Delaware [2]

[606] Delaware (abgekürzt Del.), einer der Staaten der nordamerikan. Union (s. Karte »Vereinigte Staaten«), mit 5310 qkm Fläche, der kleinste nach Rhode Island, den nordöstlichen Teil der Halbinsel zwischen Chesapeake- und Delawarebai umfassend und von Maryland, Pennsylvanien und New Jersey sowie von dem Atlantischen Ozean umgrenzt. Das Land ist teils eben, teils flachhügelig und erhebt sich nur im äußersten Norden bis 85 m ü. M. Die hafenlose, offene Küste ist von niedrigen Dünen besetzt, von Lagunen und Salzmarschen und Sümpfen begleitet. Im N. herrscht fruchtbarer Ton- und Weizenboden vor, der Süden ist sandig. Hier erstreckt sich auch 20 km lang der Cypreß Swamp, mit vielen giftigen Schlangen. Das Klima ist im allgemeinen mild (11,5° Mitteltemperatur), gelegentlich treten aber harte Fröste ein (1899:-25,5°), während im Juli bisweilen 40° erreicht werden. Malariafieber sind in den Sumpfgegenden verbreitet. Die Bevölkerung betrug 1900: 184,735 Seelen (94,158 männlich, 90,577 weiblich), darunter 30,697 Farbige und 13,810 im Ausland Geborne. Die Elementarschulen hatten 1899: 840 Lehrkräfte mit 29,390 Schülern. Das Delaware College zu Newark hat 19 Lehrer und 110 Studierende. Es erscheinen 41 Zeitungen. Ein protestantischer und ein katholischer Bischofresidieren in Wilmington. Von der Oberfläche sind 60 Proz. unter Kultur, 22 Proz. Wald. Mit Mais waren 1899 bestellt 76,810, mit Weizen 47,496 Hektar, mit Kartoffeln, Bataten, Zwiebeln, Tomaten auch beträchtliche Flächen. Berühmt ist der Erdbeer- und Pfirsichbau, doch wurde der letztere (2,4 Mill. Bäume) durch den harten Winter von 1899 sowie durch Baumkrankheiten schwer geschädigt. Der Viehstand betrug 1900: 36,424 Pferde, 5061 Maultiere und Esel, 55,420 Rinder, 11,776 Schafe und 50,862 Schweine. Die Butterbereitung ist bedeutend. Nicht unbeträchtlich ist auch die Fluß- und Küstenfischerei. Die Industrie (1899 mit 1417 Betrieben, 22,203 Arbeitern und für 45,4 Mill. Doll. Erzeugnissen) ist am schwungreichsten in der Lederbereitung (20 Betriebe), der Maschinen- und Eisenbahnmaterialfabrikation (31 Betriebe) und des Schiffbaues (11 Werften). Eisenbahnen gibt es 562 km, elektrische Bahnen 69 km. Ein 26 km langer Schifffahrtskanal verbindet die Delaware- und Chesapeakebai. Die Handelsflotte des Staates zählt 152 Fahrzeuge (37 Dampfer) mit 20,119 Ton. Nach der Verfassung von 1831 werden Gouverneur und Senat (17 Mitglieder) auf vier Jahre, die 35 Repräsentanten dagegen auf zwei Jahre direkt vom Volke gewählt. Zum Senat der Union entsendet D. zwei, zum Repräsentantenhaus einen Abgeordneten; bei der Präsidentenwahl hat es eine Stimme. Die Schulden des Staates betrugen 1890: 887,573, der drei Grafschaften 618,400, der Städte 1,413,111 Doll. Hauptstadt ist Dover, größte Stadt aber Wilmington. – D. wurde zuerst von Schweden und Finnen unter dem Namen Neuschweden kolonisiert. Das Land kam indessen schon 1655 unter niederländische Hoheit, und 1664 wurde es in das von den Engländern den Niederländern abgenommene und von Karl II. dem Herzog von York verliehene Territorium eingeschlossen, welcher es 1682 an William Penn übertrug. Seitdem blieb D. bis 1775 nominell mit Pennsylvanien vereinigt, obgleich es unter dem Namen der »Untern Länder des Delaware« seit 1703 eine besondere Regierung hatte. Als solche wurde D. auf dem ersten Kongreß zu New York 1765 vertreten und als Staat in die Union aufgenommen. D. ist einer der wenigen Staaten, welche die Konstitution der Vereinigten Staaten (3. Dez. 1787) einstimmig annahmen. Während des Sezessionskriegs blieb D. der Union treu. Vgl. F. Vincent, A history of the state of D. (Philad. 1870).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 606.
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