Bank

1. Auf der Bank liegt man sanfter, als auf einem Purpurbett.

Engl.: Lowly sit richly warm.


2. Auf einer ungekehrten (ungewischten) Bank ist gut finden.Eiselein, 53; Simrock, 717.

Wenn eine Bank umfällt, so fallen auch die Sachen herunter; aber was man da aufliest, ist nicht gefunden.


3. Auf harten Bänken ist nicht gut sitzen.


4. Der auf der Bank schläft und der darauf stiehlt, der darauf schlafen und stehlen lässt, sind gleich schuldig.Fischart.


[227] 5. Die Bank kann stolz sein, auf der ein braver Mann sitzt.

Dän.: Den bank er vel prydet, som sat er med gode quinder. (Prov. dan.)


6. Erst an die Bank, dann an den Tisch.


7. Es ist nicht gut, wenn die Bänke (über den Tisch) hüpfen wollen.


8. Es ist schwer, leiblich auff der bank sitzen, vnd mit dem sinn drunder.Henisch, 182.


9. Es schwatzt oft einer den andern von der Bank und setzt sich dann selber darauf.


10. Man ligt sanffter auff einer bank, denn auff einem purpurbett.Henisch, 182; Gaal, 147.


11. Man muss an den Bänken gehen, ehe man an die Stühle kommt.Bücking, 241.

Weil bei den beweglichen Stühlen schon etwas mehr Kraft und Vorsicht dazu gehört, sich halten zu können, als bei der festen Bank.


12. Man muss unter der Bank und auf der Bank sitzen können.Kirchhofer, 352.


13. Tracht' auff die bank, du kommst dennoch wol darunder.Henisch, 182; Simrock, 714; Lehmann, II, 625, 21.


14. Unter der Bank mit Ruh' ist besser als darauf mit Unruh'.


15. Unter der Bank neidet man niemand.Simrock, 7480; Sailer, 275.

Der Neid sucht das Grosse, Schöne, Hervorragende.

Lat.: Bene qui latuit, bene vixit. (Ovid.) – Humilius, sed tutius.


16. Was auf der Bank gemacht ist, das liegt nicht gern darunter.

Holl.: Die op eene bank geteeld is, ligt er niet gaarne onder. (Harrebomée, I, 31.)


17. Was auf der Bank gemacht ist, das trachtet ans Bret.

Lat.: Semper bastardi sunt addictissimi Marti. – Natus adulterio semper adulter erit.


18. Wer auf der Bank liegt, fühlt keine Feder.


19. Wer auf der Bank schläft, den sticht weder Feder noch Stroh.


20. Wer auf die Bank trachtet, kommt bald darauf.Sailer, 275.

Sowie der, welcher nicht darauf trachtet, gar leicht daruntergestossen wird.


21. Wer auff die banck stehet, der kan weitter sehen, denn der gar auff der Erden ligt. Henisch, 182.


22. Wer dich von der Bank herabgeworfen hat, kann dich wieder hinaufheben.


23. Wer gedultig vnter der bank sitzt, der sitzt auch höflig darauff, wenn er darauff kombt.Henisch, 182.

Lat.: Qui nescit pati, nescit dominari.

Ung.: A ki nem tud tűrni, nem tud uralkodni.


24. Wer immer unter die Bank trachtet, den lässt man billig darunter liegen.


25. Wer unter der Bank liegt, fällt nicht hoch herab.Simrock, 12268; Kirchhofer, 230.

Lat.: Qui jacet in plano, non habet, unde cadat. – Tutior in terris locus est, quam sedibus altis.


26. Wer unter die Bank will, den stösst man bald darunter.Simrock, 715; Sailer, 159.

Wer sich um seine Achtung bringen will, hat den Zweck bald erreicht.


*27. Auf der letzten Bank sitzen.

Von den Schmarotzern gesagt, die bei den Alten nur unter der Bedingung zu einem Gastmahle zugelassen wurden, dass sie sich auf den letzten Platz setzten; oder von geringen Gästen, welche von den Reichen zwar aufgenommen, aber auf die letzten Plätze gesetzt werden.

Lat.: Imi subsellii. (Gellius.) (Erasm., 175.)


*28. Durch die Bank.

Holl.: Door de bank. (Harrebomée, I, 30.)


*29. Einen unter die Bank stecken (schieben).

Ihn überwältigen und verspotten.


*30. Einen unter die Bank trinken.

Holl.: Iemand van de bank drinken. (Harrebomée, I, 31.)


*31. Einen zur Bank hauen.

Alle seine einzelnen Handlungen verleumden.


*32. Er geht noch an Bänken.

Ist unsicher, ein Anfänger, kann noch nicht auf eigenen Beinen stehen.


[228] *33. Er hat eine halbe Elle unter die Bank nach den Mäusen geworfen.Geiler, 102.

Von Schneidern, die sich beim Zuschneiden nicht vergessen.


*34. Er hat es vnder einer vngekerten banck gefunden.Tappius, 181a.

Eine milde und witzige Umschreibung für »gestohlen«. »Ein treues Gesinde«, sagt Agricola, »hält das nicht für finden, was die Kinder und Leute im Hause ohne Gefahr haben fallen lassen. Es kehrt das Haus und durchsucht alle Winkel, liegt etwas da, so legt es wieder an seinen Ort. Ein Dieb aber findet, ehe man es sucht, d.h. er stiehlt es und sagt, er habe es gefunden.«

Holl.: Hij vindt het onder eene omgekeerde bank. (Harrebomée, I, 31.)


*35. Er ist mit ihr von der Bank gefallen.

Hat ein uneheliches Kind mit ihr gezeugt.


*36. Er kann unter und auf der Bank sitzen.

Findet sich in alle Lagen.


*37. Etwas auf die lange Bank schieben.Grimm, I, 1108.

Es aufschieben. Diese Redensart ist aus den frühern Gerichtsstuben entlehnt, wo man anstatt der Actenschränke eine lange Bank hatte, die Acten und Klagen auf derselben zu verwahren.

Frz.: Pendre un affaire au croc.

Holl.: Het wordt op de lange baan geschoven. (Harrebomée, I, 24.)

Lat.: Bunas judex est. (Bunas war ein saumseliger Richter in Athen.)


*38. Etwas durch die Bank verkaufen.

Das Schlechte mit dem Guten.


*39. Etwas unter der Bank hervorziehen.

Es aus dem Verborgenen ans Licht, aus der Niedrigkeit emporbringen.


*40. Etwas unter die Bank stecken (werfen).

Es als etwas Verächtliches verbergen.

Holl.: Hij wordt achter de bank geschoven. (Harrebomée, I, 31.)


*41. Finden vnter einer vngekerten banck.Agricola, 104; Henisch, 182.


*42. Ich habe ihm eine Bank gegeben, nun soll ich ihm auch noch das Sitzfleisch dazu geben.Wullschlägel.

Die Neger in Surinam wollen damit sagen, dass jemand unersättlich im Fordern ist. Je mehr man ihm gibt, desto mehr will er haben.


*43. Ich werde deshalb nicht unter die Bank kriechen.


*44. Ich wolt dich schieben vntert Banck vnd ein Eyer im schmaltz auff dir essen.Kirchhofer.

»Eier im Schmalz« hiess ehemals in Ulm das Morgenessen bei Hochzeiten oder an dem Morgen, an welchem die Hochzeitsgeschenke genommen wurden. Wahrscheinlich wegen des dabei eingerissenen Aufwandes wurde es in dem Zeitraume von 1545-1705 siebenmal verboten. (Schmid, Schwäbisches Wörterbuch, 1831.)

*45. Längs der Bank gehen, bis man endlich hinaufkommt. (Wehlau.)


*46. Leeren Bänken predigen.

Keine Zuhörer haben.

Frz.: Prêcher dans le désert. (Lendroy, 1481.)


*47. Seine Bank ist gesprengt.

Seine Baarschaft geht zu Ende, seine Kraft geht auf die Neige.


*48. Von der Bank aufgelesen.Eiselein, 53.

Ein Bastard.


*49. Vnter der banck ligen.Henisch, 181.

Im Verborgenen oder in Verachtung leben.


*50. Wir wollen an Bänken gehen.

Mit fremder Hülfe anfangen.


*51. Zur banck hawen.Tappius, 206a; Henisch, 181.

Lat.: Genuino mordere.


[229]

zu14.

Dän.: Bedre under benken med roe, em paa den med uroe. (Prov. dan., 65.)


zu15.

Lat.: Miseria invidiam non sentit. (Binder I, 991; II, 1870; Seybold, 308.)


zu24.

Dän.: Den som kaster sig selv under benken, hannem lade de andre nok ligge der. (Prov. dan., 65.)


zu26.

Dän.: Hvo som vil under benken, den stöder man ned. (Prov. dan., 65.)


zu37.

» ... er meynete, Tiberius spielte es mit Fleiss auff eine lange Bank.« (Gottfried, 299a.)

It.: Mandar per le lunghe. – Menar il con per l' aja. (Giani, 1848.)


zu40.

»Dat hillige, gotlike wort machte wedder vnder de Benke geworpen werden.« (Hamburger Chronik, 94.)

52. Af âgekierde Binka 'fäinjden de Riwer. Schuster, 652.


53. An Bänken können auch schwache Leute gehen.

Dän.: Ved benke og stöd kunne og svage folk gaae. (Prov. dan., 92.)


54. Besser vnter der Banck mit Ruhe, denn darauff mit Unruhe.Petri, II, 40.


55. Besser von der Bank fallen als vom Dach.

It.: E meglio cadere dal pii che dalla vitta. – E meglio cadere dalla finestra, che dal tetto. (Gaal, 1343.)


56. Gedenkt ainer under den banck, so bleibt er darunder.Zimmer'sche Chronik, IV, 743.


57. Man mot bîlängst de Bânk gâne, bet man an e Dösch kömmt. (Wehlau.) – Frischbier, II, 256.

»Mit Bank bezeichnete man in früherer Zeit im Reichstage wie in den öffentlichen Collegien die Sitze der (Abgeordneten, Vertreter) Repräsentanten. Man unterschied geistliche und weltliche, adelige und bürgerliche Bank. Am Tische sass der Vertreter der Regierung. Der Sinn des Sprichworts ist also: nach der Herrschaft streben, zur Herrschaft gelangen.« (Frischbier, II, 256.)


58. Man muss nicht die ganze Bank einnehmen, andere wollen auch einen Platz.

Böhm.: Ne všecko sobĕ jen, nech mistečka i jiným. (Čelakovský, 58.)


59. Ich wolt dich schieben vntert Bank, vnd ein Eyr im schmaltz auff dir essen.Hans Sachs, III, XLV, 1.


60. Setz' dich auf die Bank und nimm den Zagel in die Hand.Frischbier, I, 4221.

Nöthigung zum Sitzen.

Lit.: Sesk ant banko, imk bibi i ranko.


61. Was unter der Bank geboren ist, bleibt auch unter der Bank.

Pack bleibt Pack.


[895] 62. Wer auf die Bank will steigen, der muss den Schämel haben.Granatapfel, 79b, 2.


63. Wer auff die Banck wil, dem greyfft jedermann zu, das er vollent darauff komme. Franck, Paradoxa, 25a.

»Wer aber der welt nar wil sein, vnd vnder die banck, den scheubt sie bald vollent darunder.«


64. Wer zu den Bäncken nicht geboren ist, soll um den Stuhl bitten.Graf, 415, 120.

Die deutsche Ansicht, dass der Tod nur den Leib nimmt, aber kein Recht, brachte auch das Schöffenthum in den Erbgang. Nur der geborene und gekorene Schöffe konnte Urtheil finden, jeder andere musste sich besondere Erlaubniss erbitten, wenn er, weil er das gefundene Urtheil anfocht, ein neues finden wollte.

Mhd.: Der dar zu den benken nicht geboren ist, der shol des stuoles biten. (Gaupp, Das alte magdeburgische und hallische Recht, 299, 56.)


*65. All' dorch de Bank.Frischbier, I, 239.


*66. Ast af de lank Bank lossen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 327, 290.

Etwas bis zum Tode verschieben.


*67. Auf beiden Bancken waschen. (S. Achsel 8.)Herberger, II, 513.


*68. Einem die Banck für die Thür setzen.Mathesy, 197a.


*69. Er hets uf ene ugwüschte Bank g'funde. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 51.


*70. Er ist vnter der Banck.Theatr. Diabolorum, 287a.

Er hat sich voll getrunken.


*71. Er legt sich auf die faule Bank.


*72. Er muss unter der Bank kuschen.

In niedrigen Verhältnissen bleiben; es gelingt ihm nicht, sich hinaufzuarbeiten. – »A wär goar zu gorne a Grusskall geworn, ei olla Quork thutt a au pfuscha; es thutt merr so goar harzlich lêd im da Norr'n, dass har underm Bänkla soal kuscha.« (Bettermann, Gedichte, S. 208.)


*73. Er steckts niemals unter die Banck.Herberger, Ib, 31.

Er sagt jedem die Wahrheit ins Gesicht.


*74. Er sitzt auf der öberschter (obersten) Bank. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Hat eine einflussreiche Stellung, spielt eine wichtige Rolle. Die obersten Bänke in den Schwitzbädern werden von den vornehmsten Besuchern in Anspruch genommen.


*75. Es soll ihm zu gelegener Zeit nicht unter die Bank gesteckt werden.


*76. Etwas hinter die Bank werfen.Luther's Tischr., 358b.

*77. Heb me de Bank nauf, ra kan i selbe. (Ulm.)


*78. Näst los af de länk Bänk.Schuster, 443.


*79. Unter der Bank im Staube vergessen. Schottel, 1118b.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 895-896.
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