Derfflinger

[655] Derfflinger, Georg, Reichsfreiherr von, brandenburg. Generalfeldmarschall, geb. 10. März 1606 zu Neuhofen in Oberösterreich, gest. 4. Febr. 1695 in Gusow, verließ nach dem Bauernaufstand 1625 die Heimat, trat in ein Reiterregiment des Herzogs Johann Ernst von Weimar, dann als Offizier in schwedische Dienste, ward 1635 Oberstleutnant und zeichnete sich unter Banér und Torstensson als Reiterführer aus, ward auch zu diplomatischen Missionen nach Stockholm und an Rákóczy verwendet. Seit 1646 mit einer reichen Erbtochter, v. Schaplow, verheiratet, lebte er nach dem Westfälischen Frieden auf deren Gut Gusow in der Mark Brandenburg, trat 1654 als Generalmajor der Kavallerie in brandenburgische Dienste, nahm in der Schlacht von Warschau 1656 das feste Kloster Priment im Sturm und ward dafür Generalleutnant, 20. Juni 1657 Wirklicher Geheimer Kriegsrat und Generalfeldzeugmeister. Auch während des Krieges gegen Schweden 1658–59 begleitete er den Kurfürsten, erhielt 1670 die Würde eines Generalfeldmarschalls und die Oberleitung der Reiterei und Artillerie. An dem Feldzug 1672–73 nahm er wegen eines Streites mit dem Fürsten von Anhalt nicht teil. 1674 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, ging D. als Gesandter nach Holland. Während des Krieges gegen die in Brandenburg eingebrochenen Schweden bemächtigte er sich 25. Juni 1675 der von den Schweden besetzten Stadt Rathenow und bahnte dadurch dem Kurfürsten den Weg zu dem Siege bei Fehrbellin 28. Juni 1675, bei dem er selbst mitkämpfte. 1677 leitete er die Belagerung von Stettin, ward nach der Eroberung Statthalter von Hinterpommern und Obergouverneur aller pommerschen Festungen, begleitete auch trotz seines vorgerückten Alters den Kurfürsten in den neuen Feldzug, führte bei dem Angriff auf Rügen das Mitteltreffen und war unter den ersten, die am 23. Sept. 1678 die Insel betraten. Nachdem er durch die Eroberung Stralsunds die Schweden vom deutschen Boden vertrieben, setzte er mit 9000 Mann und 30 Kanonen auf Schlitten über das Frische und Kurische Haff und schlug die Schweden bei Tilsit 1679. Nach ihm wurde 1889 das neumärkische Dragonerregiment Nr. 3 benannt. Mit seinem ältesten Sohne, Friedrich, Freiherrn von D., der, 11. April 1663 in Gusow geboren, 29. Jan. 1724 als Generalleutnant starb, erlosch sein Geschlecht; der jüngere war schon 1686 vor Ofen geblieben. Vgl. König, Authentische Nachrichten von dem Leben Derfflingers (Stendal 1786); Graf zur Lippe, Derfflinger (Berl. 1880), Fischer, Beiträge zur Geschichte des Feldmarschalls D. (das. 1884); v. Unger, Feldmarschall D. (das. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 655.
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