Mercy

[628] Mercy (spr. -ßi), 1) Franz, Freiherr von, General im Dreißigjährigen Kriege, geboren zu Longwy. in Lothringen, gest. 3. Aug. 1645, trat in bayrische, dann in kaiserliche Dienste und focht bei Leipzig (1631) als Oberstwachtmeister. 1633 zum Obersten ausgerückt, fiel er bei einem Ausfall aus Breisach vorübergehend in französische Gefangenschaft und verteidigte[628] 1634 Rheinfelden einige Monate gegen den Herzog von Weimar. 1638 als Generalzeugmeister in bayrische Dienste getreten, vertrieb er 1641 Banér von Regensburg, nahm den Obersten Schlange, der den Rückzug der Schweden nach Sachsen decken sollte, bei Waldneuburg gefangen und vernichtete 24. Nov. 1643 das Korps des Generals Rantzau bei Tuttlingen. Zum Feldmarschall ernannt und mit dem Befehl über das vereinigte kaiserliche und bayrische Heer betraut, eroberte er 1644 Freiburg und bestand im Lager bei dieser Stadt 3.–5. Aug. einen hartnäckigen Kampf gegen die vereinigten Kräfte Condés und Turennes. Nachdem er bei Mergentheim 5. Mai 1645 Turenne geschlagen, fand er 3. Aug. in der Schlacht bei Alerheim auf dem von ihm verteidigten Friedhof den Tod. Sein Leichnam wurde auf dem Schlachtfeld beerdigt, und die Franzosen selbst setzten ihm einen Denkstein mit der Inschrift: »Sta viator, heroem calcas«. Sein Bruder Kaspar von M., bayrischer Generalwachtmeister, fiel bei Freiburg. Vgl. Heilmann, Die Feldzüge der Bayern 1643–1645 unter den Befehlen des Feldmarschalls Franz Frh. v. M. (Meiß. 1851).

2) Claudius Florimund, Graf von, kaiserl. Feldherr, Enkel des vorigen, geb. 1666 in Lothringen, gest. 29. Juni 1734, focht bei dem Entsatz von Wien (1683), in Ungarn (1684–90) und in Italien (1701) mit Auszeichnung. 1702 befehligte er am Rhein ein Kürassierregiment und erwarb bei Friedlingen Ruhm. 1705 zum Generalmajor befördert, kämpfte er glücklich gegen die Franzosen und ward 1707 zum Feldmarschalleutnant erhoben. Im Feldzug von 1709 führte er sechs Regimenter nach Mantua, ging nach seiner Rückkehr über den Rhein, ward aber von Dubourg bei Rumersheim geschlagen. Im Kriege gegen die Türken (1716) trug er bei Peterwardein viel zum Siege bei, deckte die Belagerung von Temesvár und nahm 1717 an der Belagerung und Schlacht von Belgrad mit Auszeichnung teil. 1718 befehligte er im Krieg Österreichs mit Spanien in Sizilien mit wachsendem Erfolg. Seit 1720 Gouverneur vom Temesvar, machte er sich durch unermüdliche segensreiche Tätigkeit um die Kultur des Banats sehr verdient. Als Generalfeldmarschall übernahm er 1733 den Oberbefehl in Italien. Er fiel 1734 beim Angriff auf das feste Schloß Crocetta bei Parma. – Da er keine Kinder hinterließ, erbten sein Lehen mit dem Grafentitel, den er 1720 erhalten hatte, seine Adoptivsöhne Antoine M. d'Argenteau, der 1767 als Generalgouverneur in Essek starb, und Florim und M. d'Argenteau, der, zufolge seiner vorzüglichen Begabung ein Günstling des Grafen Kaunitz, in den diplomatischen Dienst trat, unter Peter III. und Katharina den Botschafterposten in Rußland bekleidete und 1780 Gesandter in Paris ward. Als Vertrauter Maria Theresias und als Ratgeber der Königin Marie Antoinette spielte er im Anfang der Revolution eine wichtige, aber undankbare Rolle und ging im September 1790 als Gesandter nach London, wo er 25. Aug. 1794 starb. Viele seiner Briefe an die unglückliche Königin sind in den neuern Publikationen über Marie Antoinette enthalten (s. Maria 11). Die Briefe an den Grafen Louis Starhemberg aus den Jahren 1791 bis 1794 gab Graf Thürheim (Innsbr. 1884), Berichte an Maria Theresia und Joseph II. gab A. v. Arneth mit Geffroy und Flammermont (Par. 1875 u. 1889–91) heraus (Näheres s. Arneth 3). Vgl. Th. Juste, Le comte de M.-Argenteau (Brüssel 1863).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 628-629.
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