Watts

[433] Watts, George Frederick, engl. Maler, geb. 23. Febr. 1817 in London, gest. 1. Juli 1904 auf seinem Landgut Limnerslease, bildete sich in seiner Jugend, ohne Lehrer und ohne Kopien zu machen, hauptsächlich nach den Elgin Marbles im Britischen Museum und nach den Gemälden der großen Italiener, gewann 1842 mit einem für das Parlamentshaus bestimmten Karton: Caractacus, im Triumph durch die Straßen Roms geführt, einen Preis und studierte hierauf 1844–46 in Florenz weiter. Den italienischen Meistern verdankt er die gewaltige Formensprache und den edlen Faltenwurf seiner Hauptwerke, die nach seinem eignen Ausspruch in erster Linie einen moralischen Zweck verfolgen. Die bedeutendsten sind: der barmherzige Samariter (im Stadthaus zu Manchester), St. Georg, dem Drachen auflauernd (im Parlamentshaus zu London), die Gesetzgeber der Welt, von Moses bis Eduard I. (Fresko in der Halle von Lincoln's Inn), Paolo und Francesca von Rimini, Lebensillusionen (nach Boccaccio), Fata Morgana, Zeit, Tod und Gericht (Mosaikgemälde in der Paulskirche), Sir Galahad, die Hoffnung, der glückliche Krieger, Ariadne, Mutterglück, Orpheus und Eurydike, Diana und Endymion, die Kindheit Jupiters, das Triptychon Eva, die Erbauer der Arche, Jakob und Esau, der Tod krönt die Unschuld, die Liebe und der Tod, Liebe und Leben, triumphierende Liebe, Mammon, das Gewissen, der Hof des Todes. Nicht minder bedeutend als diese symbolischen Gemälde sind seine Bildnisse, von denen die von John Stuart Mill, Kardinal Manning und Tennyson, Swinburne, D. G. Rossetti, Burne-Jones, Morris, Leighton, Crane und Joseph Joachim hervorgehoben seien. Er hat auch treffliche Landschaften gemalt und eine Anzahl plastische Werke ausgeführt, darunter eine Büste der Klytia, die Statue seines Freundes und Gönners Lord Holland in Holland Park und die Reiterstatue des Grafen von Chester in Eatonhall. 1867 zum außerordentlichen und bald darauf zum ordentlichen Mitglied der Londoner Akademie gewählt[433] und von seinen Landsleuten als einer ihrer größten Meister geschätzt (die Erhebung in den Adelstand lehnte er zweimal ab), wurde er im Ausland erst viel später in seiner wahren Bedeutung gewürdigt. Seine Werke, von denen nur ganz wenige in auswärtige Museen gelangten (Luxembourgmuseum in Paris, Neue Pinakothek in München etc.), vermachte er dem Staate, der einer Auswahl von ihnen bereits bei seinen Lebzeiten einen Wattssaal in der Londoner Tategalerie eingeräumt und einige seiner bessern Bildnisse in die dortige Porträtgalerie aufgenommen hatte. Vgl. Cartwright, G. F. W., royal academician (Lond. 1896); Jessen, George Frederick W. (Berl. 1901); Macmillan, The life-work of G. F. W. (Lond. 1903); Miß R. Sketchley, G. F. W. (das. 1904); K. West und R. Pantini, G. F. W. (das. 1904); O. v. Schleinitz, G. F. W. (Bielef. 1904); Mrs. Russell Barrington, G. F. W., reminiscences (Lond. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 433-434.
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