Persien

Asien. I. (Karten)
Asien. I. (Karten)
Menschenrassen. II. 21. Eskimo. 22. Samojedin. 23. Chinesin. 24. Japanerin. 25. Siamesin. 26. Birmanin. 27. Lappin. 28. Tatarin. 29. Ainufrau, tätowiert. 30. Wedda. 31. Tamil. 32. Singhalesin. 33. Perserin. 34. Araberin. 35. Ägypterin. 36. Maurin. 37. Romanin. 38. Slawin. 39. Germanin, dunkel. 40. Germanin, blond.
Menschenrassen. II. 21. Eskimo. 22. Samojedin. 23. Chinesin. 24. Japanerin. 25. Siamesin. 26. Birmanin. 27. Lappin. 28. Tatarin. 29. Ainufrau, tätowiert. 30. ...
1358. Persien.
1358. Persien.
Flaggen.
Flaggen.

[380] Persien, der westl. Teil des Iran. Hochlandes [Karten: Asien I u. I, 1], 1.645.000 qkm, etwa 9 Mill. E., durchschnittlich 1200 m hohes, im NNW. und S. von Randgebirgen (im S. Ghanugebirge in Laristan, Guschnagan und Kamara-Koh in Farsistan, Koh-i-Serd in Chusistan, im Koh-i-Dena 5180 m hoch, Puschti-Koh in Luristan etc., im N. von dem Elburs [bis 5670 m hoch im Demawend]) begrenztes Hochland, im Innern abflußlos; große Wüsten (Kewir), Seen (Urmi[a]see, Nirissee) und Sümpfe; Flüsse unbedeutend: Aras, Kisil-Usen, Kercha und Karun. Klima sehr extrem und trocken, daher Vegetation dürftig, nur bei künstlicher Bewässerung und in den Tälern mannigfaltig; zwischen dem heißen Küstenland (Germasir) und der kalten, trocknen Hochfläche (Serhad) liegt das fruchtbare Land der Täler und Terrassen (Tengsir), in denen Wein, Orangen, Obst, Myrten und Rosen gedeihen; üppige Vegetation (Reis, Mais, Weizen, Maulbeerbäume, Südfrüchte) zwischen dem Elburs und dem Kaspischen Meere. Minerale etc.: Steinsalz, Naphtha, Schwefel, Steinkohle, Blei, Kupfer, Türkis.

Bevölkerung geteilt in Ansässige (Tadschik) und Nomaden; erstere [Tafel: Menschenrassen, 33], mit fremdem Blute vermischte Nachkommen der alten Perser, Meder und Baktrier, begabt und arbeitsam, treiben Ackerbau und Gewerbe und sind Schiiten; zu ihnen gehören noch die Parsen oder Gebern, Luren und Kurden; die Nomaden (Ilat, etwa 2 Mill.) meist türk. Stammes und Sunniten; außerdem Araber (260.000), Juden, Armenier, christl. Nestorianer (23.000), Türken und Zigeuner. Beschäftigung: Seidenbau, Anbau von Zuckerrohr, Baumwolle, Opium, Wein und Obst, bes. aber Reis und Tabak; Hauptbeschäftigung der Nomaden Viehzucht (Schafe und Ziegen); im Pers. Meerbusen Perlenfischerei. Industrie (in der Abnahme begriffen) in Filz- und Flanellarbeit, Porzellan –, Steingut –, Lederfabrikation, Teppich-und Seidenweberei, sowie Waffenverfertigung. Hauptstadt Teheran. Handel s. Beilage: Asien; Handelsplätze: Buschehr, Schiras, Bendarabbas, Lingeh, Meschhed, Astrabad, Täbris; Eisenbahnen s. Beilage: Eisenbahnen; Telegraphenlinien 9580 km. Münzen: der Kran nominell = 1 Frs., in Wirklichkeit = etwa 0,50 M, und der Toman (in Gold = 7,2 M, in Silber = etwa 2 M).

Verfassung und Verwaltung. Unumschränkte Gewalt des Schahs, dem ein Ministerrat zur Seite steht; an der Spitze der schiitischen Priesterschaft der Imâm-Dschuma; Verwaltung der Provinzen durch fast unumschränkte Statthalter (Beglerbegs, Hakims). Heer. Ergänzung des in 12 Divisionen eingeteilten Heers nach dem Kantonsystem; Dienstzeit im Frieden 1/2-2 Jahre, im Kriege unbeschränkt. Kern die irregulären Truppen (Redifs), 125 Reiterscharen von 3-400 Mann, davon etwa 1200 als Leibwache in Teheran. Reguläre Truppen (Nisam): 79 Infanteriebataillone (6-800 Mann), 23 Feldartilleriebataillone zu 2-3 Batterien (je 4-8 Geschütze) und 1 Pionierbataillon. In Teheran stehen 5-8 Infanteriebataillone, 2 Kosakenregimenter (400 Mann), 1 Kosakenbatterie zu 6 und 6-10 Batterien zu 8 Geschützen und 1 Maschinengewehrabteilung. Kriegsstärke 54-60.000, nach amtlichen Listen 150.000 Mann. Finanzen. Staatseinnahmen (82 Proz. aus Abgaben) 1903/4: 73 Mill. Krans. Wappen: goldener Löwe im blauen Felde mit krummem Säbel; hinter ihm eine goldene Sonne [Abb. 1358]; Flagge auf Tafel: Flaggen. Orden: Sonnenorden, Aliorden, Damenorden Neschane-Aftab. – Entdeckungsgeschichte s. Beilage: Entdeckungsreisen.

Geschichte. Die ältesten Bewohner P.s bestanden aus mehrern Stämmen, die 650 v. Chr. von den Medern unterworfen wurden. Cyrus (559-529 v. Chr.) stürzte die Herrschaft der Meder, unterwarf Kleinasien und machte die Perser zum herrschenden Volke in Asien; sein Sohn Kambyses (529-522) eroberte Ägypten, Darius Hystaspis (521-485) Thrazien und Mazedonien, unterlag aber wie auch sein Sohn Xerxes I. (485-465) den Griechen (s. Griechenland). Unter des letztern Nachfolgern, Artaxerxes I. Longimanus (465-424), Xerxes II. (424), Darius II. Nothos (424-405), Artaxerxes II. Mnemon [380] (404-358) und Artaxerxes III. Ochus (358-338), verfiel das Reich durch innere Kämpfe immer mehr, bis es Darius Kodomannus 331 an Alexander d. Gr. verlor. 323-240 herrschten die Seleukiden, dann bis 226 n. Chr. die parthischen Arsaciden, denen die Sassaniden folgten; der letzte Sassanide, Jezdegerd III., ward 642 vom Kalifen Omar besiegt und vertrieben, worauf die Araber P. eroberten. Ihre Herrschaft wurde 1220 durch die Mongolen unter Dschingis-Chan gestürzt, die das Land bis zum Tode Timurs 1405 beherrschten. Dann machten sich die Turkmanen zu Oberherren, Ismael-Seffi (1501-23) gründete das neupers. Reich, das unter Abbas (1586-1628) und Nadir (1736-47) durch glückliche Kriege gegen Türken, Usbeken, Afghanen, Inder etc. sich vergrößerte, seitdem aber verfiel, indem sich in Ostiran Afghanistan losriß, in Westiran die entstandenen Königreiche unablässig bekämpften, bis Aga Mohammed (1794-97) diese unterwarf und die noch herrschende Dynastie der Kadscharen gründete. Sein Neffe Feth Ali (1797-1834) verlor 1797 Derbend, 1802 Georgien, 1813 die Kaukasusländer, 1828 Armenien an Rußland. Unter Muhammed (1834-48) demoralisierte Rußlands und Englands Eifersucht die Regierung, bis P. fast ganz von ersterm abhängig ward. Sein Nachfolger Naßir ed-dìn eroberte 1852 und 1855 Herat, ward aber beidemal durch die Engländer zur Rückgabe gezwungen; auf dem Berliner Kongreß (1878) erhielt P. Kotur von der Türkei zurück. Nach seiner Ermordung (1896) folgte sein Sohn Muzaffer ed-din Mirza, unter dem P. in finanzielle Abhängigkeit von Rußland geriet. 1901 wurden die Zölle und Wegegelder im Innern des Landes abgeschafft und die Post verstaatlicht. 1906 wurde vom Schah die Einberufung einer Versammlung von Vertretern der Kaufmannschaft und der Geistlichkeit zugestanden und die Gleichheit aller vor dem Gesetz verkündet. – Vgl. Stolze und Andreas, »Handelsverhältnisse P.s« (1885); Benjamin (engl., 1887); Rausch von Traubenberg, »Hauptverkehrswege P.s« (1890); Bleibtreu (1894); de Morgan, »Mission Scientifique en Perse« (4 Bde., 1894-96); Stahl (1895 u. 1897); Wilson, »Persian life« (1896); Geschichte von Malcolm (deutsch, 2 Bde., 1830), Justi, »Geschichte des alten P.« (1879), Nöldeke (1887), Gutschmid (1888), E. Meyer (1901) etc.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 380-381.
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