Kind [2]

[5] Kind, 1) Johann Friedrich, Dichter u. Schriftsteller, geb. 4. März 1768 in Leipzig, gest. 25. Juni 1843 in Dresden, studierte in Leipzig Rechtswissenschaften, ließ sich 1793 als Rechtsanwalt in Dresden nieder, entsagte aber 1814 der juristischen Praxis, um sich ungestört seiner schriftstellerischen Tätigkeit widmen zu können. Unter seinen belletristischen Arbeiten fanden Gedichte, Novellen und Erzählungen trotz ihrer platt romantischen Darstellungsweise vielen Beifall. Wir nennen davon: »Lenardos Schwärmereien« (Leipz. 1793), »Natalia« (Züllichau 1802–04, 3 Bde.), »Leben und Liebe Rynos und seiner Schwester Minona« (das. 1805, 2 Bde.), »Malven« (das. 1805, 2 Bde.), »Tulpen« (1806–10, 7 Bde.), »Die Harfe« (das. 1814–19, 8 Bde.), »Lindenblüten« (das. 1819, 4 Bde.) u. a. Von seinen dramatischen Dichtungen (»Theaterschriften«, Leipz. 1821–27, 4 Bde.) hielten sich einige, wie »Wilhelm der Eroberer«, »Van Dycks Landleben« etc., längere Zeit auf der Bühne. Am meisten Glück aber machten seine Operntexte: »Das Nachtlager von Granada« (von Kreutzer komponiert), »Der Holzdieb« (Musik von Marschner) und besonders der durch K. M. v. Webers Musik unsterblich gemachte »Freischütz« (mit Briefen des Komponisten herausgegeben, Leipz. 1843). Auch gab er einige Jahrgänge (1815–18) von Beckers »Taschenbuch zum geselligen Vergnügen« heraus; 1817–26 besorgte er mit Winkler (Th. Hell) die Redaktion der »Abendzeitung«, später auch eine Zeitlang die der »Dresdener Morgenzeitung«. Kinds »Gedichte« (Leipz. 1808, 5 Bde.; 2. Aufl., das. 1817–25) trugen durchaus das Gepräge schwächlicher Nach- und Anempfindung, das nahezu allen Dichtern des Dresdener Abendzeitungskreises eigen war. Vgl. H. A. Krüger, Pseudoromantik. Friedrich K. und der Dresdener Liederkreis (Leipz. 1904).

2) Karl Theodor, neugriech. Philolog, geb. 7. Okt. 1799 in Leipzig, gest. daselbst 7. Dez. 1868, studierte die Rechte in seiner Vaterstadt, ließ sich hier 1824 als Advokat nieder, war 1835–46 Mitglied der Juristenfakultät und später Mitglied des Spruchkollegiums. Seit 1821 beschäftigte ihn insbes. das Studium der neugriechischen Sprache und Literatur. Von seinen Schriften nennen wir: »Neugriechische Volkslieder im Original und mit deutscher Übersetzung« (Grimma 1827); »Neugriechische Chrestomathie« (Leipz. 1835); die Ausgabe von Alex. Sutsos' »Panorama Griechenlands«, mit grammatischen Erklärungen und einem Wörterbuch (das. 1835); »Geschichte der griechischen Revolution« (das. 1833, 2 Bde.); »Handwörterbuch der deutschen und neugriechischen Sprache« (das. 1841); »Neugriechische Volkslieder« (das. 1849) und »Anthologie neugriechischer Volkslieder« (das. 1861).

3) Karl Gotthelf, Techniker, geb. 7. Juni 1801 zu Linde bei Freiberg in Sachsen, gest. 9. März 1873 auf seinem Gut am Fuß der Spicherer Höhen, war mit 13 Jahren Bergarbeiter und stellte als Bohrmeister in Stotternheim bei Erfurt unter den größten Schwierigkeiten zwei Bohrlöcher her. 1835 unternahm er die ersten Seilbohrversuche nach der Methode der Chinesen. Seit 1836 arbeitete er in Luxemburg und wendete bei Echternach an der Sauer zuerst hölzerne Bohrstangen und Freifallbohrer an. Seit 1848 suchte er sein verbessertes Bohrverfahren zum Abteufen sehr weiter, fahrbarer Bohrlöcher (Schächte) zu verwenden und erzielte in Schöneken bei Forbach mit einem 4,15 m weiten Bohrloch die günstigsten Erfolge. 1855–61 erbohrte er einen artesischen Brunnen in Passy bei Paris, der in einer Stunde 1300 cbm Wasser lieferte. Seit 1868 lebte K. zurückgezogen auf seinem Gute »die goldene Bremm«. Seine durchgreifendsten Verbesserungen und Erfindungen waren: das Bohren mit hölzernen Stangen, der Freifallbohrer, der Erweiterungs- oder Nachnahmebohrer, Versicherungen, durch die vorkommende Bohrerbrüche sogleich erkannt und zutage gefördert werden können, Schachtbohrer und Mittel zur Wasserdichtmachung der abgebohrten Schächte. Er schrieb: »Anleitung zum Abteufen der Bohrlöcher« (Luxemb. 1842).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 5.
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