Peking [1]

[783] Peking (Pekin, d.i. Hof des Norden), 1) Hauptstadt[783] des Kaiserreichs China (daher sonst King-ße, d.i. Hauptstadt, auch Thing-Tiën, d.i. dem Himmel gehorsam) u. der Provinz Petschili u. des Bezirks Schün-thiang; Hauptresidenz des Kaisers, Sitz aller höchsten Landesbehörden, mit vielen Thürmen versehenen, dicken Mauern, hat 12 große Vorstädte u. gegen 6 Meilen im Umfang. In niedriger, theilweise sumpfiger Gegend gelegen, wird die Stadt von mehrern Flüßchen u. Kanälen durchschnitten u. zerfällt in die beiden Hauptheile: a) die Tataren- (Mandschu-) stadt (Dschintschen, d.i. Thronstadt), ein regelmäßiges Viereck, worin der kaiserliche Palast sich befindet, u. b) die Chinesenstadt (Woilotschen, d.i. äußere Stadt), ein längliches Viereck, mit vielen Gärten u. Feldern. Die Mauern haben 16 Thore, jedes aus zwei großen neunstockigen Häusern bestehend, dazwischen die Kasernen, Magazine u.a.; die Straßen sind gerade, 130 bis 200 Fuß breit, nur wenige sind gepflastert (die ungepflasterten werden täglich mehrmals mit Wasser besprengt), die seitwärts gehenden haben (Nachts verschlossene) Gitterthore, die Hauptstraßen Tag u. Nacht Wache. Der Kaiserpalast od. Dsündsin-schen ist bei einer 30 Fuß hohen u. 12 Fuß dicken Mauer u. von einem Wassergraben umgeben u. enthält bei einem Umfang von 1/2 Meile eine große Menge von Palästen, Tempeln, Höfen, Gärten, Magazinen, Gebäuden für die Behörden u. Truppen, Apotheken, Schulen, Fabriken, Bibliothek u. Druckerei. Die innere Ausschmückung ist prächtig, die neun inneren Höfe sind durch Marmorthore verbunden, die Dächer sind vergoldet od. lackirt, im Innern sind mehre künstliche Teiche u. der aus Steinkohlen aufgebaute, mit Bäumen u. Gärten bepflanzte Dsin. Von allen Seiten ist der kaiserliche Palast von der kaiserlichen Stadt (Hwang-Tsching) umschlossen, welche ebenfalls von einer Backsteinmauer, durch welche acht Thore führen, umgeben ist u. mehr als eine Meile in Umfang hat. In dieser Stadt befinden sich nur Staatsgebäude (das Examengebäude, Sternwarte, Universität, Münze, Findelhaus, Impfungshaus etc.). Um diesen Stadttheil lagert sich nun wieder ein Viereck, die Innere Stadt (Nei-Tsching), mit 384 großen u. 29 kleineren Straßen, der eigentliche Sitz der Mandschukrieger. Auch dieser Stadttheil ist mit einer starken Mauer umgeben, aus welcher Basteien von 60 F. Durchmesser vorspringen. Dieser ganze nördliche Stadttheil (Tatarenstadt) ist dem Heergesetz unterworfen u. bildet gewissermaßen das Friedens u. Kriegshoflager des Kaisers. Südlich daran stößt die Chinesenstadt, ebenfalls mit einer Backsteinmauer u. mit Wassergraben umgeben; hier befinden sich alle Waarenlager u. Belustigungsörter u. hier ist der Ort des eigentlichen Verkehrs. P. enthält eine große Menge Paläste der Großen (angeblich 10,000), sie sind einstockig, aber steinern; Tempel, darunter 33 Haupttempel, mehre christliche Kirchen u. Moscheen, Begräbnißörter, Klöster etc. Von wissenschaftlichen Anstalten findet sich hier eine kaiserliche Bibliothek, Freischulen, eine astronomische u. medicinische Societät, Zeitungsexpedition, Sternwarte; von Wohlthätigkeitsanstalten ein Findelhaua u. Kuhpockenimpfungsanstalt. Die Polizei steht unter Mandschu (General der neun Thore genannt), welcher durch Patrouillen u. durch besondere Gesetze für Ruhe u. Ordnung musterhaft wacht. Die Verproviantirung der Stadt geschieht mittelst großer Magazine von Reis in den Vorstädten, welche auf acht Jahre berechnet sind. Einw. rechnet man 2 Mill.; dieselben beschäftigen sich mit Verfertigung u. Verkauf alles dessen, was zum chinesischen Luxus gehört; der Handel ist ausgebreitet. Auf der Kreuzung der großen Straßen stehen Denkmäler berühmter Chinesen. Einige Meilen von P. ist das Lustschloß Yu-en-Mingynen, großer Park, viele Gebäude, Anlagen. Vgl. Lange, Beschreibung von Peking, herausgegeben von Pallas, Petersb. 1760. P. wird schon seit 2000 Jahren als große Stadt genannt; unter der Dynastie Yuen wurde sie Hauptstadt u. Residenz, um der Nordgrenze u. der großen Mauer näher zu sein. 1274 u. 1524 wurde die Mauer gebaut. 13. Octbr. 1860 wurde die Stadt von den Engländern u. Franzosen eingenommen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 783-784.
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