Münnich [2]

[538] Münnich, eine der Lutherischen Confession folgende, altadelige Familie in Oldenburg, welche einen Zweig des alten baierischen Geschlechts der Mönche zu Ramspauer (von dem Schlosse Ramspauer am Regen bei Regensburg) bildet u. sich seit 1688 M. schreibt; es erhielt 1728 den russischen u. 1741 den Reichsgrafenstand. 1) Anton Günther von M., geb. 1650, war dänischer Rittmeister u. Dykgraf in den Grafschaften Oldenburg u. Delmenhorst, wurde fürstlich Ostfriesischer Drost in Esens u. st. 1721. 2) Graf Burkhard Christoph, Sohn des Vor., geb. 15. Mai 1683 in Neuen-Huntorff im Oldenburgischen, trat beim Ausbruch des Spanischen Successionskrieges 1701 in hessische Dienste, wohnte bis 1708 den Feldzügen in Deutschland, Italien u. Holland bei u. wurde nach der Schlacht bei Malplaquet 1709 Oberstlieutenant; bei Denain von den Franzosen gefangen, kaufte er sich los, wurde Oberst, legte nach chem Frieden Hafen, Schleuse u. Kanal von Karlshafen an, trat 1716 in sächsische Dienste u. wurde 1717 Generalmajor. Vom Feldmarschall von Flemming beleidigt, ging er nach Schweden u. nach Karls XII.[538] Tode 1721 nach Rußland; als Ingenieurgeneral führte er dort die Aufsicht über den Bau des Ladogakanals, des Hafens von Kronstadt u. der Festungswerke von Riga, wurde Generallieutenant, unter Peter II., nachdem er viel zum Sturz Menzikows beigetragen hatte, 1727 General en Chef, 1728 in den Grafenstand erhoben u. 1731 Generalfeldzeugmeister, 1732 Generalfeldmarschall u. Präsident des Kriegscollegiums; er machte sich um die russische Armee durch eine neue Organisation des Landheeres u. die Errichtung des adeligen Cadettencorps verdient. Um ihn zu entfernen, gab man ihm 1732 ein Commando in Polen, dort nahm er 1734 Danzig, legte die in Warschau ausgebrochenen Unruhen bei, machte dann gegen die Türken 1736 die berühmte Campagne mit, eroberte die ganze Krim u. nahm die Linien von Perekop. Indessen starben 30,000 Russen an den Folgen des Mangels u. der Anstrengungen, u. M. sollte vor ein Kriegsgericht gestellt werden, erhielt jedoch 1737 das Commando wieder u. stürmte Oczakow, verlor dies zwar 1738 wieder, schlug aber 1739 die Türken bei Stewuischan, eroberte Choczim u. erkämpfte den Frieden von Belgrad, 18. Sept. 1739. Bei der sterbenden Kaiserin Anna wirkte er dahin, daß der Herzog Ernst Johann von Kurland (s. Biron 1) zum Vormund u. Regenten in des jungen Iwan Namen ernannt wurde, in der Hoffnung durch ihn zu herrschen. Als aber der Herzog selbständig handelte, schloß sich M. Iwans Mutter, der Prinzessin Anna, an, verschaffte derselben die Regentschaft u. ließ den Herzog nach Sibirien bringen. Er nahm nun den Titel Premierminister an u. betrieb das Vertheidigungsbündniß mit Preußen. Als aber die Regentin Anna sich zu Österreich u. Sachsen hinneigte, forderte er im Mai 1741 seinen Abschied u. erhielt ihn. Schon befand er sich auf der Reise nach Königsberg, als ihn die Kaiserin Elisabeth, die 1741 zu ihrem Gunsten eine Thronrevolution bewirkt hatte, verhaften u. zum Tode verurtheilen ließ; jedoch wurde er begnadigt, aber seiner Güter für verlustig erklärt u. nach Pelim in Sibirien verwiesen. 1762 berief ihn Peter III. zurück u. gab ihm seine Würden u. Güter wieder, Katharina II. aber ernannte ihn in demselben Jahre zum Generaldirector der Häfen am Baltischen Meere; er st. 16. Oct. 1767 in Petersburg. Er schr.: Ebauche pour donner une idée de la forme du gouvernement de Russie, Kopenh. 1774; vgl. G. Schlegel, Lobschrift auf M.; von Halem, M-s Lebensbeschreibung, Oldenb. 1803. Jetziges Haupt der Familie ist 3) Graf Friedrich Franz, Sohn des 1812 verstorbenen russischen Generalmajors Grafen Ernst Gustav, Enkels von M. 2), geb. 1788, ist Besitzer des Fideicommisses Neuenhuntorff in Oldenburg u. oldenburgischer Oberkammerherr; er ist seit 1811 mit Luise geb. von Plessen vermählt; der Sohn seines jüngeren Bruders, des 1828 als russischer Oberstlieutenant verstorbenen Grafen Peter Christoph, ist Graf Christoph, geb. 1825.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 538-539.
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