Clodius

[214] Clodius. I. Glieder der römischen Clodia gens, so v. w. Claudius (s.d.): diese Schreibung wählten bes. in der letzten Zeit einige der Familie Pulcher, unter ihnen namentlich 1) Publius C. Pulcher, Bruder des Claudius 16), ein schlauer, verwegener Mann, diente unter seinem Schwager Lucullus in dem Mithridatischen Kriege, aber von demselben wenig geachtet, machte er eine Meuterei im Heere; als er von dort nach Cilicien ging, fiel er den Seeräubern in die Hände, welche ihn indeß bald losließen; nachdem er noch in Syrien Unruhen erregt hatte, begab er sich nach Rom zurück, wo indeß Catilina ihn vergebens für seine Pläne zu gewinnen suchte. Im Jahre 61 v. Chr. von Cäsars Gemahlin, Pompeja, in Frauenzimmertracht verkleidet, zu dem Feste der Bona Dea, welchem bei Todesstrafe kein Mann beiwohnen durfte, gezogen, wurde er entdeckt u. angeklagt, doch, beim Volke beliebt, losgesprochen; gegen Cicero, der gegen ihn gezeugt hatte, faßte er deshalb tödtliche Feindschaft, welche er bej als Partisane des Pompejus u. Cäsar an den Tag legte. Er ließ sich von einem Plebejer adoptiren u. wurde nun Tribunus plebis; als solcher brachte er im Jahre 59 die Lex de vi (s. Clodiae leges e) ein, durch welche Cicero genöthigt wurde, ins Exil zu gehen. C. verwüstete nun die Besitzungen des Verbannten u. kaufte dessen Haus. Durch mehrere Gesetze (s. Clodiae leges) hatte er sich bereits das Volk befreundet u. terrorisirte nun ganz Rom; selbst Pompejus u. Cäsar fürchteten ihn. Gegen Cicero's Freunde, wie den Tribunen Milo, erlaubte er sich die offensten Gewaltthätigkeiten u. vereitelte alle Versuche, Cicero aus dem Exil zurückzurufen. Als Cicero endlich doch zurückkehrte, begann er seine alten Unbilden von Neuem gegen ihn; seit 56 widmete er seine Zeit der gerichtlichen Praxis u. 53 v. Ch. fiel er durch Milo, als beide sich auf der Straße begegneten u. es zwischen ihren bewaffneten Begleitern zu Thätlichkeiten kam, s. Rom (Gesch.). 2) Sextus C., Genosse des Vorbei allen Schandthaten, bes. führte er die Truppen desselben an u. verfaßte seine Gesetzvorschläge (s. Clodiae leges); er zündete die Curie an, wurde aber 52 v. Chr. mit seinen Genossen exilirt; 44 sprach M. Antonius für seine Rückkehr. 3) Rhetor, aus Sicilien; lebte in Rom, war Lehrer u. Liebling des M. Antonius, der ihm 2000 Jugera auf dem Leontinischen Gebiet schenkte.

II. Personen neuerer Zeit: 4) Christian August, geb. 1738 in Annaberg; wurde Professor der Philosophie u. später der Dichtkunst in Leipzig u. st. 1784; er schr.: Versuche aus der Literatur u. Moral, Lpz. 1767–69, 4 Ste.; Neue vermischte Schriften, ebd. 1780, 4 Thle.; Odeum, eine Monatsschrift, ebd. 1784, 6 Ste. 5) Julie Friederike Henriette, geb. Stölzel, Gattin des Vorigen, geb. 1755 in Altenburg, st. 1805 in Dresden; sie übersetzte die Gedichte der Elisabeth Carter u. Charlotte Smith aus dem Englischen, Dresd. 1788; u. schr. den Roman Eduard Montreseuil, Lpz. 1806. 6) Christian August Heinrich, Sohn der Vorigen, geb. 1772 in Altenburg, war seit 1800 Professor der praktischen Philosophie in Leipzig u. st. das. 1836; er schr.: Gedichte, Lpz. 1794; Eros u. Psyche (allegorisches Gedicht), ebd. 1836; Entwurf zu einer systematischen Poetik, Lpz. 1804, 2 Thle.; Grundriß der allgemeinen Religionslehre, ebd. 1806: Von Gott in der Natur, in der Menschengeschichte u. im Bewußtsein, ebd. 1818–22, 4 Bde.; übersetzte mehrere Romane u. Lafontaine's Fabeln, ebd. 1803, 2 Thle.; u. gab heraus Seume's Spaziergang nach Syracus in 4 Aufl. 1815–19 u. dessen Gedichte in 4 Ausgaben 1815–19; Klopstocks Nachlaß, ebd. 1821, 2 Thle.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 214.
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