Schenk

[735] Schenk, 1) (Schenck) Johann, Komponist, geb. 30. Nov. 1753 in Wiener-Neustadt, gest. 29. Dez. 1836 in Wien, Schüler Wagenseils, lebte ohne Anstellung als Musiklehrer in Wien und starb in dürftigen Verhältnissen. Von seinen zahlreichen, durch sprudelnden Humor und Melodienfluß ausgezeichneten Singspielen und Volksopern verdienen die Opern: »Der Dorfbarbier« (1796), »Der Bettelstudent« (1796), »Der Faßbinder« (1802) hervorgehoben zu werden. Vgl. Staub, Johann S. (Wiener-Neustadt 1901).

2) Eduard von, bayr. Staatsmann und Dichter, geb. 10. Okt. 1788 in Düsseldorf, gest. 26. April 1841 in München, studierte in Landshut und ward, nachdem er 1817 von der protestantischen zur katholischen Kirche übergetreten, 1823 Generalsekretär im Staatsministerium, 1825 Ministerialrat, Vorstand der Schul- und Kirchensektion und 1828, unter Erhebung in den Adelstand, Staatsrat und Minister des Innern, verursachte aber durch mehrere Verordnungen, z. B. über die gemischten Ehen, so viele Mißhelligkeiten zwischen Ständen und Regierung, daß ihn der König 1832 als Präsident der Provinzialregierung nach Regensburg versetzte. 1838 wurde er aber wieder in den ordentlichen Dienst des Staatsrates nach München berufen. Seinen schnell verblichenen dichterischen Ruf begründete er vorzüglich durch das Trauerspiel »Belisar«, das sich einige Zeit auf der Bühne erhielt. Seine »Schauspiele« erschienen gesammelt in 3 Bänden (Stuttg. 1829–35). Außer mehreren Kantaten und Festspielen gab er auch 1834–38 das Taschenbuch »Charitas« sowie M. Beers »Sämtliche Werke« (Leipz. 1835, mit der Biographie des Dichters) und dessen Briefwechsel (das. 1837) heraus.

3) August, Botaniker, geb. 17. April 1815 in Hallein, gest. 30. März 1891 in Leipzig, studierte in München, Erlangen, Wien und Berlin Naturwissenschaft und Medizin, habilitierte sich 1841 als Privatdozent in München, dann in Würzburg, wurde hier 1845 außerordentlicher, 1850 ordentlicher Professor und 1868 in Leipzig. 1887 trat er in den Ruhestand.[735] S. erforschte besonders die Verbreitung und Lebensweise der vorweltlichen Pflanzen, indem er deren Reste unter Berücksichtigung der Pflanzengeographie, Anatomie und Morphologie untersuchte. Er schrieb: »Über das Vorkommen kontraktiler Zellen im Pflanzenreich« (Würzb. 1858); »Beiträge zur Flora der Vorwelt« (Kassel 1863); »Beiträge zur Flora des Keupers und der rätischen Formation« (Bamb. 1864, mit 8 Tafeln); »Die fossile Flora der Grenzschichten des Keupers und Lias Frankens« (Wiesbad. 1865–1867, mit 45 Tafeln); »Die fossile Flora der nordwestdeutschen Wealdenformation« (Kassel 1871, mit 22 Tafeln); »Pflanzen aus der Steinkohlenformation und jurassische Pflanzen aus China« (in Richthofens »China«, Bd. 4, Berl. 1882). Für Martius' »Flora brasiliensis« bearbeitete er die Alströmeriazeen, für den Grafen Széchényi die auf seiner Reise gesammelten fossilen Pflanzen (1883); mit andern gab er das »Handbuch der Botanik« (Bresl. 1879–90, 4 Bde.; daraus abgedruckt: »Die fossilen Pflanzenreste«, 1888) und mit Luerssen die »Mitteilungen aus dem Gesamtgebiet der Botanik« (Leipz. 1871–75) heraus. Auch an der Herausgabe von Zittels »Handbuch der Paläontologie« war er seit Schimpers Tod beteiligt.

4) Karl, schweizer. Staatsmann, geb. 1823 in Bern, gest. daselbst 18. Juli 1895 infolge eines Unfalls, studierte Theologie in Bern, machte den Sonderbundsfeldzug als Feldprediger mit und bekleidete von 1845–55 verschiedene Pfarrstellen im Kanton. 1855 wurde er vom bernischen Großen Rat an Stelle des in den Bundesrat berufenen Stämpfli in den Regierungsrat gewählt, dessen Präsident er dreimal war. Von 1857 an Abgeordneter Berns im schweizerischen Ständerat, dem er 1863 präsidierte, wurde er im Dezember d. J. nach Stämpslis Austritt in den Bundesrat gewählt und bekleidete 1865, 1871, 1874, 1878, 1885 und 1893 die Würde eines Bundespräsidenten. Als Mitglied des Bundesrats verwaltete er in der Regel das Innere.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 735-736.
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