Holland [4]

[479] Holland, 1) Georg Jonathan, Freiherr von H., geb. 1742 in Rosenfeld (Württemberg); Lehrer her Kinder des Herzogs Eugen von Württemberg, dann Professor der Philosophie in Tübingen; wurde nach Petersburg berufen u. dort in den Adelstand erhoben, kehrte aber nach Deutschland zurück u. st. 1784 in Stuttgart; er schr.: Réflexions philos. sur le système de la nature, Par. 1772, 2 Thle.; Neufchatel 1775 (deutsch von Wetzel, Bern 1772, 2 Bde.). 2) Henry Richard Vasall, Lord H., geb. 1773, Neffe von Charles James Fox, in Eton u. Oxford erzogen, bereiste dann Europa, lernte in Italien die Gattin Sir Godfrey Webster's kennen u. mußte nach einem scandalösen Ehescheidungsproceß dem beleidigten Gatten nach Ausspruch der Geschwornen 6000 Pfund St. zahlen. Später heirathete er sie u. nahm ihren Familiennamen Vasall, seine Kinder jedoch wieder den Namen Fox an; 1797 nahm er seinen Sitz im Oberhause ein u. wurde eins der bedeutendsten Mitglieder der Opposition; er sprach gegen den Krieg mit Frankreich, gegen die Nationalschuld, gegen die Erhöhung der Steuern, gegen die Suspension der Habeascorpusacte, drang auf eine Reform der Parlamentswahl etc. Nach dem Frieden von Amiens ging er 1802 nach Spanien, um seine Gesundheit herzustellen; 1804 zurückgekehrt, trat er wieder ins Parlament u. gegen die Tories auf, trug auch darauf an, den Minister Melville in Anklagestand zu versetzen. Unter dem Ministerium Fox wurde H. Siegelbewahrer. 1808 rieth er Spanien gegen Napoleon zu unterstützen, verwendete sich 1814 ernstlich für die Sache der Neger u. verlangte, daß man die Negersklaven mehr als bisher geschehen, im Christenthume unterrichten solle. Er war zur Zeit des Congresses in Wien gegenwärtig, erhielt aber wegen sarkastischer Notizen von der österreichischen Polizei die Weisung, die Stadt zu verlassen. 1830 unter dem Ministerium Grey, kam er als Kanzler des Herzogthums Lancaster in das Cabinet, welche Stellung er auch 1835 im Ministerium Melbourne einnahm. Bei der Orientalischen Frage vertrat er mit Clarendon u. Lansdowne die französische Partei u. st. den 22. Oct. 1840 in London. Er schr. politische Aufsätze u. Gedichte, übersetzte einige Lustspiele aus dem Spanischen, eine Nachricht von dem Leben u. den Schriften des Lopez Felix de Vega Carpio, Lond. 1806; Lebensbeschreibung seines Oheims Fox, 1808; gab die Memoirs of Lord Waldegrave, Lond. 1822, heraus; seine Foreign reminiscences, Lond. 1850, u. Mem. of the Wigh Party during my time, Lond. 1854, 2 Bde., herausgegeben von seinem Sohn Henry Edward Fox Lord H. (geb. 1802); vgl. Moylon, Opinions of Lord H., as recorded in the journal of the house of Lords from 1799 to 1840, Lond. 1841.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 479.
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