Coligny [2]

[255] Coligny (spr. Kolinji), 1) Gaspard I., Herr von Chatillon für Loing, aus einer alten Familie in Bresse; folgte 1494 Karl VIII. nach Neapel, vermählte sich 1514 mit Louise von Montmorency u. wurde durch den Einfluß ihrer Familie Marschall u. königlicher Lieutenant in Champagne u. Picardie; er st. 1522. 2) Odet de C., Cardinal von Chatillon, Bischof u. Graf von Beauvois, Sohn des Vor. u. der Montmorency, geb. 1515; wurde 1533 Cardinal, bekannte sich mit seinen Brüdern zur Reformirten Lehre, nannte sich Graf von Beauvois u. vermählte sich mit Elisabeth v. Hauteville; dessenungeachtet aber behielt er seine Pfründen u. wurde am Hofe noch immer der Cardinal Chatillon genannt. Seine Gemahlin nannte man scherzweise die Cardinalin. In der Schlacht bei St. Denis 1567, die sein Bruder, der Admiral, verlor, focht er tapfer, flüchtete aber kurz darauf, um den Verfolgungen der Hugenotten zu entgehen, nach England, wo ihn die Königin Elisabeth sehr wohlwollend aufnahm. Er stand eben im Begriff, nach Frankreich zurückzukehren, als er, von seinem Kammerdiener vergiftet, in Canterbury 1571 starb. 3) Gaspard II., des Vor. Bruder, Admiral von Frankreich, geb. 1517 in Chatillon sur Loing; zeichnete sich schon in früher Jugend in der Schlacht bei Cérisoles, sowie später durch Siege über die Spanier, bes. 1557 bei der Vertheidigung von St. Quentin aus, wo er gefangen wurde u. 2 Jahre in der Kriegshaft blieb; er trat nach dem Tode Heinrichs II. 1560 offen zu den Hugenotten über, wodurch die schon früher über den Sieg bei Renty zwischen C. u. dem Herzog von Guise entstandene Feindseligkeit erbitterter wurde. Als nach dem Tode des Königs Franz II. unter der Regentschaft Katharina's von Medici die katholische Partei mehr Gunst erhielt u. die Hugenotten verfolgte, so griffen beide Parteien zu den Waffen, u. C. wurde Führer der Hugenotten. Ungeachtet ihn das Glück nicht begünstigte (s. Hugenotten u. unter Frankreich, Gesch.), wußte er stets den erlittenen Schaden wieder zu ersetzen u. erhob sich nach jeder Niederlage. Da ihm die Ermordung des Herzogs von Guise zur Last gelegt wurde, mußte er seine Unschuld endlich bekräftigen. Nach dem Frieden von 1570 wurde C. zur Vermählung Heinrichs von Navarra (Heinrichs IV.) mit Margarethe von Valois, Karls IX. Schwester, an den Hof gelockt u. war der erste, der in der Bartholomäusnacht am 24. Aug. 1572 ermordet wurde, nachdem er schon einige Tage zuvor aus einem Fenster durch einen Schuß verwundet worden war. C. erwartete den Mörder (Behme) ruhig in einem Lehnstuhl sitzend, wurde von ihm durchstochen, durch das Fenster in den Hof gestürzt u. an den Galgen gehenkt. 1599 wurde seine Leiche in Chantilly beigesetzt. 4) Franç. C., Herr von Andelôt, Bruder der Vor., geb. 1521; diente unter Heinrich II. in Schottland u. der Picardie; wurde 1556 Generaloberst der Infanterie, aber bald darauf als Anhänger der Hugenotten gefangen gesetzt, führte befreit die Infanterie der Hugenotten, vertheidigte Orleans gegen den Herzog von Guise, war bei Jarnac, wo er dem Prinzen von Condé nicht zur rechten Zeit zu Hülfe kam, u. st. 1569 in Saintes. 5) Franç., meist Graf von Chatillon genannt, Sohn des Admirals C. 3), geb. 1557; floh nach der Ermordung seines Vaters nach der Schweiz, kehrte aber 2 Jahre darauf nach Languedoc zurück, wo er bis 1580 das Commando der Protestanten führte; er war Anhänger Heinrichs IV., der ihn zum Admiral von Guyenne ernannte u. ihm den Oberbefehl über das französische Fußvolk ertheilte; er st. 1591 in Chatillon. 6) Gaspard III., gewöhnlich Marschall von Chatillon, geb. 1584, Sohn des Vor.; diente erst den Holländern gegen die Spanier, dann Frankreich in Savoyen u. Flandern u. st. 1646 in Chatillon. 7) Gaspard IV., Duc de Chatillon, des Vor. Sohn, Marschall von Frankreich u. Generaloberst der französischen Infanterie; wurde 1643 Katholik u. st., vor Charenton blessirt, 1649 in Vincennes. Seine Wittwe 8) Elisabeth Angelique von Montmorency, ausgezeichnet durch Geist u. Schönheit u. bekannt durch Liebeshändel, vermählte sich 1663 mit Herzog Christian Ludwig von Mecklenburg. 9) Jean, Graf von C., Gouverneur von Autun u. Generallieutenant der königlichen Armeen, Sohn C-s 6); floh mit dem Prinzen von Condé, dessen Partei er ergriffen hatte, nach Spanien u. kehrte erst nach dem Pyrenäischen Frieden zurück. 1664 führte er als Generallieutenant die französischen Hülfsvölker nach Ungarn, trug viel zum Siege bei St. Gotthard bei u. st. 1686. 10) Henriette v. C., Tochter des Vor., geb. 1618, vermählte sich mit Thomas Hamilton, Graf von Hadington, u. nach dessen Tode mit dem Grafen de la Suze. Die Eifersucht ihres Gemahls u. eheliche Zwiste bewogen sie zur katholischen Religion überzutreten u. beim Parlament auf Trennung ihrer Ehe anzutragen; sie st. 1673 in Paris u. schr.: Gedichte (bes. Elegien), Par. 1684, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 255.
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