Drusen

Drusen
Drusen

[601] Drusen (die) sind eine im nördl. und höhern Theile des Gebirges Libanon in Syrien hausende Völkerschaft von etwa 200,000 Köpfen, deren Namen man sonst irrthümlich von einem zur Zeit der Kreuzzüge angeblich dort zurückgebliebenen franz. Grafen von Dreux ableitete, der ihr Stammvater oder Anführer gewesen sein sollte.

Sie treiben vorzüglich Feld-, Wein- und Seidenbau und sind ein rauhes, tapferes Volk, dessen Todesverachtung sprüchwörtlich geworden ist. Ihre Religion, aus der sie ein großes Geheimniß machen und deren Gesetzbücher nur ihre Akales oder Geweihten genau kennen dürfen, ist ein Gemisch sowol christlicher als auch mohammedanischer und anderer asiat. Glaubenslehren; sie verwerfen die Beschneidung und die Fasten, trinken Wein, essen Schweinefleisch und halten die Ehe unter Geschwistern für erlaubt. Einen öffentlichen Gottesdienst haben sie nicht, sondern verrichten ihr Gebet sowol in Moscheen als in christlichen Kirchen. Wahrscheinlich entstanden im 10. Jahrh. ihre Glaubenslehren, wegen der sie von den Mohammedanern verfolgt und ihnen zuletzt zinsbar wurden, in ihren Gebirgen aber mit Glück doch eine größere Freiheit als alle übrigen Bewohner Syriens behaupteten. Früher standen sie unter mehren Scheikhs oder Oberhäuptern, im 17. Jahrh. warf sich aber einer derselben zum alleinigen Anführer auf, verweigerte den Tribut und es kostete den Türken Mühe, sie zu dem frühern Grade von Unterwürfigkeit zurückzubringen. Auch jetzt sind sie wieder unter einem Emir vereinigt, welcher aber der Pforte Tribut zahlte, bis 1831 Ibrahim. Pascha von Ägypten, die Eroberung Syriens unternahm, sich mit den Drusen verbündete und sie durch Versprechungen dauernd für sich zu gewinnen suchte. Die Drusen können 40,000 streitbare Männer stellen, die von Ausrufern aufgeboten werden, welche auf die Berge steigen und von da zum Ergreifen der Waffen auffodern. Die Tracht der Männer besteht in einem kurzen, mit Seide, auch wol mit Gold gemusterten baumwollenen Oberkleide, weiten Beinkleidern und rothen Stiefeln, über die sie gelbe Pantoffeln ziehen; im Gürtel tragen sie Dolche und Pistolen und einen kurzen Säbel. Die Frauen zeichnen sich durch einen seltsamen [601] Kopfputz, das Tantur, aus, ein silbernes oder nur versilbertes bis zwei Fuß langes Horn, welches an der Seite oder vorn so fest am Kopfe befestigt wird, daß sie es oft mehre Wochen lang nicht ablegen und über das sie einen weiten Schleier tragen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 601-602.
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