Dumont

[267] Dumont (spr. dümóng), 1) Pierre Etienne Louis, philosoph. Schriftsteller, geb. 18. Jan. 1759 in Genf, gest. 29. Sept. 1829 in Mailand, studierte in Genf Theologie, ward 1785 Erzieher der Kinder des Lords Shelburne, nachherigen Marquis v. Lansdowne, in London. In den ersten Jahren der Revolution hielt er sich in Paris auf, wo er an den Arbeiten Mirabeaus bedeutenden Anteil hatte, kehrte später nach England zurück, verarbeitete Benthams Ideen und übersetzte dessen Werke und ward 1814 Mitglied des Großen Rates in Genf. Die umfangreichen Materialien der Benthamschen Utilitätsphilosophie ordnete er in einer Reihe von Schriften; über diese vgl. Art. »Bentham« 1).

2) Augustin Alexandre, franz. Bildhauer, geb. 14. Aug. 1801 in Paris, gest. daselbst 25. Jan. 1884, Schüler seines Vaters, des Bildhauers Jacques Edme D. (gest. 1844), dann Cartelliers, ging 1823 nach Rom, wo er sieben Jahre blieb und die Canovasche Richtung Einfluß auf ihn gewann. In Rom schuf er einen flötenspielenden jungen Faun; Alexander, während der Nacht studierend (Relief im Museum von St.-Omer); Leukothea und Bacchus. 1832 kam D. nach Paris zurück und entfaltete nun eine rege Tätigkeit. Es entstanden: die Gerechtigkeit, für die Deputiertenkammer; Nicol. Poussin, für den Sitzungssaal der Akademie; der Genius der Freiheit, Statue in vergoldeter Bronze, auf der Julisäule; die Statuen von Franz I. und Ludwig Philipp, für das Versailler Museum; die Statue des Marschalls Bugeaud, in Angers; das (1871 zertrümmerte, aber 1875 wiederhergestellte) Standbild Napoleons I., auf der Vendômesäule; die Statuen des Marschalls Suchet, für Lyon, und Buffons, für Montbard. Seit 1852 war er Lehrer an der École des beaux-arts. Vgl. Vattier, Une famille d'artistes. Les D., 1660–1884 (Par. 1890).

3) André Hubert, Geolog, geb. 15. Febr. 1809 in Lüttich, gest. daselbst 28. Febr. 1857 als Professor der Mineralogie und Geologie, beschrieb die geognostischen Verhältnisse Belgiens, der Ardennen, der Eifel sowie einzelner Gegenden Englands und stellte sie in geologischen Karten dar. Besonders behandelte er die ältern paläozoischen Gebilde, aber auch Trias und Jura. Seine »Carte géologique de la Belgique en 9 feuilles« (Brüssel 1836–49) beruht größtenteils auf eignen Beobachtungen. Auch lieferte er eine »Carte géologique de l'Europe« (Par. u. Lütt. 1850).

4) (Du Mont) Joseph, deutscher Zeitungsverleger, geb. 21. Juli 1811 in Köln, wo seine aus Soumagne bei Lüttich stammende Familie seit 1730 ansässig war, gest. daselbst 3. März 1861, war Sohn des Markus D., der 1805 die »Kölnische Zeitung« und die Schaubergsche Druckerei käuflich erwarb, 1818 die Du Mont-Schaubergsche Buchhandlung gründete und 1831 starb. Unter dem Beirat seiner umsichtigen Mutter, gebornen Schauberg, die bis zu ihrem Tode (1. Jan. 1845) die Seele des ausgedehnten Verlags- und Buchhandelsgeschäftes blieb, gelang es ihm, der Zeitung einen ganz bedeutenden Aufschwung zu geben, so daß sie bald unter den großen Tagesblättern Deutschlands eine der ersten Stellen einnahm und behauptete (vgl. Kölnische Zeitung). Die Verlags- und Sortimentsbuchhandlung übernahm 1847 sein Bruder Michael (geb. 1. Juni 1824, gest. 15. Juli 1881); nach dem Tode von dessen Witwe (1894) ward sie von dem bisherigen Geschäfsführer Wilh. Laber käuflich erworben. Zeitung u. Druckerei[267] gingen nach Josephs Tod an seine Erben über (sein Sohn Ludwig starb 1880) und sind jetzt im Besitze seiner Enkel: Joseph und Alfred Neven-D.

5) Léon, franz. philosophischer Schriftsteller, geb. 1837 in Valenciennes, studierte die Rechte, machte dann ausgedehnte Reisen und widmete sich nach seiner Rückkehr ausschließlich wissenschaftlicher Tätigkeit auf seinem Landsitz St.-Saulve bei Valenciennes, wo er 7. Jan. 1877 starb. Als Philosoph ging er von der neuschottischen Schule (Hamilton) aus, wandte sich dann aber allmählich dem Darwinismus und der Evolutionstheorie zu. Von seinen Schriften, die Geist in Verbindung mit gewissenhaftem Fleiß bekunden, nennen wir: »Les causes du rire« (1862); »Jean Paul et sa poétique«, eine kommentierte Übersetzung von Jean Pauls »Ästhetik« (mit A. Büchner, 1862) und »Théorie scientifique de la sensibilité« (1875; deutsch u. d. T.: »Vergnügen und Schmerz«, Leipz. 1876), sein Hauptwerk. Vgl. A. Büchner, Un philosophe amateur: Léon D. (Caen 1884).

6) Albert, franz. Archäolog, geb. 21. Jan. 1842 in Scey-sur-Saône (Obersaône), gest. 12. Aug. 1884 in Paris, besuchte die Normalschule in Paris und seit 1864 die Französische Schule zu Athen, wurde 1874 Direktor der neubegründeten Filiale der letztern zu Rom, war 1875–78 Direktor der Französischen Schule zu Athen, dann nacheinander Rektor der Akademien zu Grenoble und Montpellier und wurde 1879 zum Direktor des höhern Unterrichts in das Ministerium berufen. Er schrieb unter anderm : »De plumbeis apud Graecos tesseris« (1870); »Fastes éponymiques d'Athènes« (1873); »Inscriptions céramiques de Grèce« (1871); »Peintures céramiques de la Grèce propre« (1873); »Vases peints de la Grèce propre« (1873); »Essai sur l'éphébie attique« (1875 bis 1876, 2 Bde.); »Les céramiques de la Grèce propre« (mit Chaplain, 1882–90). Seine »Mélanges d'archéologie et d'épigraphie« gab Th. Homolle heraus (1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 267-268.
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