Pombal [2]

[334] Pombal, Dom Sebastian Joseph Carvalho, Graf von Oeyras, Marquis von P., Sohn eines Edelmanns, geb. 1699 auf Schloß Soure bei Coimbra; studirte in Coimbra die Rechte, trat später unter die portugiesische Garde, nahm aber bald den Abschied u. heirathete die reiche Teresa de Noronha-Almada. Er wurde 1739 unter Johann V. Gesandter in London u. 1745 in Wien, wo er die Differenzen zwischen Papst Benedict XIV. u. der Kaiserin Maria Theresia ausgleichen sollte u. wo er, Wittwer geworden, eine Gräfin Daun, Nichte des Feldmarschalls, heirathete. Nach des Königs Tode, 1750, bei König Joseph I. Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten geworden, brachte er sogleich neues Leben in die Staatsverwaltung, ordnete die Verhältnisse Portugals mit auswärtigen Mächten u. schloß 1750 u. 1753 mit Spanien den Vertrag wegen Paraguay (s.d.); im Innern brach er die Macht der Jesuiten, des hohen Clerus u. Adels, untersagte die Glaubensacte der Inquisition u. störte den Engländern das Handelsmonopol. Bei dem Erdbeben, welches Lissabon zerstörte, entfaltete P. ein ungemeines Talent u. große Thätigkeit, u. der König ernannte ihn 1756 zum ersten Minister. Das schnelle Steigen erregte ihm aber Neider u. Feinde, die erbittertsten waren die Jesuiten, welche er aus der Umgebung des Königs verwiesen hatte; gegen sie suchte er sich durch ein Gesetz zu sichern, welches jeden, der ihm persönlich in den Weg träte, des Crimen laesae majestatis für schuldig erklärte. Einen Mordversuch auf den König Joseph I. in der Nacht vom 3. zum 4. September 1758 benutzte er, um mehre Große u. Jesuiten zum Tode verurtheilen od. verbannen zu lassen, 1759 aber den ganzen Jesuitenorden für mitschuldig zu erklären, die Mitglieder desselben gefangen zu nehmen u. nach Rom zu transportiren, worüber er mit Clemens XIII. in Mißhelligkeiten kam. Der König ernannte ihn zum Grafen von Oeyras, u. von nun an herrschte P. mit größter Strenge, u. Verbannung nach Afrika war das Loos jedes, welcher sich ihm widersetzte. Als 1760 der Bourbonische Familientractat geschlossen wurde, suchte Frankreich u. Spanien auch Portugal wegen der gemeinschaftlichen Abstammung der Häuser Bourbon u. Bragança hineinzuziehen u. zugleich den Engländern seine Häfen zu verschließen, doch P. wies diesen Antrag zurück, u. als darauf sich Frankreich u. Spanien rüsteten, um Portugal zu bezwingen, rief P. den Grafen von Schaumburg-Lippe in das Land, welcher das Heer reorganisirte. Um den Handel Portugals zu heben, suchte P. die Marine zu mehren, demüthigte Algier, errichtete Handelscompagnien nach Fernambuc, Para u. Marañon, legte Pflanzungen in Brasilien u.a. Colonien an, sorgte für Verbesserung des Schulwesens u. hielt auf Toleranz im Religionswesen. 1770 söhnte sich Portugal mit dem neuen Papst, Clemens XIV., aus, wofür Joseph I. den Grafen zum Marquis von P. ernannte. 1772 unterwarf er die Universität Coimbra einer Reform u. ließ bald darauf den Kanal von Oeyras anlegen. 1777 st. der König, u. seine Tochter Maria, eine Feindin P-s, erhielt die Regierung. Sogleich mußte P. abdanken, u. der Haß seiner Gegner brach nun gegen ihn los; es wurde ihm der Proceß wegen seiner Verwaltung gemacht u. er zum Tode verur-theilt, doch begnadigte ihn die Königin 1781, u. er st. in Pombal 8. Mai 1782. 1832 ließ Dom Pedro eine Erzbüste P-s neben der Statue Josephs I. aufstellen. Vgl. Anecdotes du ministère de P., Warschau 1784; L'administration du Marquis de P., Amsterd. 1788, 4 Bde.; Smith, Memoirs of P., Lond. 1843, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 334.
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