt, 26. Aug. 1848 ein siebenmonatiger Waffenstillstand zwischen Dänemark und Preußen geschlossen. Vgl. Isberg, Bidrag till M. stads historia (Malmö 1895–1900, 2 Bde.) und Bilder från det gamla M. (1898); »Diplomatarium civitatis Malmogiensis« (hrsg. von L. Weibull, 1901 ff.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 185-186.
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