1. Alte Kessel machen russig. – Simrock, 5565.
2. Alte Kessel schwertzen. – Lehmann, 7, 25.
3. Alte Kessel seynd rusig. – Lehmann, 7, 25; Braun, I, 1814.
4. Am e ruessige Kessel kammer (kann man) sich nidd sufer rywe. (Strasburg.) – Firmenich, II, 528.
5. A'me-n alte Chessi isch nüt z' blätze (flicken). (Solothurn.) – Schild, 56, 1.
[1255] 6. An altem Kessel beschmeist man sich gern. – Lehmann, II, 28, 46.
7. An alten keslen ramigt man sich. – Hauer Kij.
8. An alten kesseln beromet man sich gern. – Franck, II, 117a.
Holl.: Die zich aan den ketel wrijft besmet zich gaarne. (Harrebomée, I, 396b.)
9. An alten Kesseln macht man sich russig. – Lehmann, 858, 1; Eiselein, 371.
10. An alten Kesseln reiben ist keine hohe Kunst vnd heisst Ramfangen. – Petri, II, 525.
11. An eim schwartzen Kessel reibt sich niemand weiss. – Gruter, II, 5; Lehmann, II, 35, 47.
12. An einem russigen Kessel macht man sich schwarz. (Franken.)
13. An einem wüsten1 (russigen) Kessel kann man sich nicht sauber machen (weiss reiben). – Eiselein, 371; Simrock, 8597.
Lat.: Luto lutulentior. (Seybold, 286.)
14. An schwarzen Kesseln kann man sich nicht weiss brennen. – Simrock, 5566; Körte, 3347.
15. De Ketel verwitt1 de Pott, dat he swart is. – Eichwald, 1003; Kern, 1111.
1) Wirft dem Topf vor.
16. De klainen Kietel hett ok oaren. (Iserlohn.) – Woeste, 72, 162.
17. Der Kessel scheut das Feuer nicht.
Die Russen: Der Kessel fürchtet sich nicht vor dem Feuer und scheut auch nicht den Rauch. (Altmann VI, 446.)
18. Der Kessel schimpfte den Kochlöffel. Du schwarzer Mohr, sagte er, du thörichter Schwätzer. – Burckhardt, 435.
Von denen, die andern Fehler vorwerfen, die sie selbst im höchsten Grade an sich haben.
19. Der Kessel straft (schilt) den Ofentopf, sie rämen alle beide. – Simrock, 5567; Körte, 3345a; Weinhold, 75.
»Der Kessel schilt den Ofentopf, schwarz sind sie alte beide.« (Goethe, III, 252.) Die Franzosen: Der Kessel schimpft den Tiegel. Die Polen: Der Kessel schimpft die Bratpfanne und beide sind schwarz. In der wendischen Lausitz: Der Kessel lacht den Ofentopf aus, dass er schwarz sei. (Reinsberg IV, 47.) – Was für ein schwarzes Gesicht hast du, sagte der Neger zum Mohren, heisst es bei den Osmanen. (Schlechta, 316.) Und die Aegypter: Schäme dich, sprach ein Nackter zum andern.
Dän.: Fy dig an, saa sort du er! sagde gryden til leerpotten. (Bohn I, 369.)
Engl.: The chimney-sweeper bids the collier wash his face. (Bohn II, 108.) – The kettle calls the saucepan smutty. – The kettle calls the pot black arse. (Bohn II, 108; Gaal, 384.)
Frz.: La pelle se moque du fourgon. – Le chaudron mâchure la poële. (Körte, 3345.)
Holl.: De ketel gekt met den pot. ( Harrebomée, I, 396b.)
It.: Il lavezzo fà beffe della pignatta. – Il pajuolo dice alla padella, fatti in là, che tu me tingi. (Gaal, 1189; Bohn II, 108.)
Lat.: Clodius acuusat moechos, Catilina Cethegum. (Gaal, 1189.)
Poln.: Kocioł garnkowi przygarnia, a oba smola. – Przymáwiała graca gracy, a oba jednacy. (Lompa, 28.)
Span.: Decía la sarten al cazo: Quito allá, no me ensucies. (Cahier, 3703.)
20. Der Kessel straft den Ofentopf und sind doch beide schwarz.
»Gesetzt auch, ein Schlesier bringe zuweilen etwas vor, das seinem Lande eigen ist, so ist doch davon ein Ausländer nicht befreyet; und wo beyde Opponenten es hierinnen gegen einander zu braune machen wollen, wird ihnen ein tertius interveniens der unparteiisch urtheilet leichtlich zuruffen können: Der Kessel straffte den Ofen Topff und sind doch beyde schwartz.« (Keller, 150b.)
21. Der Kessel straft immer a Ufe-top. (S. ⇒ Jacke 19.) – Gomolcke, 333; Robinson, 336; für Oesterreichisch-Schlesien: Peter, 448.
22. Der Kiéssel verwéist der Fan, se wêr schwarz. – Schuster, 927.
23. Die alten Kessel remen gern. – Fastnachtsspiel, 6, 20.
24. Ein alter Kessel, gut geflickt, hält oft besser als ein neuer.
25. Ein grossen siedenden Kessel stilt man mit wenig kalt Wasser. – Lehmann, 310, 87.
[1256] 26. Einen verrussten Kessel wird man nicht blank putzen.
27. Kleine Kessel haben auch Ohren. – Körte, 3346; Simrock, 5569; Reinsberg VII, 69.
In Aachen: Kleng Keissele hant grusse Uhre. Empfiehlt Rücksicht beim Sprechen auf die anwesenden Kinder. Schon die alten Römer sagten: Den Knaben ist man die grösste Rücksicht schuldig. Die Böhmen ermahnen dazu mit den Worten: Die Zunge hinter den Zähnen, es sind Barfüssige da. Und in Bezug auf die herangewachsene Jugend sagen die englischen Neger: Süsse Geschichten brechen des Jünglings Knie. (Reinsberg VII, 89.) (S. Schindeln.)
28. Kleine Kessel, volle Magen.
Gute Wirthschaft lässt nicht Hunger leiden.
29. Kleine Kitel hät (haben) de grôtsten Ohren. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 25; für Köln: Firmenich, I, 475, 178; für Düren: Firmenich, I, 483, 48; für Aachen: Firmenich, I, 493, 87.
Holl.: Clein ketelkens hebben oren. (Tunn., 8, 3 u. 9.) Bei Harrebomée (I, 396b) mit dem Zusatz: kunnen ze niet veel zien, zo kunnen toch veel hooren.
Lat.: Quamvis parva lebes fuerit, tamen hec habet aures. (Fallersleben, 147.)
30. Kessel und Kampf entscheiden alle Nothzucht. – Graf, 351, 398.
War Zweifel vorhanden, ob der Angeschuldigte das Verbrechen begangen, so schritt man zum Gottesurtheil des Schwertkampfes oder der (heissen) Wasserprobe. Der Freie musste die Klage wegen Nothzucht mit dem Kampfe, der Unfreie mit dem Kesselfange von sich weisen, d.i. er musste irgendeinen Gegenstand auf dem Boden eines mit kochenden Wasser gefüllten Kessels mit unbedeckten Händen herausholen. Waren die Hände verbrüht, so war er schuldig. (Sachsenspiegel, I, 39; Grimm, Rechtsalt., 919.)
Altfries.: Szetel and komp allen etta ned monda. (Richthofen, 166, 21.)
31. Man muss seinen Kessel scheuern, ehe Ostern kommt.
Frz.: Il faut aller à Pàque écurer son chaudron. (Leroux, I, 73.)
32. Man soll sich nicht an alten Kesseln reiben, man fähet sonst Rehm. – Heuseler, 168.
Luther (bei Auslegung der Zehn Gebote bei 2 Mos. 19, 20) erklärt es dahin: Bedenklich ist der Streit, der Kampf mit den Alten, denn bei ihnen ist der Witz, bei den Jungen Unverstand.
33. Ohne Kessel kocht sich keine Suppe.
34. Was im Kessel ist, wird mit dem Kochlöffel herausgenommen. – Burckhardt, 44.
Jede Sache erfordert, wenn sie anders wohl ausgeführt werden soll, ihre eigene Behandlung und ihre eigenen Leute, sowie man auch, um sich zu unterrichten, den geeigneten Weg einschlagen muss.
35. Was vom Kessel übersprudelt, ergiesst sich auf dessen eigene Seite.
Der Zornige schadet sich selbst am meisten.
36. Wenn man den Kessel zu sehr heizt, platzt er.
37. Wer sich an alte kessel reibt, empfahet gern den ram (wird ramig). – Ambras. Liederbuch, 207, 97; Fischer, Psalter, 124, 2; Eiselein, 371; Simrock, 5564; Körte2, 4181; Braun, I, 1813.
Nach der Gratzer Handschrift im 14. Jahrhundert: Der sich an den alten kessel strichet, der wirt gern romig. In Crusius, Schwäbische Chronik, I, 193a.
Dän.: Hvo sig paa gammel kedel skurer, fanger gierne smitte. (Prov. dan., 335.)
38. Wer sich an altem kessel reibt, der beschmeysst (berähmt, berusst) sich gern. – Franck, II, 117a; Eyering, I, 380; Tappius, 185b; Lehmann, II, 851; Herberger, I, 146; Kloster, VIII, 631.
»Vorwar nit unbeschmitzet bleibt, wer sich an altem kessel reibt.« (Waldis, IV, 8, 85.)
Mhd.: Der sich an den alten kezzel strichet der wirt gern ramic. (Diutisca.) – Swer sich an alte kezzel rîbt, der vahet gerne den râm. (Heldenbuch.) (Zingerle, 80.)
39. Wer sich an alten Kesseln reibt, der krigt beschissen Hende. – Petri, II, 756.
40. Wer sich an russige Kessel stösst, kann leichtlich schwarz werden.
41. Wo der Kessel über dem Herde hängt, da freiet (isst) es sich am besten. – Blum, 627; Pistor., V, 52; Eiselein, 293; Simrock, 4479; Stieler, 913.
In einer gut eingerichteten Hauswirthschaft ist gut heirathen. Auch: Erst den Grund zu eigenem Hauswesen legen, ehe man heirathet.
Engl.: Before you marry, be sure of a house, wherein to tarry. (Gaal, 999.)
[1257] *42. Alles in Einen Kessel werfen. – Wieland, XXXIII, 388.
In dem Sinne wie: Alles in Einen Topf werfen, über Einen Kamm scheren.
*43. Alte Kessel flicken.
An der Wiederherstellung morscher Zustände u. dgl. arbeiten.
*44. Aus dem Kessel in die Bratpfanne. (Köthen.)
In dem Sinne wie: Aus dem Regen in die Traufe.
*45. De Keissel schuren. (Aachen.)
Den Kessel scheuern, d.i. beichten. (Müller-Weitz, 103.)
*46. Dem Kessel den Strick nachwerfen.
*47. Der Kessel brennt. (Nimptsch.)
Gegen jemand, der irgendeinem wissenswerthen Gegenstande selbst auf die rechte Spur kommt.
*48. Einem den Kessel abhauen.
Wol von einem Rechtsgebrauch entlehnt, um dadurch, wie durch das Einschlagen des Ofens oder das Auslöschen des Feuers den Verlust des Bürgerrechts auszudrücken, das an den eigenen Herd geknüpft war. Der über demselben am Kesselhaken oder Kesselringe hängende Kessel galt als ein Hauptzeichen der eigenen Häuslichkeit. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 729.) Der Schmarotzer, der den verlorenen Sohn begleitet hat, klagt, nachdem derselbe das Seine durchgebracht hat: »Erst ist uns alle frewd erloschen, der kessel ist im abgehawen.« Bald nachher kündigt er seinem Herrn mit den Worten: »Weil mir ewr Kessel ist abgehawen, muss ich gehn und wieder vmbschawen umb einen andern Herrn mild.« – »Drumb komb ich nit mehr in sein Haus, weil der Kessel ist abgehawen.« (H. Sachs, III, 1, 199b u. 2, 117c.)
*49. Einen mit dem Kessel richten.
Eine grausame Strafe, die man an Falschmünzern, auch an Ketzern vollzog, indem man sie ine inem Kessel sott. (Grimm, Rechtsalt., 700; Grimm, Wb., I, 547.)
*50. Er hat schon manchen alten Kessel geflickt.
*51. In den Ketel hawen. – Dähnert, 225a.
In dem Sinne wie: in die Pfanne hauen. Vom Wurstkessel entlehnt. So viel wie vernichten. »Durch ire arglistige Dück vil schendlich arger schelmenstück, durch Nachred in den kessel hawen.« (H. Sachs, V, 52b.) Eigentlich zerstücken, wie beim Schweine geschieht, wenn Kessel- oder Wellfleisch, Kesselsuppe gemacht wird, davon bildlich = vernichten.
*52. Sich an alten Kesseln reiben.
*53. Sich an einem schwarzen Kessel sauber machen.
Lat.: Sutum lato purgas. (Sutor, 197.)
*54. Sie haben grosse Kessel und leere Magen. – Burckhardt, 267.
Kostbare Möbel und Fussdecken, aber weder Geld noch Brot.
*55. Sie kochen in Einem Kessel.
Sie singen Ein Lied, Eine Weise, blasen in Ein Horn.
Dän.: De spille under et dække. – De tigge begge til en pose. – Kaage i en gryde, quæde en viise, blæse i et horn. (Prov. dan., 457.)
*56. Ungebrannt vom Kessel kommen.
Die Redensart führt auf ein Gottesurtheil zurück. (S. ⇒ Kessel 30.) Statt ungebrannt heisst es auch wol unbrânt = unbewusst. »Nun rath, Räter, gut, wie wir vnbrannt vom kessel kommen, es hilft doch weder schreyn noch salben.« (Sendbrief von der Messkrankheit, in Kloster, X, 372.)
Adelung-1793: Kessel (2), der · Kessel (1), der
Brockhaus-1911: Kessel · Honigmannscher Kessel
Lueger-1904: Kessel · Herreshoff-Kessel · Heine-Kessel · Root-Kessel · Niclausse-Kessel · Mac Nicol-Kessel · Dupuis-Kessel · Bellis-Kessel · Alban-Kessel · Guilleaume-Kessel · Fairbairn-Kessel · Dürr-Kessel
Meyers-1905: Kessel-Loo · Root-Kessel · Wattscher Kessel · Kessel, Gustav von · Dürr-Kessel · Kessel [1] · Kessel [2]
Pierer-1857: Kessel [3] · Wattscher Kessel · Kessel [1] · Kessel [2]
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