Sein (Verb.)

Sein (Verb.).


1. Biss, das du wilt (gesehen) sein.Franck, I, 60a; Gruter, I, 18.

Lat.: Quod videri vis esto. (Franck, I, 60a.)


2. Biss, dass du hörest oder gern sein wolltest. Petri, II, 45.


3. Da wird sein, sagt der Apotheker.

Wenn man etwas Gesuchtes findet oder jemand etwas Verlangtes verabreicht.


4. Das hätte sölle bi üs sii, het de Morthaler geseit, wo 's im Wildispuech brennt hät und 's wenig Wasser ghä händ.Sutermeister, 45.


5. Das zu sein sei stets bedacht, wozu fremdes Lob dich macht.

Der durch irdische Güter oder Aemter Hochgestellte ist dann erst glücklich, wenn er sich bemüht zu sein, was seine Schmeichler von ihm rühmen.


6. Dat ward doch noch wûr (wo, irgendwo) sîn, säd' de Jung, achter is ôk noch 'n Loch.


7. De so sünt, de sünt all so. (Holst.) – Schütze, IV, 153.

Es gibt viele seinesgleichen.


8. Die einmal so sein, die sein nie anders.


9. Do wart sönn, segt de Aptheker, on schött1 ön e Tude. (Natangen.) – Frischbier, 24.

1) Doppelsinnig: schüttet und scheisst.

2) Düte.


10. Erst, was sie ist, dann was sie hat.

Bei Eingehung einer Ehe soll man mehr auf den Charakter als auf das Vermögen sehen.

Engl.: Not what is she, what hath she. (Bohn II, 48.)

Lat.: Protinus ad censum de moribus ultima fiet quaestio. (Juvenal.)


11. Es ist alles, wie der ist, der es hat.Petri, II, 253.


12. Es ist mir um dich, wie dir um mich.Simrock, 7011.


13. Es kann sein und kann auch nicht sein.


14. Es muess so sî, Schätzeli, gib de Wille drî. Sutermeister, 30.

Viele schweizer Sprichwörter haben das Eigenthümliche, dass sie, wie dieses, zweigliederig sind, indem sie auf eine gewöhnliche Phrase einen scherzhaften Nachsatz folgen lassen. Wie: O heie – wer's Maie, so werid d' Chrisi rîf und d' Heubirn teig, dass Gott erbarm, sibe Suppe und kein warm u.s.w. (S. Spuk.)


15. Es muss sein, schick dich drein.Lehmann, 242, 50; Hertz, 68.


16. Gewesen sein, sein, werden sein, seynd drei verwelckte Blumen.Chaos, 1015.


17. Hier ist gut sein, hier wollen wir Hütten bauen.

Worte aus Jesu Verklärungsgeschichte entlehnt, um auszudrücken, dass es uns an einem Orte gefällt.

Holl.: Hic tutior, zei de ooijevaar, en hij zat op de kerk. (Harrebomée, I, 394a.)


18. Ich bin, der ich bin, kurz ist mein Sinn, frisch ist mein Muth, ob klein ist mein Gut.Töppen, 93, 122.

Dieser Spruch, einem in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angelegten Stammbuch entnommen, das sich in der Gymnasialbibliothek R. oct. 8 befindet.


19. Jeder soll sein, wofür er gehalten sein will.

Frz.: Sois vraiment ce que tu veux qu'on te croie. (Bohn I, 57.)


20. Kann ich nicht sein, was ich will, so will ich nicht sein, was ich kann.

Dies Wort wird einem der mächtigsten Edelleute, Enguerrand VI., Herr von Coucy, zugeschrieben, der sich vom König den Herzogtitel erbat, den ihm dieser zwar verweigerte, ihm aber den eines Grafen anbot. Diesen wies aber Enguerrand mit den sprichwörtlich gewordenen Worten zurück: Comte je ne veule, duc je ne puis, je demeureray Seigneur de Coucy. Diese Antwort erscheint auch in folgenden Lesarten: Je ne suis roy ne prince aussy, je suis le seigneur de Coucy. Und: Prince je ne daigne roi je ne puy, je suis le sire de Coucy. Vgl. Wurzbach (III, 85), wo auf Fugger's Spiegel der Ehren des Hauses Oesterreich (Nürnberg 1868, S. 300) und M. Francisque, Essai sur la vie et les Chansons du chatelain de Coucy (1830), verwiesen wird.


21. Kann sîn, auk nît, sag Jan Rütter, dô lefden he noch. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 321; Hoefer, 883; Schlingmann, 1206.

Es kann sein, auch nicht, sagte Jan Ritter, als er noch lebte.


22. Kann sîn, sä' Bunsendâl, da lev he noch. Diermissen, 326.

[520] 23. Lass jeden sein, wer er ist, so bleibstu auch, wer du bist.Luther's Tischr., Append.; Gerlach, 244.


24. Lass jeden, wer er ist, so bleibst du, wer du bist.

Mhd.: Lâz ieden man sîn, der er ist, daz man dir iht sag, wer du bist. (Lieders.) (Zingerle, 96.)


25. Lass sein ein jeden, der er ist, so bistu auch wol der du bist.Henisch, 384, 20.


26. Lât 't wesen as 't will; Kuper um de Tünn. Hauskalender, III.


27. Lieber sein als scheinen.

Frz.: Plûtôt être que paroitre. (Kritzinger, 545a.)


28. Lôt sîn, wat et ies, et ies dat Geld vör de Kau, sagte de Mann, da bracht he drei Pfennige nâ Hus. (Paderborn.) – Hoefer, 741.


29. Man muss nicht überall sein, nicht von allem haben und nicht alles wissen wollen. (Böhmen.)


30. Me weisst wohl, was men ist, aber nid, was me würd.Sutermeister, 146.


31. Muss es sein, so schick dich drein.Braun, I, 4913; Illustr. Zeitung, Nr. 1483, S. 421.


32. Nicht, was man ist, ist was uns ehrt; nur wie man's ist, gibt uns den Werth.


33. Nünt sih ond nünt mena (Kurzenberg) oder: nütz sê ond nütz schinna (Hinterland) ist gär fitz1 nütz.

1) Fitz = zu. – Nichts sein und nichts gewinnen (scheinen) ist doch gar zu wenig.


34. Sei, was du sein (auch: scheinen) willst.Simrock, 9472; Körte, 5541; Körte2, 6899.

Engl.: Be who you seem to be. – Take care to be what thou wouldst seem.


35. Sein geht über Schein.Simrock, 9471; Gaal, 1358; Schottel, 1120b; Dove, 694.

An Höfen und selbst in der Welt ist Sein weniger wichtig als Schein.

Frz.: Il faut s'occuper de bien être, et laisser le paraître. (Gaal, 1358.) – L'être et le paraître sont deux. – Mieux vault estre que sembler homme de bien. (Leroux, II, 262.)

Holl.: Het zijn ende schijn is twee. (Harrebomée, II, 248a.)

It.: Parere e non essere, è come filare è non tessere. (Gaal, 1358.)

Lat.: Esse potius quam haberi. (Einfälle, 463.) – Re magis quam specie. Esto quod es. (Gaal, 1358.) – Talis sis, qualis videre cupis. (Philippi, II, 210.)


36. Sein geht vor sagen.Schottel, 1120b.


37. Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage. Büchmann, 68.

Dieser in zweifelhaften Fällen ausgesprochene Satz ist sprichwörtlich geworden aus Shakespeare's Hamlet (2. Act, 3. Scene) : To be or not to be, that is the question.


38. Sein und nicht sein ist nicht dasselbe.

Frz.: On ne peut pas être et avoir été. (Bohn I, 42.)


39. Sey der, den man dich heissen sol.Petri, II, 521.


40. So wie ich bin, so ist mein Sinn.


41. Soll es sein, so schickt sich's wol.Petri, II, 536; Günther, 8; Körte, 5565.

Lat.: Quae fieri necesse est, illa suo tempore fiunt. (Seybold, 467.)


42. 'T is wie 't is, segt Josef Scheibel, dâr lêwt he noch. (Mecklenburg.) – Hoefer, 905; Firmenich, III, 72, 69.

43. Wann et siyn maut, is de Twik (Zweig) beater äs de Baum. (Westf.)


44. Was die einen sind, werden die andern werden.

Lat.: Quod sumus, hoc eritis, fuimus quandoque quod estis. (Egeria, 259.)


45. Was du bist, kann jeder andere auch sein.

Lat.: Aut sumus, aut fuimus, vel possumus esse, quod hic est. (Seybold, 50.) – Tu quod es, e populo quilibet esse potest. (Martial.) (Binder I, 1769; II, 3354; Heuseler, 264; Philippi, II, 226.)


46. Was du nicht bist, noch kannst, begehre nicht zu sein.

Lat.: Quod non es, non esse velis cupiasve videri: Ipse sui nimium caecus amore perit. (Binder II, 2890.)


47. Was einer ist, das ist der andere ehe gewesen oder kanns noch werden.Petri, II, 593.


48. Was einer ist, das kan man auss jhm machen.Lehmann, 539, 40; Sailer, 149; Simrock, 6707.

Gegen und ohne die Natur ist nichts zu unternehmen.


49. Was einer ist, das mag er auch scheinen.

Die Neugriechen: Was du bist, erscheine immer, und ein wenig noch darunter. (Sanders, 46.)


50. Was einer ist, das sind wir alle.Petri, II, 593.


[521] 51. Was einer nicht ist, das kann er noch werden.Simrock, 11565.


52. Was ich bin, das bin ich.

Span.: Nacido soy. (Don Quixote.)


53. Was ist, das ist.


54. Was ist, das ist; und was nid ist, cha werde. (Luzern.) – Schweiz, 243, 26; Eiselein, 343.


55. Was ist, hat Werth, nicht, was einmal gewesen.

Slow.: Jen to, čo je, platí, nie to, čo bývalo. (Konfessionálná skola.)


56. Was kann da sein, sagt Löwenstein. (Stettin.)


57. Was muss sein, da schick' dich drein. Franck, II, 192a; Lehmann, 554, 5; Körte, 6477; Sailer, 284.

»Was muss seyn, gib dich gedultig drein.« (Zinkgref, IV, 350.)

Engl.: What can't be cured, must be endured.

Lat.: Non sunt securi, qui dant sua colla securi. (Sutor, 665.)


58. Was muss seyn, das sol niemand endern. Herberger, Hertzpostilla, Ib, 143.


59. Was nicht in einem ist, das bringt auch niemand auss jhm (oder: in jhn).Henisch, 511, 49; Petri, II, 606.

Lat.: Non ex quovis ligno fingitur Mercurius. (Henisch, 511, 50.)


60. Was nicht ist, kann noch werden (geschehen).Eiselein, 343; Simrock, 9479; Bohemia, 1872, Nr. 220.

Was der Mensch noch nicht hat, das kann er erwerben.

It.: Qual che non è stato, può essere. (Bohn I, 123.)


61. Was sein muss, das leide!Petri, II, 607; Simrock, 9478; Körte, 6476.


62. Was sein muss, muss sein.

Dän.: Det kommer vel der skel skal. (Bohn I, 362.)

Frz.: Il faut ce qu'il faut. (Cahier, 664.)


63. Was sein muss, muss sein, sagte der Bursch, und küsste der Sau den Arsch.

Holl.: Ik wilde wel, dat ik hel al gedaan had, zei de jongen, en hij zou het varken den aars kussen, om de blaas te hebben. (Harrebomée, II, 360.)


64. Was sein muss, schickt sich selbst.Schottel, 1121a.

Lat.: Parit puella, etiamo si mal adsit viro. (Philippi, II, 82.)


65. Was sein muss, thue willig.Körte, 6476.


66. Was sein sol, da kan man nicht für über. Petri, II, 607.


67. Was sein soll, das schickt sich wol.Petri, II, 607; Henisch, 1278, 42; Lehmann, 540, 47; Eiselein, 566; Lehmann, II, 836, 771; Zyro, 61; Körte, 6479; Simrock, 8984; für Franken: Frommann, VI, 324, 357.

Was sein soll, schickt sich wol, ein Lustspiel in fünf Aufzügen, Leipzig 1777. Auch ein von I.F. Jünger, 1802 zu Regensburg erschienenes Lustspiel hat dies Sprichwort zum Titel. (Vgl. auch Jünger's Theatral. Nachlass, I, Regensburg 1803.) In der Neumark: Wat sin sal, schickt sich. (Engelien, 220, 104.)

Mhd.: Daz sîn sol, daz muoz geschehen. (Fragment.) – Wan daz geschiht daz muoz wesen. (Eraclius.) (Zingerle, 50.)

Frz.: Ce qui doit être ne peut manquer non plus que la pluie en hiver.


68. Was sein soll, kann nicht ausbleiben.Grubb, 97.

Frz.: Ce que doibst estre ne peult manquer, non plus que la pluye en hyver. (Leroux, II, 190.)


69. Was sein soll, kann nicht fehlen.

Mhd.: Sô aber daz dini niht wesen sol, so enhilfet niht swaz ieman tuot. (Lanzelot.) (Zingerle, 51.)

Frz.: Ce qui doit être, ne peut manquer. (Kritzinger, 292b.)


70. Was sein soll, schickt sich wunderlich, der Pelz beregnet, die Aermel nich.Holtei, Eselsfresser, I, 170.


71. Was seyn muss, kann man nicht verschweigen.Herberger, Hertzpostilla, I, 842.


72. Wat der sîn möt, möt sîn, sagt de, mor'ns 'n Glas Brannwîn un middags 'n Stück Flêsch.Hoefer, 207.


73. Wat mie nit sîn un wêren kann, do stelle mie Gott den Sinn dervann. (Waldeck.) – Curtze, 340, 327.

74. Wat ned äs, kân äinjde wärden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 725.

In Hannover: Wat nich is, kan würen. (Schambach, II, 425.)


75. Wat sîn mot, mot sîn.Schambach, II, 420.

Damit werden alle Einwendungen gegen das, was einmal als nothwendig und unabweisbar erkannt ist, von vornherein abgeschnitten.


[522] 76. Wat sin möt, möt sin (dôr wesen möt, möt wesen), sä' de Bettler, sett 't 'ne Parück up un lêp bârv't.Schlingmann, 81.


77. Wat sin möt, möt sin, söä' Johann Böttcher, Sunndâs Flêsch un witten Sand vör de Döär.Schlingmann, 113.


78. Wat sîn mut, mut sîn, segt de Bûr, verköft de Ossen un köft sick 'n P'rück. (Pommern.) – Hoefer, 103.


79. Wat sin mut, mut sin; Sündags a bits Flêsch un a regen Hemd. (Conitz.)


80. Wat sîn mütt, mütt sîn, segt de Bûrjung, un köfft sik en Mûltrummel. (Selmsdorf in Mecklenburg-Strelitz.)


81. Wat sîn mütt, mütt sîn, Sünndags mütt'n Hönersupp sîn. (Altmark.) – Danneil, 278.


82. Wat sîn sal, dat scheckt sich wal. (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 11.

Lat.: Vocatus, atque non vocatus Deus aderit. (Sutor, 420; Philippi, II, 260; Seybold, 652.)


83. Wat wesen mutt, mutt wesen, seggt de Jung, un har sick 'n Mûltrummel köft. (Altmark.) – Danneil, 278.


84. Wenn 't sîn sall, fällt 'n up 'n Rüggen un breckt sick dei Schnut af. (Mecklenburg.) – Günther, III.


85. Wenn 't sön kann, seggt Lukas.Frischbier2, 2486.


86. Wenn wir wären, wie wir solten, wir hetten, was wir wolten.Schottel, 1121a.


87. Wenns nicht sein soll, so hilfft kein bitten. Henisch, 401, 30; Petri, II, 674.


88. Wenns nicht sein soll, so schickt sichs nicht. Petri, II, 674.


89. Wenn's sein soll, bricht man die Hände auf dem Rücken.

90. Wenn's Sein Soll, So Schickt Sich's Wol.

Ein junger Mann schrieb an seine Geliebte: W.S.S.S.S.S.W. »Wollt's, so sagt's; soll's sein, so wagt's.« Sie antwortete: Gut, ich will es rücklesen: Wenn's Sein Soll, So Schickt Sich's Wol. (Witzfunken, VIIb, 86.)


91. Wenn's sein will, geht eine Butten auch los. (Wien.)


92. Wenns sol sein, so schickt sichs fein.Petri, II, 675.


93. Wer du bist, kann jeder auch sein.

Lat.: Tu, quod es, e populo quilibet esse potest. (Sutor, 208.)


94. Wer hier will sein und anderswo, der ist recht weder hier noch do.


95. Wer ist, was er scheint, wird thun, was er soll.

Wird thun, was er versprochen, zugesagt, sagen die Chinesen. (Cibot, 162; Cahier, 2097.)


96. Wer mit zwanzig nichts ist, mit dreissig nichts weiss, mit vierzig nichts hat, wird nie etwas sein, wissen und haben.


97. Wie ein ieder ist, also hat er glück.Franck, II, 165a; Petri, II, 789; Suringar, VI, 5.

Lat.: Fortunam sibi quisque parat. (Sutor, 274.)


98. Wie ein jeder ist, also verdenckt er einen andern.Petri, II, 789.


99. Wie einer ist, also macht er Mist.Petri, II, 789; Eiselein, 468; Seybold, 553.


100. Wie einer ist, also meint er, sei auch ein anderer.

Bei Tunnicius (675): Als eine is, so meint he, sy ok ein ander. (Qualem se novit, tales existimat omnes.)


101. Wie einer ist, so ist sein Gott.Körte, 6814a.


102. Willst du wissen, wer ich bin, schau auf mein G'sellschaft hin. (Steiermark.)


103. Wir müssen sein, wie wir nun einmal sind. Eiselein, 566.


104. Wo ich gern bin, darf ich nicht hin; aber was ich nicht mag, das hab' ich alle Tag. Körte, 6914.


105. Wo man ist, wird man nicht vergessen.

Span.: Ahora que te vi, me acuerdo. (Cahier, 3752.)


[523] 106. Wo man nicht ist, da ist immer am besten sein.

Die Finnen: Da ist's immer gut, wo wir nicht sind, da kocht man Grütze in lauter Butter. (Bertram, 66.)


107. Wos nid is, kunn wed'n. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 136.


*108. Bist du's, oder ist's der Teufel?

Verwundernder Ausruf beim Zusammentreffen mit einem alten Bekannten.

Holl.: Gij waart het, of het was de duivel in uwen schijn. (Harrebomée, II, 248a.)


*109. Das muss sein, und sollt's Magdeburg kosten.Gotthelf, Käserei, 42.


*110. Das müsste denn sein. (Breslau.)

Ironische Bemerkung, wenn jemand durch eine Lüge etwas zu beweisen sucht.


*111. Dem sei, wie ihm wolle. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)


*112. Er ist nit, da er ist.Suringar, CLXXV, 4.

Auf die Frage: Wo ist er?


*113. Er ist so, wie er ist.

Lat.: Sit ut sit.


*114. Es hat so sein sollen.

Wenn man etwas für Bestimmung, Schicksal hält.


*115. Es soll was sein und kann nichts werden.

Etwas, das glänzt, sich einen Schein gibt und doch keinen innern Werth hat. Oder, wenn jemand etwas machen will, von dem die Vernunft sagt, dass es nichts tauge.


*116. Et hät so sölln sin. (Deutz.)

Es ist bestimmt gewesen.


*117. Hat skal wat wers an kan nant wurd. (Nordfries.)


*118. Hier ist gut sein.Eiselein, 566.


*119. Ich bin da gewesen, ich kom nicht hynwidder.Agricola I, 454; Egenolff, 204b; Sutor, 181.

Lat.: Detestatio loci. – Vidit me locus iste semel; cum viderit ultra, ad caput et retro versa recurre aqua. (Glandorp, 70, 112.)


*120. Mehr sein als scheinen.Simrock, 9473.


*121. Sei's oder stell' dich! (es zu sein!) (Lit.)


*122. Wâr he ist, dar rôkt sîn Schöstein.Hauskalender, II.

*123. Was der gewesen oder ist, kannst du auch sein in kurzer Frist.


[Zusätze und Ergänzungen]

124. Bist du etwas, so sei es, aber lass andere Leute auch etwas sein.Luther, Hauspostille; Monatsblätter, VI, 188, 14.


[1728] 125. Es kann wol sein, Mir scheint's und Wir wollen sehen sind die Schwestern der Lüge. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.


126. 'T is all, we 't is, söä' Hoppach, kêk in de Tüding un hêl se verkiehrt.Schlingmann, 655.


127. Was nit sein soll, das straift aim ain reis ab.Zimmerische Chronik, IV.


128. Wat ick bün, do gah ick vör, seggt de Ammen to Hamborg.Schröder, 33; Hoefer, VII, 29.


129. Wat sön mot, mot sön, seggt de Bûr, verkeft de Koh on kefft siner Fru e Muff.Frischbier, I, 280.


130. Wie ich bin, steht mein Sinn; wie ich selber thu', trau' ich andern zu.Frischbier, II, 375.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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