Mohr [4]

[23] Mohr, 1) Karl Friedrich, Chemiker, geb. 4. Nov. 1806 in Koblenz, gest. 27. Sept. 1879, studierte seit 1823 in Bonn Naturwissenschaft, widmete sich dann der Pharmazie, studierte in Heidelberg und Berlin, übernahm 1841 die väterliche Apotheke in Koblenz und wurde Medizinalassessor beim rheinischen Medizinalkollegium. Durch sein »Lehrbuch der pharmazeutischen Technik« (Braunschw. 1847, 3. Aufl. 1866) wurde der ganze pharmazeutische Apparat wesentlich umgestaltet und verbessert, und noch größere Bedeutung erlangte in andrer Richtung sein »Kommentar zur preußischen Pharmakopöe« (3. Aufl., das. 1865; als »Kommentar zur Pharmacopoea germanica«, das. 1874), der für den chemischen Teil der Pharmazie als epochemachend bezeichnet werden kann. Die Maßanalyse bereicherte er mit neuen Methoden und sehr zweckmäßigen Apparaten, und sein »Lehrbuch[23] der chemisch-analytischen Titriermethode« (Braunschweig 1855–59, 2 Bde.; 7. Aufl. von Classen, 1896) ist lange das Hauptwerk auf diesem Gebiet geblieben. 1857 zog sich M. von der Pharmazie zurück. 1864 habilitierte er sich in Bonn als Privatdozent für Pharmazie, Chemie und Geologie und wurde 1867 zum außerordentlichen Professor ernannt. Er schrieb noch den zweiten Band der von Geiger begonnenen »Pharmacopoea universalis« (Heidelb. 1845); »Der Weinstock und der Wein« (Kohl. 1864); »Der Weinbau und die Weinbereitungskunde« (Braunschw. 1865); »Geschichte der Erde« (Bonn 1866, 2. Aufl. 1875): »Mechanische Theorie der chemischen Affinität« (Braunschweig 1868), mit Nachtrag: »Allgemeine Theorie der Bewegung und Kraft« (das. 1869); »Chemische Toxikologie« (das. 1874). Sein Briefwechsel mit Liebig erschien in Kahlbaums »Monographien aus der Geschichte der Chemie« (Leipz. 1904). Vgl. Jezler, Die Entwickelung unsrer Naturanschauung im 19. Jahrhundert und Friedrich M. (Leipz. 1902).

2) Christian, Bildhauer, geb. 1823 in Andernach, gest. 14. Sept. 1888 in Köln, begann seine Laufbahn in Köln, führte dann in Mainz und Koblenz einige Arbeiten von vorwiegend ornamentalem Charakter aus und lebte seit 1845 in Köln, wo er längere Zeit die Stelle eines Dombildhauers bekleidete. Er hat ausgezeichnete Arbeiten für den Dom und andre Kirchen geliefert, welche die Anforderungen des strengen Kirchenstils mit einer künstlerisch geschmackvollen Formenbildung vereinigen. Besonders hervorzuheben sind die Standbilder des Apostels Petrus und die von acht andern Heiligen, die Figuren der 59 Engel unter den Baldachinen in den Hohlkehlen des Südportals, die kleinen Standbilder am Grabe Konrads von Hoch stetten u.a. Auch hat er den Brunnen auf dem Markt in Lübeck und vortreffliche Porträtbüsten geschaffen.

3) Eduard, Afrikareisender, geb. 19. Febr. 1828 in Bremen, gest. 26. Dez. 1876, wurde Kaufmann, ging 1848 nach Amerika und von New York um das Kap Hoorn nach Kalifornien, blieb dort bis 1851 und begann dann ein unruhiges Jagd- und Wanderleben, das ihn nach den Sandwichinseln, zur Beringstraße, nach Unterkalifornien, Hinterindien, Java und Südafrika führte. Nach dem Besuch der Obersteuermannsschule in Bremen reiste er 1867–70 von Durban durch Transvaal zu den Goldfeldern am Tati und den Viktoriafällen des Sambesi. 1876 versuchte M. im Auftrage der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft, von der Westküste Afrikas ins unbekannte Innere vorzudringen, starb aber schon zu Malange in Angola. Er veröffentlichte: »Reise- und Jagdbilder aus der Südsee, Kalifornien und Südostafrika« (Brem. 1868) und »Nach den Victoriafällen des Zambesi« (Leipz. 1875, 2 Bde., mit Anhang von A. Hübner: »Die südafrikanischen Diamantenfelder«).

4) Christian Otto, Ingenieur, geb. 8. Okt. 1835 zu Wesselburen in Holstein, studierte seit 1851 an der Polytechnischen Schule in Hannover, trat in die Dienste der hannoverschen und oldenburgischen Eisenbahnverwaltung, wurde 1867 Professor der Ingenieurwissenschaften am Polytechnikum in Stuttgart, 1873 an der Technischen Hochschule in Dresden und trat 1900 in den Ruhestand. Er lieferte namentlich viele wertvolle Beiträge zur Graphostatik, die er in der »Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins« in Hannover und im »Zivilingenieur« veröffentlichte.

5) Laura, Schriftstellerin, s. Hansson 2).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 23-24.
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