Torónto

[625] Torónto, Hauptstadt der kanad. Provinz Ontario, unter 43°40' nördl. Br. und 79°24' westl. L., an der sandigen Nordwestküste des Ontariosees, mit vortrefflichem Hafen, an der Grand Trunk-Eisenbahn und fünf andern Bahnen, in flacher, reizloser Umgebung, aber jetzt eine der blühendsten Städte Nordamerikas, hat eine Jahrestemperatur von 6,8° (Sommer 19,7°, Winter -4,5°), ist Sitz des Statthalters von Ontario, des Parlaments der Provinz und des obersten Gerichtshofes Kanadas, eines anglikanischen Erzbischofs, eines katholischen Bischofs und eines deutschen Konsuls, hat mehrere Parke, breite, rechtwinklig sich schneidende Straßen, darunter Yonge-, King- und Frontstreet, in denen der hauptsächliche Geschäftsverkehr sich abwickelt, mit Häusern, die meist aus Ziegeln erbaut sind, aber auch mit schönen Steinbauten, wie das Stadthaus, Zollamt, Börse, Handelskammer, Bank von Montreal, Parlamentshaus, Obergericht (Osgoode Hall), große Markthalle, Kristallpalast für landwirtschaftliche Ausstellungen, die St. Jameskathedrale, die presbyterianische St. Andrewkirche, neue St. Albanskathedrale, katholische St. Michaelskathedrale, Metropolitan Methodist Church, Botanischer Garten, 2 Krankenhäuser, Irrenanstalt, 3 Theater, mehrere Klubs, darunter ein deutscher, mehrere Sportplätze. Unter den höhern Bildungsanstalten, für die T. Hauptsitz ist, sind hervorzuheben die Universität von T., 1827 gegründet, mit medizinischer, philosophischer und juristischer Fakultät, (1903) 2125 Studierenden, Sternwarte, Museum und Bibliothek von 40,000 Bänden, mit der mehrere Colleges und Fachschulen verbunden sind, die Universität des Trinity College, St. Michaels, Knox und Wycliffe College, die Schule für angewandte Wissenschaft, Tierarzneischule, Lehrerbildungsanstalt etc. Die Stadt, die 1817 erst 1200, aber 1881 bereits 86,415 Einw. zählte, wuchs bis 1901 auf 208,040, darunter mehrere tausend Deutsche. Die Industrie ist namentlich vertreten durch Möbelfabriken, Gießereien, Großschlächtereien, Brennereien, Brauereien, Korn- und Papiermühlen, Fabrikation von Leder, Öfen, landwirtschaftlichen Maschinen. In bezug auf den Handel steht T. nur Montreal nach, da die günstige Lage der Stadt sie zum Haupthafen der westlichen Distrikte Kanadas gemacht hat; 1903 betrug die Einfuhr 42,971,437 Doll. Dem innern Verkehr dienen elektrische und Pferdebahnen (täglich über 100,000 Personen); nach den Küstenplätzen und der vorliegenden Insel fahren kleine Dampfer. Die Schiffahrt ist in der Regel von Ende November bis Ende April geschlossen. Das 1891 eröffnete Clearinghouse hatte 1903 einen Umsatz von 808,908,260 Doll.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 625.
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