Franken [3]

[476] Franken, 1) eins der großen Herzogthümer, worein Deutschland nach der Zerstückelung der Karolingischen Monarchie eingetheilt war, u. in der Mitte gelegen, wohl das mächtigste derselben; entstand aus Ostfranken od. dem, was Ludwig dem Deutschen auf dem rechten Rheinufer in Deutschland zugetheilt war u. den speciellen Namen des Frankenlandes behielt, als für das Ganze der Name Deutschland adoptirt wurde. Es war getheilt in: a) Francia orientalis (Ostfranken, Franconia), welches bis auf die neuere Zeit als Herzogthum F. unter der Herrschaft des Bischofs von Würzburg stand; u. b) Francia Rhenensis (Rheinfranken). Der erste Herzog von F. war Konrad I., u. als dieser 911 deutscher König wurde, folgte ihm als Herzog von F. sein Bruder Eberhard. Dieser konnte das von seinem Bruder erhaltene Herzogthum Baiern nicht behaupten, erhielt aber 923 vom König Heinrich I., nachdem er diesen 919 als König anerkannt hatte (s. Deutschland, Gesch.) Lothringen. Heinrichs Nachfolger, Otto I., verbannte Eberhard, da dieser 937 Ottos Bruder, den Herzog Heinrich von Baiern, gefangen u. eingesperrt hatte. Aus der Verbannung zurückgekehrt, verband er sich 938 mit Herzog Giselbert von Lothringen gegen den König, blieb aber 939 bei Andernach. Kaiser Otto verlieh nun Rheinfranken an Konrad II. den Rothen od. Weisen, Sohn Werners, Grafen von Speier u. Worms. 944 ertheilte er ihm noch Oberlothringen u. die Aufsicht über die Städte Ostfrankens. 952 nahm ihn der Kaiser mit nach Italien. Dort aber schloß sich Konrad, als der Kaiser nach Deutschland zurückkehren mußte, an dessen Feind, Berengar, an u. verband sich mit Ottos Sohn Ludolf, der sich gegen den Vater empörte. Als die Sache übel ablief, rettete sich Konrad nach Lothringen u. bat den Kaiser um Gnade. Dieser nahm ihm Lothringen wieder, ließ ihm aber Rheinfranken. Konrad II. blieb in der Schlaht bei Augsburg gegen die Hunnen 955. Sein Sohn Otto (geb. 947) folgte ihm, Anfangs unter der Vormundschaft seines Oheims Wilhelm, Erzbischofs von Mainz. Da dieser 978 vom Kaiser Otto II. das Herzogthum Kärnten u. die Markgrafschaft Verona erhielt, so zog er es vor, dort zu leben, setzte Vicare in seine fränkischen Lande u. trat dieselben 985 an Herzog Heinrich II. von Baiern ab, erhielt sie aber nach dessen Tode 995 zurück. 1002 wurde ihm nach Ottos II. Tode die deutsche Königskrone angetragen, die er aber ausschlug. Er st. 1004, nachdem er 1003 noch einen Zug nach Italien gegen Arduin, der sich gegen Kaiser Heinrich empört hatte, unternommen, aber nichts gegen ihn ausgerichtet hatte. Ihm folgte sein Sohn Konrad III. (Kuno) von Worms od. der Alte, der seine Residenz in Bekeheim bei Kreuznach nahm Diesem folgte 1011 sein Sohn Konrad IV. der Jüngere in F., welcher, da der Kaiser Verona u. Kärnten an Adelbero verlieh, diesen befehdete u. ihn 1009 bei Ulm schlug, Nach Heinrichs II. Tode bewarb sich Konrad vergebens um die deutsche Königskrone; statt seiner wurde Konrad der Salier, Sohn des Herzogs Heinrich (der mit seinem Vater Otto das rheinischfränkische Herzogthum theilte u. vor demselben 989 gestorben war), 1024 zum König gewählt, durch den nun die fränkischen Herzöge in einer Seitenlinie auf den deutschen Kaiserthron kamen (Fränkische Kaiser bis 1125, s. Deutschland [Gesch.] VI). Aus Verdruß darüber empörte sich Konrad IV. 1025 gegen den Kaiser, mußte sich ihm aber unterwerfen u. wurde ins Exil geschickt. Später mit dem Kaiser wieder versöhnt, erhielt er, nachdem Adelbero 1035 geächtet war, 1036 das Herzogthum Kärnten u. Istrien wieder u. ging mit dem Kaiser nach Italien, wo er 1039 st. F. fiel nun an den Kaiser Konrad, von dem es dessen Sohn u. Nachfolger Kaiser Heinrich III. erbte. Dieser ließ den Herzogstitel von F. ganz eingehen u. hob dagegen das Ansehen der rheinischen Pfalzgrafen. Erst Heinrich V. restaurirte das Herzogthum u. gab es seinem Neffen Konrad (V.) von Hohenstaufen, Sohn des Herzogs Friedrich von Schwaben. Während dieser auf einem Kreuzzuge ins Gelobte Land begriffen war, riß Lothar, Heinrichs V. Nachfolger, mehrere Güter Konrads an sich. 1128 zurückgekehrt, verband sich Konrad mit seinem Bruder Friedrich gegen Lothar, nöthigte denselben, die Belagerung Nürnbergs aufzuheben, u. strebte sogar nach der Kaiserwürde, s. Deutschland (Gesch.). Er söhnte sich aber 1135. mit Lothar aus, da er sich nicht gegen ihn zu halten vermochte, u. wurde 1148 als Konrad III. dessen Nachfolger auf dem Kaiserthrone. Nach Konrads Tode erhielt dessen Sohn Friedrich von Rothenburg von Friedrich Barbarossa die Herzogswürde von Rheinfranken, u. als derselbe 1167 ohne männliche Erben starb, so belehnte der Kaiser seinen eigenen jüngsten Sohn Konrad VI. mit Rheinfranken. Diesem gab sein ältester Bruder Heinrich, als er 1191 seinem Vater als deutscher Kaiser folgte, noch die Herzogthümer Elsaß u. Schwaben dazu. Konrad VI. st. 1197 ohne Erben, u. das Herzogthum Rheinfranken wurde großentheils mit der Rheinpfalz verbunden, Franconien aber gab Heinrich nun seinem Bruder Philipp, der ihm dann als deutscher Kaiser folgte. Nachher erhielt den Titel eines fränkischen Herzogs in diesem östlichen Theile der Bischof von Würzburg, s.d. (Gesch). Vgl. Croll, De ducatu Franciae Rhenensis, im 3. Bde. der Acta Academiae Theod. Palat, S. 337 ff. 2) Der ehemalige Fränkische Kreis, als Hauptbestandtheil des Herzogthums F.; u. 3) neuester Zeit Benennung dreier Kreise (Ober-, Mittel- u. Unterfranken) in Baiern; 4) populäre Bezeichnung für die nördlichen Landestheile Baierns, in welchem der fränkische Dialekt gesprochen wird, zwischen dem Fichtelgebirge u. Böhmerwald auf der einen u. dem Odenwalde auf der anderen Seite; auch der nördliche Theil von Württemberg u. Baden, Sachsen-Koburg u. der größte Theil von Sachsen-Meiningen, Hildburghausen wird dazu gerechnet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 476.
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