Ruhrkohlengebirge

[245] Ruhrkohlengebirge (hierzu Karte »Rheinisch-westfälisches Industriegebiet«; Ruhrkohlenrevier, Rheinisch-Westfälisches Kohlenbecken, Ruhrbecken), der nordwestlichste Teil des Sauerländischen Gebirges in den preußischen Provinzen Westfalen und Rheinland, entwickelt sich aus der Haar (s. d.) im S. von der Stadt Unna und führt zwischen Schwerte und Witten den Namen Ardey. Die Abfälle zur Ruhr, die weiter unterhalb das Gebirge durchschneidet, sind mehrfach steil, die höchsten Teile (bis 244 m) bewaldet. Gegen N. und W. verflacht sich das Gebirge allmählich, und in der Ebene reicht es noch weit nach N., bis in den Kreis Recklinghausen hinein, und nach W. über den Rhein hinaus. Die Steinkohle liegt daselbst in drei ausgedehnten Mulden: der Sprockhövel-Hördeschen im O., der Werden-Bochumschen in der Mitte und der Mülheim-Essenschen im W. Im S. wird das zutage tretende Kohlengebiet durch die 41 km lange Linie Horath-Wetter-Schwerte, im N. durch die 56 km lange Linie Mülheim-Bilmerich begrenzt, während die Ausdehnung des ganzen Kohlengebietes[245] von O. nach W. 82 km beträgt. Die an der Oberfläche liegende Steinkohlenablagerung umfaßt einen Flächenraum von 440 qkm (8 QM.), die des ganzen bis jetzt aufgeschlossenen Gebietes aber 880 qkm (16 QM.). Die meisten Flöze enthalten eine vorzügliche Backkohle. In diesem Kohlengebiet, in dem 1904 im Regbez. Arnsberg allein 36,777,281 Ton. im Werte von 303,5 Mill. Mk., im Regbez. Düsseldorf 21,149,056 T. im Werte von 172,7 Mill. Mk. gewonnen wurden, liegen die bedeutenden Fabrikstädte Dortmund, Hörde, Witten, Bochum, Gelsenkirchen, Essen, Mülheim, Oberhausen und Duisburg. Die bedeutendsten Zechen sind die des Essener Bergwerksvereins König Wilhelm, des Dortmunder Bergwerksvereins Hibernia in Herne, des Kölner Bergwerksvereins, der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft Concordia in Oberhausen, Konsolidation in Schalke, Pluto in Essen, die des Kruppschen Eisenwerkes, der Dortmunder Union, der Bochumer Gußstahlfabrik etc. Der Vertrieb erstreckt sich meist auf Nordwestdeutschland, Belgien, Frankreich, Luxemburg, Lothringen, Baden etc. Auf dem Dortmund-Emskanal wird die Kohle nach den Häfen der Nordsee verschifft. Vgl. beifolgende Karte und das Nebenkärtchen Ruhrkohlenbecken auf der Karte »Nutzbare Mineralien in Deutschland« (Bd. 4, S. 764); Achepol, Geognostische Karte des rheinisch-westfälischen Steinkohlenbeckens (2. Aufl., Essen 1894) und Das niederrheinisch-westfälische Bergwerksindustriegebiet (2. Aufl., Berl. 1894); Runge, Das Ruhr-Steinkohlenbecken (das. 1892); Lemberg, Die Steinkohlenzechen des niederrheinisch-westfälischen Industriebezirks (12. Aufl., Dortm. 1906) und Übersichtskarte (5. Aufl., das. 1904); Trautmann, Übersichtskarte der Steinkohlenbergwerke etc., 1: 80,000 (das. 1903, 2 Blätter); »Die Entwickelung des Niederrheinisch-westfälischen Steinkohlenbergbaus« (12 Bde., bisher erschienen Bd. 7–12, Berl. 1904–06), daraus in Sonderausgabe: »Die wirtschaftliche Entwickelung« (Bd. 10–12) und 18 Karten über »Geologie, Topographie und Besitzverhältnisse«; »Mitteilungen über den niederrheinisch-westfälischen Steinkohlenbergbau« (Festschrift zum 8. allgemeinen deutschen Bergmannstag, Berl. 1901); Pieper, Die Lage der Bergarbeiter im Ruhrrevier (Stuttg. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 245-246.
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