Feuerfest

[239] Feuerfest, ist, was bei Einwirkung von Feuer und Flamme sich nicht entzündet u. seine Form u. sein Wesen nicht verändert, falls jene Einwirkung nicht in einem Grade u. in einer Dauer geschieht, wobei selbst die feuerfestesten Körper ihre Form verändern, schmelzen od. sich verflüchtigen. Die Feuerfestigkeit der Körper ist daher stets eine bedingte, eine mehr od. minder abgestufte. Es genügt, wenn gewisse Körper in allen praktisch vorkommenden Fällen feuerfest sind, u. demgemäß auch die aus den Körpern gemachten nützlichen Dinge. A) Feuerfeste Materialien, so Mauersteine, Chamottesteine, Porzellanziegel, Ofenziegel, schmelzen nicht in großer Glühhitze. Sie werden gus feuerfestem Thon unter Zusatz von gebranntem feuerfestem Thonpulver od. gepulverten Porzellanscherben bereitet. Schmelztiegel müssen ebenfalls feuerfest sein, man benutzt dazu feuerfesten Thon u. Graphit. Auch gibt es feuerfeste Schmelztiegel aus Platin. B) Für besondere Behufe: a) zu feuerfestem Anstrich dient das Wasserglas (s.d.) in Auflösung. Es verhindert zwar nicht die Verbrennung, aber das leichte Feuerfangen. So wirken auch Salzlösungen, Bestreichen mit Zinkchlorid, gesättigte Auflösung von Pottasche in Wasser mit gelben u. Mehlkleister, od. eine Mischung von Hammerschlag u. Ziegelmehl mit Leimwasser, worin Alaun aufgelöst, od. gelöschter Kalk, fetter Thon, gepulverter Gyps, seiner Sand, Ziegelmehl, Hammerschlag, zerhackte Pferde- u. Kälberhaare u. Ochsenblut. Das sogenannte Thouret'sche Mittel gegen die Entzündtlichkeit (das Brennen mit Flamme gegen die Verkohlung schützt es nicht), soll aus einer Lösung von borax- od. phosphorsaurem Ammoniak bestehen, mit welcher die Sachen, Zeuge, Papier, Stroh, Holz etc. getränkt werden, diese Tränkung verhindert selbst nach dem Trockenwerden die Entflammung u. färbt die Stoffe nicht. Wirklich feuerfestes Papier od. Zeug kann nur aus Asbest dargestellt werden. Schon Gay-Lussac hat phosphorsauren Ammoniak als Sicherheitsmittel gegen Feuer vorgeschlagen. b) Feuerfeste Geldschränke u. Geldkisten werden aus Eisen mit doppelter Wandung gebaut, wozwischen ein freier Raum bleibt. Man füllte diesen Zwischenraum zuerst mit nichtleitenden pulverigen Massen aus, z.B. mit Schiefer- od. Talkpulver, Asche, gebranntem Thon u. gestoßener Holzkohle, auch mit Sand. Die Wirkung war nicht kräftig genug, denn die Hitze bei ejner heftigen Feuerbrunst dringt bis ins Innere u. zerstört wenigstens die Werthpapiere, Schriften u. Bücher, wenn sie auch nicht das Metallgeld schmilzt. Später nahm man zur Füllung der Doppelwandungen Sägemehl od. Knochenpulver u. tränkte solches mit einer alkalischen Flüssigkeit, die dei Einwirkung einer Gluth von außen, im Innern Dunst u. Feuchtigkeit erzeugte u. so den Inhalte des Schrankes od. der Kiste schützte. Dieses Mittel verbesserte man durch die Anwendung von gestoßenem Alaun u. sein gesiebtem Gypspulver als Füllungsmaterial. Vorgängig erhitzt man die beiden Massen in einem eisernem Topf bis zum Schmelzen, während man die Masse fortwährend rührt. Dann, gießt man sie in eine eiserne Pfanne zum Auskühlen, körnt sie darauf gröblich u. wendet sie an. Anstatt Alaun kann auch schwefelsaures Kali, Salmiak, unreine Pottasche, Salpetersaures Kali, Soda in Stücken, Perlasche od. sonst irgend ein Alkali gebraucht werden. Vor der Dunstentwicklung dieser Stoffe (bei Einwirkung von Feuer) das Innere der Wandungen zu schützen, damit sie nicht rosten, wird ein starker Firnißanstrich gegeben. c) Feuerfeste Gebäude errichtet man entweder ganz von Stein od. ganz von Eisen od. von beiden in Verbindung. Im ersten Falle wölbt man die Decken mit Flachbögen u. belegt den Fußboden mit Platten od. Cementguß. Das Dach wird ebenfalls gewölbt u. mit Cement abgedeckt, dieser endlich mit Wasser u. Wetter abhaltenden Anstrichen versehn. Thüren u. Fensterrahmen werden von Eisen gemacht. Der Eisenbau kommt vor bei Schuppen zur Unterbringung von werthvollen Waaren, so wie bei Häusern, welche für Ansiedlungsbehufe verschifft werden u. nicht viel Stauungsraum in Anspruch nehmen sollen. Das eiserne Haus wird größtentheils aus Blechplatten mit Doppelwandungen (Mauern), um Hitze u. Kälte abzuhalten, unter Zuhülfenahme von einzelnen Eisenstangen u. Holzlatten, um die verbundenen Platten zu steifen, gebaut u. kann nach Erforderniß zusammen- u. auseinandergeschraubt werden. Die Innenwände werden mit Papiertapeten überzogen, die Decken, Thüren u. Fußböden bemalt. In Stein-Eisengebäuden werden in der Regel die flachgewölbten Decken von eisernen Trägern (Balken) u. von eisernen Pfeilern getragen. Das Dachgesparre sammt der Bedachung ist gleichfalls von Eisen, ebenso Thüren u. Fenstergewände. In einem solchen Gebäude, hauptsächlich für große Speicher u. Fabrikzwecke angewendet, mag auch der Inhalt brennen, die Umfassungen hemmen die Verbreitung des Feuers. In[239] der Regel findet man in den vorzüglichsten solcher feuerfesten Gebäude Wasser in Röhren durch alle Räume so geleitet, daß Schläuche, im Fall des Ausbruchs eines Feuers, im Innern geöffnet werden können. Bei solchen Bränden, unter möglichster Absperrung des Zutritts der äußeren Luft, ist das Buchersche Feuerlöschmittel wirksam (s. Feuerlöschanstalten).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 239-240.
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