Wietersheim

[205] Wietersheim, Eduard von W., geb. 10. Sept. 1787 in Zerbst, wo sein Vater als Major in Anhalt Zerbstschen Diensten in Garnison stand, brachte seine erste Jugend abwechselnd in Zerbst u. Jever an der Nordsee, sowie in den Jahren 1792 u. 1793 in Luxemburg zu, wo das in österreichischen Sold getretene Bataillon seines Vatersstand, kehrte mit demselben in dessen Vaterland, Sachsen, zurück, erhielt seine Erziehung auf dem väterlichen Gute Mensdorf bei Eilenburg, kam 1799 auf das Gymnasium nach Dessau, studirte 1804–1807 in Leipzig Jurisprudenz, wurde 1809 Assessor, 1812 Hof. u. Justizrath bei der Landesregierung u. Mitglied der Landescommission, welche alle Beziehungen zu den französischen Truppen zu ordnen hatte. Nach der Schlacht bei Leipzig 1813 wurde er bei dem Generalgouverneur Fürst Repnin angestellt, nahm 1814 als Ordonnanzoffizier des Generals Thielemann, mit dem Charakter als Rittmeister, an dem Feldzuge in den Niederlanden Theil, blieb nach der Theilung Sachsens, 1815, in sächsischen Staatsdiensten, ward 1818 Hof- u. Justizrath bei der Landesregierung in Dresden, 1827 Kreishauptmann des Voigtländischen u. 1829 des Erzgebirgischen Kreises, 1830 Director der Commerziendeputation u. Brandversicherungscommission in Dresden u. zugleich 1831 Präsident der interimistischen Landesdirection; 1833 u. 1836 wohnte er den ersten constitutionellen Ständeversammlungen als Regierungscommissär in beiden Kammern bei. Nachdem die Landesdirection sich 1835 in mehre Kreisdirectionen aufgelöst hatte, stand W. der Dresdner Kreisdirection u. für Handel u. Gewerbe der dritten Abtheilung des Ministeriums des Innern als Director vor, wurde 1836 Geheimer Rath u. für besondere Fälle in Kunst- u. Gewerbssachen zu Ministerialversammlungen berufen, dann 1840 Minister des Cultus u. öffentlichen Unterrichts, sowie 1843 der königlichen Sammlungen für Kunst u. Wissenschaft. Am 3. März 1848 trat er mit dem ganzen Ministerium zurück u. blieb nur Vorstand der genannten Sammlungen; auch von diesem Posten zog er im Juli 1853 sich in das Privatleben zurück u. lebt seitdem theils in Dresden, theils auf seinem Gute Neupouch bei Bitterfeld. Er schr.: Die Demokratie in Deutschland, Lpz. 1849; Der Feldzug des Germanicus an der Weser i. J. 16 n.Chr. Geburt, ebd. 1850; Zur Vorgeschichte deutscher Nation, ebd. 1852; Über Quellen u. Wesen des Nothstandes im Obererzgebirge u. Voigtlande, Dresd. 1857; Geschichte der Völkerwanderung, Lpz 1859–64, 4 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 205.
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