Robert [2]

[27] Robert, 1) Ludwig, Dichter, geb. 16. Dez. 1778 in Berlin, aus einer jüdischen Familie (die damals noch den Namen Levin führte, den sie später mit R.-Tornow vertauschte), gest. 5. Juli 1832 in Baden-Baden, jüngerer Bruder der berühmten Rahel, später verehelichten Varnhagen v. Ense (s. d.), erlernte kurze Zeit die Kaufmannschaft, widmete sich hierauf philosophischen Studien zuerst in Halle, dann in Berlin, wo Fichtes Vorlesungen ihn begeisterten und ihm »den leichtesten Übergang zu den Lehren des Christentums« ermöglichten. Dann bereiste er Deutschland, Holland und Frankreich und lebte hierauf abwechselnd in Berlin, Dresden, Karlsruhe und Stuttgart, wo er 1814 kurze Zeit Attaché der russischen Gesandtschaft war. Als Dichter brachte er es zu keinem nachhaltigen Erfolg; das bedeutendste unter seinen Werken ist das bürgerliche Trauerspiel »Die Macht der Verhältnisse« (Stuttg. 1819). Von seinen übrigen Arbeiten seien erwähnt »Kämpfe der Zeit«, Gedichte (Tübing. 1817); »Die Sylphen«, Oper (Berl. 1806); »Die Tochter Jephthas«, Trauerspiel (Tübing. 1820); »Cassius und Phantasus«, romantische Komödie (Berl. 1825); »Staberl in höhern Sphären«, Posse (das. 1826); »Gedichte« (Mannh. 1838, 2 Tle.). Vgl. Haape, Ludwig und Friederike R. (Karlsr. 1896).

2) Florentin, Industrieller, geb. 19. April 1795 zu Iséron im Dauphiné, gest. 7. Juli 1870, begründete 1820 in Wien ein Großhandlungshaus und übernahm 1832 die Leitung einer Fabrik chemischer Produkte mit Glashütte zu Oberalm bei Hallein. 1845 kaufte er das Kohlenwerk bei Rapitz (Kladno) in Böhmen, legte große Kokereien an und schuf die Prager Eisenindustriegesellschaft. 1837 gründete R. in Seelowitz bei Brünn eine Rübenzuckerfabrik und 1840 eine Spiritusbrennerei. R. wirkte durch viele wichtige Verbesserungen fördernd, namentlich durch die Ausbildung des Prinzips mehrfacher Benutzung[27] des Dampfes und die hierauf gegründete Konstruktion eines Abdampfapparats. – Sein Sohn Julius, geb. 4. Juni 1826 in Himberg bei Wien, gest. 9. Febr. 1888 in Seelowitz, studierte in Wien und Paris, übernahm 1848 die Leitung der Seelowitzer Zuckerfabrik und schuf hier das Diffusionsverfahren, das als der größte Fortschritt der neuern Zuckerfabrikation anzusehen ist.

3) Emmerich, Schauspieler, geb. 21. Mai 1847 in Pest, gest. 29. Mai 1899 in Würzburg, sollte sich ursprünglich der Rechtswissenschaft widmen, wandte sich aber bald dem Schauspiel zu und betrat, nachdem er den Unterricht Lewinskys genossen, im September 1865 die Bühne zuerst in Zürich. Am 1. Mai 1866 trat R. bereits in den Verband des Stuttgarter Hoftheaters, gastierte im August 1867 im Berliner Schauspielhaus und wurde dort 1868 als königlichpreußischer Hofschauspieler angestellt. Gleichwohl folgte er 1872 einem Ruf Laubes an das Wiener Stadttheater und wurde 1878 lebenslängliches Mitglied des Burgtheaters. R. fesselte in seinen jüngern Jahren vornehmlich durch seine reichen äußern Mittel, mit denen er Charakter- und Liebhaberrollen zugleich beherrschte, aber auch durch den Wohllaut seines Organs und die seelische Vertiefung seiner Rollen. Hamlet, Romeo, Marcus Antonius, Egmont, Mortimer, Don Karlos, Ferdinand, später Orestes, König Ödipus, Coriolan, Oswald in Ibsens »Gespenstern« u.a. waren seine besten Leistungen. Vgl. »Dekamerone vom Burgtheater« (Wien 1880); Ant. Lindner in »Bühne und Welt«, Bd. 7, Heft 12 (Berl. 1905).

4) Karl, Philolog und Archäolog, geb. 8. März 1850 in Marburg (Hessen), studierte in Bonn und Berlin, wo er 1873 promovierte, bereiste 1873–76 Italien und Griechenland und wurde 1876 Privatdozent, 1877 außerordentlicher, 1880 ordentlicher Professor in Berlin, 1890 ordentlicher Professor und Direktor des archäologischen Museums in Halle. Seine Hauptwerke sind: »Eratosthenis catasterismorum reliquiae« (Berl. 1878); »Bild und Lied« (das. 1881); »Archäologische Märchen« (das. 1886); »Thanatos« und »Homerische Becher« (Berliner Winckelmannsprogramme, 1879 und 1890); »Hallische Winckelmannsprogramme« (1890 ff., hauptsächlich zur Geschichte der griechischen Malerei); »Die antiken Sarkophagreliefs« (bisher Bd. 2 und 3, Berl. 1890–98); »Studien zur Ilias« (das. 1901, mit Beiträgen von Bechtel). Auch gab er die vierte Auflage von Prellers »Griechischer Mythologie« (Bd. 1, Berl. 1887–94) heraus und ist seit 1882 Mitherausgeber des »Hermes«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 27-28.
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